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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Ich muss ihn vom Hotel aus anrufen.«
    Vom »Ritz« aus konnte Beatrice kurz mit ihrem Vater telefonieren. Er sprach sehr leise und wirkte abwesend. Als sie der Telefonistin die Nummer von Carlyon gab, erzählte man ihr, dass es irgendein Problem mit der Verbindung gäbe. Sie würde also ohne Ankündigung dort erscheinen müssen.
    Es war außergewöhnlich für Beatrice, im »Ritz« Cocktails zu trinken. Sie traf zufällig auf Menschen, an die sie seit ihrer letzten Begegnung keinen einzigen Gedanken verschwendet hatte – die Zeit damals kam ihr wie ein anderes Leben vor. Niemand fragte sie, wo sie gewesen war, obwohl der eine oder andere sie neugierig musterte. Und sie lachte und scherzte mit ihnen, um all das auszulöschen, was geschehen war. Sie stellte fest, dass es ihr nicht gelang. Am nächsten Tag würde sie Tommy und ihren Vater wiedersehen. Und sie würde ihr Zuhause betreten, aus dem ihre Mutter verschwunden war. Bei diesem Gedanken überkam sie einmal mehr tiefe Traurigkeit. Der Drink brannte in ihrer Kehle, als sie ihn hinunterstürzte, aber es schien zu helfen. Als sie später im Restaurant beim Essen saß, war sie wie betäubt.
    »Du bist völlig fertig, stimmt’s?«, murmelte Rafe. »Soll ich dich nach Hause bringen?«
    »Bleib bei mir«, sagte sie, als das Taxi draußen vor dem Haus in Primrose Hill anhielt.
    »Bist du sicher?«, fragte er.
    »Ich lass dich jetzt nicht gehen«, erwiderte sie.
    »Damit ist die Sache entschieden«, sagte er.
    Die Wohnung war dunkel. Dinah war nicht da. Sie musste schon einige Zeit fort sein, denn in den Räumen herrschte eine Atmosphäre, als ob niemand darin wohnte. Außerdem war es kalt. Doch alles sah aus wie früher, und als Beatrice die Tür des alten Mahagonikleiderschranks öffnete, sah sie, dass ihre Kleider immer noch dort hingen. Sie schloss die Tür und drehte sich zu Rafe um. Sanft legte er die Arme um sie.
    »Rafe«, sagte sie, als er ihr im Halbdunkel die Kleider abstreifte. »Ich habe Angst. Ich bin … nicht mehr dieselbe wie früher.«
    »Ich verstehe«, sagte er.
    Er schrie vor Mitleid auf, als er die Narben auf ihrem Rücken und an ihren armen Füßen sah. Eine lange Zeit lagen sie beide nebeneinander im Bett. Er küsste und streichelte sie, bis sie schließlich so viel Selbstvertrauen gewann, um ihn in sich hineinzulassen.
    Danach weinte sie, und er hielt sie eng umschlungen. Wenigstens für eine Weile waren sie geborgen in dieser kleinen Welt, die sie sich fern von Krieg und Pflicht geschaffen hatten. Als Beatrice schließlich in den Schlaf hinüberglitt, war ihr letzter Gedanke: Morgen werde ich Tommy wiedersehen!
    Sie hatte noch keine genauen Pläne gemacht, weil sie nicht wusste, wie die Dinge standen, aber sie hatte vor, eine Weile in Carlyon zu wohnen. Es war sinnvoll, Tommy Zeit zu lassen, um sich wieder an sie zu gewöhnen. Sie könnte ihren Vater besuchen und ihm jede Hilfe zuteilwerden lassen, die er benötigte. Dann würde sie wahrscheinlich mit Tommy nach London und zu Rafe zurückkehren.

KAPITEL 34
    September 1944
    Beatrice’ Befürchtungen verstärkten sich in dem Augenblick, als das Auto in die Auffahrt zu Carlyon Manor einbog. Nur eines der Tore hing in den Angeln. Es gab breite Fahrspuren im Kies, die wahrscheinlich von Armeefahrzeugen stammten, und der früher so gepflegte Rasen hatte sich in eine Anhäufung von Erdwällen verwandelt, die mit Unkraut bedeckt waren. Das Haus selbst wirkte wegen der Verdunkelungsvorhänge hinter den meisten Fenstern blind und abweisend. Früher hätte Brown natürlich die Vorhänge jeden Tag zurückgezogen, aber vielleicht gab es ja keine Brown mehr.
    Als sie an der Tür klingelte, dauerte es lange Zeit, bis jemand kam, und ihre Nervosität steigerte sich.
    Schließlich hörte Beatrice das Geräusch von Riegeln, die zurückgeschoben wurden, und ein Schlüssel wurde im Türschloss herumgedreht. Es war später Nachmittag … Hatten sie die Eingangstür schon abgeschlossen, oder war sie den ganzen Tag nicht aufgesperrt worden? Zu guter Letzt öffnete sich die Tür ruckelnd einen Spaltbreit, und vor Beatrice stand eine Frau mit einer schmalen, jungenhaften Figur, die schmutzige Reithosen trug. Ihre Hochsteckfrisur war von der Eleganz eines Vogelnestes.
    »Ja?«, fragte die Frau. Es dauerte einen Moment, bis Beatrice Mrs Wincanton wiedererkannte, und Angies Mutter war offenbar ebenso überrascht, als sie sah, wer da auf ihrer Schwelle stand. Eine Hand flog zu ihrem Gesicht. »Oh Bea!« Sie kam zur

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