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Das Biest aus den Alpen

Das Biest aus den Alpen

Titel: Das Biest aus den Alpen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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er nur kommen!
    Wieder ertönte ein Geräusch.
»Klingt ganz nah«, flüsterte Gaby zögerlich.
    Tim zog den Reißverschluss
entschlossen weiter nach oben und leuchtete einige Sekunden in die Finsternis.
    »Nun?«, wollte Karl wissen.
    Das Knacken der Äste dauerte
an. Immer noch nahe.
    »Vielleicht ist das ja auch nur
der Wind. Ich glaube nicht, dass da jemand ist«, versuchte Gaby, sich selbst zu
beruhigen.
    »Das ist nicht der Wind«,
flüsterte Tim.
    »Aber was könnte es sonst sein?
Wofür hältst du es?«, fragte sie und horchte hinaus.
    »Das will ich lieber nicht laut
aussprechen.«
    »Du meinst doch nicht allen
Ernstes...?« Gaby ließ sich wieder auf ihre Isomatte fallen. »Ach, Tim.
    Da ist bestimmt nur ein Fuchs
auf Beutezug.«
    Tim zog den Reißverschluss nun
vollständig auf und leuchtete hinaus. Der runde Strahl stieß in die Schwärze.
Karl, Klößchen und Gaby steckten ihre Köpfe mit aus der Zeltöffnung. Gaby hielt
zur Sicherheit ihren Hund am Halsband fest.
    Dann sahen sie nahezu
zeitgleich, was der Lichtkegel der Taschenlampe erfasste. Sie sahen die Äste
von Büschen — und dazwischen zwei leuchtend rote Augen, die sie bösartig
anblickten! Im ersten Moment wusste keiner, was sie da vor sich hatten. Gaby
entfuhr ein stummer Schrei!
    Das Ding war so nahe, dass der
Lichtkegel der Taschenlampe seinen mächtigen Körper nicht ganz erfassen konnte.
Das Wesen befand sich nur wenige Meter von ihnen entfernt. Es war gewaltig. Es
saß einfach nur da und beobachtete sie. Hinter einem schlangenähnlichen Kopf
erkannten sie zwei kräftige Beine. Sie sahen sich einem riesigen Etwas von
mindestens zwei Metern Länge gegenüber!
    »Es ist ein Tatzelwurm«,
wimmerte Klößchen. »Es ist ein verdammter Tatzelwurm!«
    In diesem Moment flackerte das
Licht von Tims Taschenlampe kurz auf — um gleich darauf endgültig zu
verlöschen.

 
     
    Während die TKKG-Freunde auf
dem Burgberg ihre haarsträubende Begegnung mit dem Tatzelwurm hatten, hielt der Museumskurator
von Oberaudorf eine Visitenkarte in Händen, auf der in feingestochener Schrift Professor
Corvinus zu lesen war. »Ich lasse bitten!«
    Alois Wildgruber bot seinem
Gast einen Sessel und eine gute Zigarre an, dann holte er als Willkommenstrunk
einen Schnaps, den er selbst gebrannt hatte. Der Kurator freute sich, endlich
den berühmten Altertumsforscher persönlich kennenzulernen, der seit einigen
Tagen im Heimatmuseum seine Forschungen anstellte. Die hohe Stirn und die
goldgefassten Brillengläser verrieten ihm auf den ersten Blick den Gelehrten.

    Corvinus galt als
außerordentlich befähigt auf seinem Gebiet. Er verstand es, mit feinem
Fingerspitzengefühl die Schleier, welche die Vergangenheit um Menschen und
Dinge gehüllt hatte, zu lüften. Wo andere erfolglos und entmutigt aufgehört
hatten, setzte er sein Können ein und ruhte nicht, bis er Licht in das
dunkelste Geheimnis gebracht hatte.
    »Danke, dass Sie mich zu so
später Stunde noch empfangen«, wandte sich der Gast an Wildgruber. »Ich bin
nicht zum Vergnügen hierhergekommen, auch wenn die Gegend auf ihre sommerlichen
Reize stolz sein kann.«
    »Ich bin gespannt.« Alois
Wildgruber hoffte auf interessante Neuigkeiten.
    »Was mich in die bayerischen
Voralpen treibt, ist die Anfrage eines Bekannten, dessen Erbe ich einer genauen
Prüfung unterziehen soll. Ich möchte vorausschicken, dass sein Vater ein großer
Kunstfreund und Sammler von Fenstern mit religiösen Motiven war. Einige
historische Stücke aus Ihrer Pfarrkirche befinden sich seit Langem im
Familienbesitz meines Bekannten. Sie stammen allesamt aus dem 15. Jahrhundert.
Kennen Sie die Fenster?«
    »Ich habe wohl von ihnen gehört
und weiß, dass sie im Jahre 1743 spurlos verschwunden sind, nachdem die
Panduren das Dorf niederbrannten.«
    »Es wird Sie sicherlich freuen,
dass ich Ihnen Fotos von jedem Fenster vorlegen kann.« Professor Corvinus griff
nach seiner Aktenmappe und packte über dreißig großformatige Farbbilder aus.
    Mit leuchtenden Augen vertiefte
sich Alois Wildgruber in den Anblick der farbenprächtigen Fenster.
    »Licht und hell sind sie«, schwärmte
Professor Corvinus. »Der Künstler, der sie anfertigte, verstand etwas von
seinem Handwerk. Wenn das Licht von draußen ins Innere der Kirche floss, muss
es ein herrlicher Anblick gewesen sein.«
    Der Kurator war von der
Schönheit der Kunstwerke sichtlich ergriffen.
    »Die Fenster zeigen
verschiedene biblische Gestalten.« Professor Corvinus lehnte sich zurück

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