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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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herauszufinden, was mit Ihnen geschehen war. Aber nachdem Sie aus Limoges fortgebracht worden waren, haben wir nichts mehr gehört. Nichts – das heißt, bis September, als wir nach Paris durften. Und dann haben wir befürchtet, dass sie Sie nach Deutschland gebracht hätten. Es werden so viele vermisst, Beatrice! Sie wissen gar nicht, wie glücklich wir sind, Sie hier in Sicherheit zu sehen. Sie waren außergewöhnlich tapfer!«
    »Das waren Sie ohne Zweifel«, pflichtete der Major ihr bei.
    Beatrice fand, dass er sehr bestürzt aussah. Mit einem Mal wurde ihr bewusst, was für ein anständiger und ehrbarer Mann er war. Ein Mann, der das Beste von den Leuten erwartete und es häufig auch bekam, dabei aber die Abgründe der Grausamkeit unterschätzte, in die Menschen herabsinken konnten. Ein Mann, der zu freundlich war für den Krieg.
***
    Die Besprechung endete am frühen Abend. Beatrice war erschöpft, körperlich wie geistig. Und jetzt, wo die Pflicht getan war, hatte sie nur noch eines im Kopf.
    »Rafe, ich muss Tommy sehen. Wo ist er?«
    »Er ist in Saint Florian, Bea. Es ist zu spät, um heute Abend noch hinzufahren.«
    »Hier haben Sie Ihre Handtasche mit Ihren Schlüsseln wieder, alles wohlbehalten«, sagte Miss Atkins’ Stimme hinter ihr. »Wir haben die Miete für Ihre Wohnung weiterbezahlt, wie Sie uns gebeten haben.«
    »Vielen Dank!« Sie freute sich darauf, Dinah wiederzusehen.
    »Ich kann veranlassen, dass Sie ein Wagen morgen nach Cornwall bringt, wenn Sie das möchten. Wir haben Mrs Cardwell telegrafiert, um ihr mitzuteilen, dass Sie wieder in der Heimat sind.«
    »Danke«, sagte Beatrice, die einen Moment brauchte, um zu begreifen, dass Angie gemeint war.
    »Das ist wirklich das Mindeste, was wir tun können.«
    »Ich muss auch mit meinem Vater sprechen. Ich kann immer noch nicht glauben …« Ihre Stimme brach.
    »Ich weiß.« Miss Atkins trat zu ihr, nahm ihre Hand und sah sie mitfühlend an. »Es tut mir unendlich leid.«
    Sie verabschiedeten sich voneinander. Im Fahrstuhl drehte sich Rafe zu ihr um. »Mein armes Mädchen! Bist du zu mitgenommen, um mit mir zu Abend zu essen?«
    »Natürlich nicht. Und du wirst morgen mitkommen?«
    »Das kann ich leider nicht. Sie haben mich gebeten, hier etwas zu erledigen.«
    »Oh«, sagte sie, und ihre Stimmung sank abrupt. »Ich hatte gehofft …«
    »Ich weiß.« Sie erreichten das Erdgeschoss und gingen hinaus in den Sonnenschein. Rafe rief ein Taxi. »Das ›Ritz‹, oder was meinst du?«
    »Das wäre wunderbar. Rafe, hast du Tommy gesehen? Wie geht es ihm?«
    »Sehr gut, soweit ich weiß. Ich habe ihn letzten Monat gesehen. Hab ich dir schon erzählt, dass sie jetzt wieder in Carlyon Manor eingezogen sind? Angies Mutter ist bei ihnen. Hetty ist auf einem Internat. Und Tommy saust dort am liebsten überall herum. Er ist ein kluger kleiner Bursche.«
    »Hat er sich sehr verändert? Im nächsten Monat wird er schon drei. Drei! « Sie spürte eine Woge abgrundtiefer Traurigkeit, als sie an all das dachte, was sie verpasst hatte. »Oh Rafe – stell dir vor, er erinnert sich nicht mehr an mich …«
    Er lachte. »Bestimmt erinnert er sich an dich.«
    »Ich hoffe es wirklich.« Je mehr sie darüber nachdachte, desto unruhiger wurde sie. »Und was macht Angie? Hat sie ihr Baby bekommen? Und Gerald?«
    »Mein Bruder ist irgendwo in Frankreich. Wusstest du, dass er die ganze Zeit mit den Invasionsplänen befasst war? Er ist zwölf Tage nach dem D-Day rübergegangen. Da war das meiste der schmutzigen Arbeit schon erledigt. Er hat wirklich immer Glück gehabt in diesem Krieg.«
    »Sag das nicht. Es ist noch nicht vorbei. Was ist nun mit Angie?«
    »Angie hatte eine schlimme Zeit, Bea.« Rafes liebevoller Blick war auf sie geheftet. »Sie hat das Baby verloren, leider.«
    »Oh nein! Wie furchtbar!«
    »Ich glaube, es hat ihr geholfen, Tommy bei sich zu haben. Die beiden hängen sehr aneinander.« Sie sah ihn rasch an und merkte, dass er sich bemühte, seine Worte sorgfältig zu wählen. »Es wird sehr hart für sie sein, ihn zu verlieren.«
    Beatrice gab ein erstauntes Lachen von sich. »Ich hätte gedacht, sie wäre froh, von der Last befreit zu werden, sich um das Kind von jemand anderem zu kümmern.«
    »Geh einfach behutsam mit ihr um, Bea, das ist alles, was ich dazu sagen will.«
    »Ich wünschte, du würdest mitkommen.«
    »Würde ich gern, aber vielleicht ist es so das Beste. Du wirst Tommy allein sehen wollen. Und selbstverständlich deinen Vater.«
    »Ja.

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