Das Biest in ihm (German Edition)
wollte nicht allein gehen. Wollte mich mitnehmen.“ Er hatte sie überall hin mitg e nommen. Der Flohmarkt, das Pilzesammeln im Wald. Die Beerdigung seines Bruders, auf die kein anderer gegangen war. Er hatte geweint an seinem Grab. Kurz danach hatte das Biest ihn zum ersten Mal gepackt.
„Was ist geschehen?“ Vincent streichelte die Narbe, als wäre sie ein kostbares G e schmeide. „Sag ’ s mir.“
„Jean hat mich aus seinem Arm gerissen.“ Sein letzter Blick hatte ihr gegolten. Die ge l ben Augen waren weit vor Angst gewesen. Angst vor der Einsamkeit, Angst vor dem Wahnsinn.
Behutsam zog er ihr das Shirt wieder an.
„Ich will ihn so nicht sterben lassen.“ Vincent nickte, küsste ihre Stirn. „Ich muss w e nigstens versuchen, meine Brüder aufzuhalten.“ Sie würden sich diese Schuld au f laden. Würden unter ihr leiden und zerbrechen.
„Du zitterst.“
Ihre Finger hielten nicht still. Ihre Beine auch nicht. Vincent umfasste ihre Hände, hauchte darauf. Es wurde warm.
„Ich kann dir helfen.“ In der Handfläche begann er. Zarte Küsse, einer neben dem a n deren. „Aber zuerst musst du dich en t spannen.“
„Sie werden ihn töten.“
„Ich werde deinen Brüdern hinterherfahren.“ Er schwieg. Küsste die Innenseite ihrer Arme hoch.
„Ich werde mitkommen.“
„Wirst du nicht.“
Sie musste etwas tun. Aber nicht so, nicht so schwach und klapprig. Vincent streichelte über ihren Rücken, ihre Beine, ihren Bauch. Seine Hand war warm. Tat ihr gut. Nahm ihr die Angst. Als er den Ansatz ihrer Brüste küsste, hörte das Zittern auf.
„Kann ich dir diesen Irrsinn ausreden?“
Bevor sie antworten konnte , verdrängte sein tiefer Kuss für einen Augenblick alles a n dere. Sie musste ihn fühlen. Sein Herz, seinen Schweiß. Es schlug hart , aber ruhig. Sein Atem war kontrolliert. Ihrer nicht. Seine Zunge verführte ihren Mund und seine Hand ihre Brust.
„Wenn ich könnte, würde ich dich bis zur Besinnungslosigkeit lieben.“
„Das tust du gerade.“ Noch mehr von diesen Küssen, und sie würde vor nichts mehr Angst haben.
„Ich würde dich fesseln.“
Die zarten Bisse in ihr Ohr, dieser heiße Hauch seiner rauen Stimme, verwirrte sie. Vermischte sich mit ihrer Angst, wurde zu etwas, das sie nicht verstehen konnte .
„Erst, wenn ich dir jede Kraft aus deinem Körper geliebt und jeden Leichtsinn aus de i nem Mund geküsst hätte, würde ich dich wieder losbinden.“
Er zog sie an den Haaren nach hinten, küsste ihre Kehle, leckte über die zarte Haut. Und biss zu. Sie wol l te es nicht, musste ihre Sinne beieinander halten. Ihren Vater retten. Aber ihr Körper reagierte sofort. Keuchte, kam ihm entgegen. Der Kehlbiss, das Zeichen bedingungsloser Kapitulation. In ihren Träumen hatte es Vincent getan, bevor er sie g e liebt hatte .
„Ich weiß, dass du das liebst.“
Weiter. Er sollte weitermachen. Sie hatte keinen Atem mehr. Nicht aufhören!
„Ich weiß es, weil ich es liebe.“
Er biss zu fest. Es schmerzte. Sie hielt sich den Hals , aber es war kein Blut auf ihrer Hand. Nur die Abdr ü cke seiner Zähne konnte sie fühlen.
„Aber ich weiß auch, dass du mich danach hassen würdest.“ Mit einem Ruck zog er sie hoch. „Zieh dir was Warmes an. Wir fahren.“
Sie fuhren? Er hatte sie auf den Liebesakt vorbereitet. Ihr Vater sollte sterben. Sie starb in diesem M o ment. „Vincent?“
Er kam zurück, ihre Jacke über dem Arm. Der entschlossene Gesichtsausdruck, der harte Zug um den Mund. Er hatte sich unter Kontrolle. „Was ist?“
„Ich halte dich nicht aus.“ Sie klammerte am Waschbecken wie nach ihren Träumen.
„Du bist erregt?“ Geschmeidig wie ein Raubtier kam er auf sie zu. „Du hast Angst?“ Ihr Kopf kippte nach hinten. Verweigerte ihr den Gehorsam. Vincent strich über ihren Hals. „Und du verzweifelst an einem Leben, das du nicht ve r stehst.“
„Dann hilf mir dabei. Du kennst es länger.“ Er musste sie lieben. Konnte sie nicht a l lein mit dem Irrsinn ihrer überbordenden Gefühle lassen.
Vincent stützte ihren Kopf, hob ihn hoch. „Kontrolle, Nina.“ Sein Atem ging schwer , doch es war nichts im Vergleich zu ihrem Zustand.
Wie ein Kind führte er sie an der Hand zum Wagen. Hielt ihr die Tür auf, gurtete sie an. Sie zitterte am ganzen Körper. Keine Angst, keine Schwäche. Erregung, die sie nicht beherrschen konnte . Er ließ den Motor an, gab Gas, raste durch die Nacht. Es war u n wirklich, wie ein grausamer Traum, der einen nicht loslassen
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