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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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gehen? Du bist ein liebes kleines Ding! Ich bin so froh, dass wir dich gefunden haben, du hast Angie so gutgetan. Sie braucht jemanden, der ruhig und vernünftig ist. Du weißt, sie ist manchmal … ein bisschen nervös.«
    Beatrice nickte. Sie war stolz, dass Angies Mutter mit ihr zufrieden war. Unsicher wartete sie einen Moment und fragte sich, ob Mrs Wincanton wollte, dass sie jetzt ging. Angies Mutter stand auf, aber nicht, um das Gespräch zu beenden. Sie ging hinüber zum Kaminsims, zog eine Zigarette aus einer Schachtel und zündete sie an. Dann lehnte sich die elegante Frau gegen die Kamineinfassung und betrachtete Beatrice. Sie rauchte, als sei sie es nicht gewohnt, wie Beatrice bemerkte. Sie hielt die Zigarette ungeschickt in ihren schlanken Fingern und schürzte beim Ausatmen die Lippen.
    »Beatrice«, sagte sie, »Bea-Biene … Macht es dir etwas aus, so genannt zu werden?«
    »Ich mag es sogar.« Unwillkürlich schaute Beatrice auf die Schnitzerei. Mrs Wincanton folgte ihrem Blick.
    »Oh, ja, unsere eigene kleine Biene. Ich wollte dir ja etwas darüber erzählen. Dieses Haus gehört der Familie meines Mannes, Beatrice. Die Biene ist das Wappen der Wincantons. In Zeiten der Tudors oder Stuarts gab es irgendeinen Wincanton, der sich bei einem der Aufstände in Cornwall als besonders mutig erwiesen hat. Ich bin mir nicht sicher, welcher – die Menschen von Cornwall haben scheinbar immer gegen irgendetwas rebelliert. Und der Anführer der Aufständischen, Lord Irgendwer, sagte ihm gerade, was für ein famoser Kerl er doch sei, als sich eine Biene auf den Ärmel des Wincanton-Ahnen setzte und irgendjemand rief: ›Das ist ein Zeichen!‹ So ähnlich soll es gewesen sein – glaub es, wenn du möchtest. Wie auch immer, hier ist die kleine Kreatur, und hier steht der Leitspruch der Familie.« Mit dem Finger fuhr sie über die lateinischen Worte, die in den Rand des Kaminsimses geschnitzt waren. »Michael hat mir versichert, es bedeute ›tapfer‹ und ›treu ergeben‹, und wir müssen ihm wohl aufs Wort glauben.«
    »Es ist eine Honigbiene, oder?«
    »Ich nehme es an, könnte gut sein. Ein pflichtgetreues Mitglied eines Bienenstocks.« Sie lachte und warf ihre Zigarette in den Kaminrost. »Der heutigen Generation von Wincantons nicht besonders ähnlich.« Ihr Blick ruhte einen Moment lang auf Beatrice, bevor sie fortfuhr: »Du passt tatsächlich besser zu dem Leitspruch als der Rest von uns. Wie merkwürdig!« Sie streckte den Arm aus und ergriff Beatrice’ Hand. »Ich spüre, dass du uns eine treu ergebene Freundin sein wirst, ganz besonders für Angie. Du gehörst fast zur Familie, Kind. Aber jetzt …«, sagte sie und zerstrubbelte Beatrice’ Haar, »… jetzt musst du zu deiner eigenen Familie zurückkehren. Deine Mutter vermisst dich. Geh schon!«
    Beatrice ging hinaus und grübelte über das Gespräch nach. Oenone Wincanton hatte nichts Spezielles von ihr gewollt. Aber warum hatte sie das Gefühl, sie hätte sie mit all diesen versteckten Andeutungen um einen Pakt gebeten? Und dann dieses Gerede über Treue und Pflicht! Einfach albern. Angies Freundin zu sein, war überhaupt nicht anstrengend. Sie mochte es, Angie gefällig zu sein, und war der Mutter des Mädchens dankbar für deren Freundlichkeit. Wenn Mrs Wincanton das unbedingt anders ausdrücken wollte, hatte das nichts mit ihr zu tun.
    The Rowans, April 2011
    »Damals«, sagte Beatrice Ashton, »habe ich dieses Gespräch wieder vergessen. Ich bin die Treppe hinaufgerannt und habe gepackt. Plötzlich wollte ich unbedingt Mutter und Vater und Jinx wiedersehen. Damit das Leben wieder seinen normalen und gewohnten Gang nahm …« Sie lächelte und ließ ihre Stimme langsam ausklingen. Ein sanfter Ausdruck lag auf ihrem Gesicht, während sie noch einmal durchlebte, was vor so langer Zeit geschehen war. Sie erzählte ihre Geschichte derart lebendig, dass Lucy verzaubert war.
    Die junge Frau schaute auf ihre Uhr und stellte überrascht fest, dass zwei Stunden vergangen waren. Die einzige Unterbrechung war die Ankunft von Mrs P. gewesen, einer sympathischen Frau um die sechzig, die aus dem Ort stammte. Als sie sah, dass Mrs Ashton einen Gast hatte, bestand sie sogleich darauf, eine Kleinigkeit für Lucy zum Mittagessen zu richten und klapperte nun in der Küche herum.
    »Es ist etwas Besonderes, Geschichten über Granny als junges Mädchen zu hören«, sagte Lucy. »Sie hat mir ein paar Dinge erzählt – dass sie Carlyon liebte –, aber meistens hat

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