Das Biest aus den Alpen
und, die Nackenmuskeln angespannt, wartete,
lauschte, spähte... Es gab nichts da draußen. Keine Geräusche, keine Tiere —
nichts. Seine Augen gewöhnten sich ein wenig an die Dunkelheit, und noch immer
sah er — nichts. Tim spürte, wie seine Augen brannten. Jetzt erst bemerkte er,
dass er den Atem angehalten hatte. Er ging ein paar Schritte, verließ den
Bereich der Zeltschnüre kaum, verrichtete sein kleines Geschäft, stürzte wieder
zurück und zog die Reißverschlüsse hinter sich zu. Geschafft!
Gaby lag noch immer friedlich
da und atmete leise. Sie schlief so ruhig, als sei sie in ihrem sicheren
Pensionszimmer unten im Tal. Er beneidete sie, andererseits aber war es
wichtiger, dass hier oben wenigstens einer von ihnen wach blieb.
Ich bewache Pfotes Schlaf,
machte er sich Mut. Ist doch völlig klar, dass ich auf sie aufpasse, während
hier ein durchgeknallter Professor herumschleicht. Wieder lag er auf dem Rücken
und lauschte in die Dunkelheit. Es war völlig ruhig. Fast Mitternacht.
Allmählich wurde Tim trotz
aller Anspannung doch müde. Fast hätte ihn die Müdigkeit übermannt, da hörte er
mit einem Mal ein leises Knacken. Es klang, als würde jemand Zweige zertreten
und Äste beiseiteschieben. Etwas bewegte sich auf das Zelt der vier Freunde zu.
Mit einem Mal saß Tim wieder hellwach aufrecht in seinem Schlafsack und horchte
mit gespitzten Ohren.
Eine Weile blieb alles still,
dann ertönten das Knacken und Rascheln erneut. Was auch immer es sein mochte,
es klang unheimlich groß und unheimlich nah!
Tim lauschte noch eine Weile.
Endlich hielt er es nicht länger aus. »Pst«, wisperte er. »Gaby — schläfst du?«
»Hmm«, stöhnte sie benommen und
drehte sich auf den Rücken.
»Pfote«, flüsterte Tim, »hör
doch! Da draußen ist was!«
Jetzt fuhr auch Gaby mit einem
Ruck hoch. Mit einer raschen Handbewegung strich sie sich ihren Pony aus dem
Gesicht. »Wo?«, fragte sie leise.
»Draußen. Vor unserem Zelt.«
Tim stockte der Atem. »Hörst du?«
Gemeinsam lauschten sie.
»Ich höre nichts!« Gaby klang
verärgert. »Warum flüstern wir eigentlich?«, fragte sie nun in normaler
Lautstärke. »Wenn da draußen jemand sein sollte, müssten es Karl und Klößchen
ja auch schon mitbekommen haben.«
»Gaby, ich schwöre es dir, ich
habe ganz bestimmt etwas gehört.«
Genau in diesem Augenblick
knackte es wieder im Gebüsch. Gaby stieß ein leichtes Quieken aus und warf sich
in Tims Arme. Sie zitterte am ganzen Leib. »Was glaubst du, was das ist?«
Ein dumpfes Grollen zeigte,
dass auch Oskar endlich etwas mitbekommen hatte. Verschlafen öffnete er ein
Auge.
Nun waren auch Karl und
Klößchen wach geworden. Der Reißverschluss der Nachbarkabine wurde mit einem
energischen Ratsch geöffnet und Karl steckte seinen Kopf ins Schlafgemach von
Tim und Gaby. »He, habt ihr das mitbekommen? Jemand schleicht um unser Zelt!
Ich habe Klößchen schon geweckt.«
In diesem Moment schob sich
auch schon das zerknautschte Vollmondgesicht Klößchens an Karls Schulter
vorbei. Noch etwas benommen fragte der Letzte im Bunde: »Was ist los? Ist da
draußen das Gespenst unterwegs? Oder was macht da so einen Heidenlärm?«
»Vielleicht schauen wir jetzt
endlich einmal nach, was da los ist«, schlug Karl beunruhigt vor und schob sich
seine Brille auf dem Nasenrücken zurecht.
»Ich glaube nicht, dass wir
draußen viel sehen werden. Die Gaslaterne ist aus. Aber lasst uns unsere
Taschenlampen schnappen — und dann nix wie raus!«
Es krachte weiter — trotz des
Lärms, den sie gemacht hatten. Wenn den vier Detektiven ihre acht Ohren keinen
Streich spielten, waren das Knacken und Rascheln jetzt ganz nahe, höchstens ein
oder zwei Meter entfernt.
»Mach mal die Taschenlampe an —
ich find meine nämlich nicht«, befahl Klößchen.
Tim hatte seine Taschenlampe
endlich unter Gabys Isomatte entdeckt. Mit der Leuchte in der Hand, schlich er
sich an den äußeren Zeltverschluss heran. Er öffnete eine kleine
Lüftungsklappe, deren Öffnung mit einem Stück Moskitonetz verschlossen war, und
leuchtete hindurch. Da das Netz das Licht zurückwarf, konnte er nichts sehen.
»Mist!«, hörte man ihn leise fluchen.
»Was siehst du?«, wollten die
anderen wissen.
»Nichts.«
»Du musst den Reißverschluss
aufmachen!«
Tim umklammerte entschlossen
seine Taschenlampe und zog den Reißverschluss etwa dreißig Zentimeter hoch.
Wenn da draußen wirklich jemand sein sollte, der ihnen gefährlich werden
konnte, dann sollte
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