Das Biest in ihm (German Edition)
sie. Wollte sie. Sein G e ruch war eindeutig. Vincents Hände krümmten sich. Noch einen Schritt näher zu ihr, und das Biest wäre tot. Das Brüllen des Alten lenkte alle Blicke auf sie. Er raffte sich auf, streckte sich und stapfte auf Ninas Widersacher zu. Er forderte ihn zum Kampf.
„Weg mit euch!“ Heinrichs Klinge steckte in der Halsbeuge eines Biestes. „Weg, bevor sie euch fangen!“
Er wollte nicht weg . Wollte kämpfen. Sofort. Sein Knurren übertönte das Keuchen des Alten.
„Vincent! Nimm Nina und flieh!“
Schon pirschten sich drei zu ihm, leckten sich die Lippen.
Vater kämpfte. Er würde unterliegen. Nichts anderes wollte er. Nina wusste es, er wusste es.
„Nina! Wenn du ihn liebst, nimm ihn und renn!“ Heinrichs Blick flackerte wild.
Galt nur ihr. Vincent bleckte die Zähne. Er stand kurz vor der Transformation. Das durfte nicht sein. Als Tier würde sie ihn nicht hier rausbringen können.
„Komm!“
Sie rannten um ihr Leben. Der keuchende Atem d er Verfolger kam näher. Das refle k tierende Licht der Tieraugen neben ihr sah sie zu spät. Ein Satz und das Biest war über ihr. Die Klaue an ihrer Kehle drückte fester.
Vincent sprang es an, rollte es von ihr. „Lauf!“
Hinter ihr waren nur Brüllen und Fauchen. „Vincent!“
„Ich bin da. Alles gut!“
Hand in Hand rannten sie weiter. Die Gefahr blieb in ihrem Nacken.
„Zum Wagen, schnell!“
Die Konturen tauchten aus dem Nichts auf. „Rein da!“
Der Motor heulte auf. Als die Räder endlich im Schotter griffen und der Wagen nach vorn schnellte, schrie sie vor Glück. Sie hatte n es geschafft.
Ein dumpfer Aufschlag beulte das Dach nach innen.
„Scheiße!“
Vincent riss den Wagen rum. Versuchte, das, was oben hockte , run terzu schleudern. Die Tierfratze schob sich über die Windschutzscheibe, grinste sie an.
„Runter mit dir, du Bestie!“
Das Biest klammerte sich fest, zeigte die gelben Zähne.
„Feg es vom Wagen!“
„Ich kann nicht!“
Er driftete seitlich auf Betonpfosten zu. Nina knallte an die Tür. Das Vieh blieb hä n gen wie eine Klette.
„Rutsch rüber!“
Vincent legte ihre Hand aufs Lenkrad, ließ die Scheibe runter. War er verrückt?
„Du fährst!“
„Ich kann doch nicht …“
„Du kannst! Rüber mit dir!“
Sie tastete mit dem Fuß nach dem Gaspedal.
„Runterdrücken und unten lassen!“ Vincent hangelte sich aus dem Fenster, ve r suchte , den Kerl zu packen.
Kreise fahren. Immer rund herum. Sie sah zu wenig und Vincents Beine waren ihr im Weg. Die Gestalten vor ihr waren nur Arme und Beine. Ein Gesicht klatschte an die Scheibe. Es war der andere. Ein Au f bäumen und er hatte Vincent. Er würde aus dem Fenster stürzen. Sein Körper bog sich zurück, die Klaue des Bie s tes an seinem Hals.
„Nina!“
Sie hielt ihn am Gürtel fest. Und wenn ihr der Arm abfaulen würde, sie würde nicht lo s lassen. Überall diese verdammten Pfosten. Hin und her schleuderte sie den Wagen und Vincent mit.
„Keine Angst, du fällst nicht!“ Ihre Armmuskeln brannten. Das Biest war immer noch oben, schlug nach Vincent. Rechts tauchte ein Schild im Scheinwerferlicht auf. Es war aus der Halterung gebrochen, hing schräg he runter. Noch etwas näher, noch näher. Vi n cent fluchte, brüllte. Der andere bekam nichts mit. Noch ein wenig, gleich, jetzt!
Ein Schlenker nach rechts und das Biest schrie auf. Wurde vom Wagen gewischt wie ein Insekt. Das Blech schrammte kreischend über das Dach. Vincent kletterte ins Wage n innere, übernahm das Steuer. Zurück auf ihrem Sitz ließ sie das Fenster runter. Dort hi n ten musste es liegen. Verletzt oder tot.
„Wahnsinn!“ Sein Ohr blutete und ein Schnitt zog sich über seine Brust. Trotzdem strahlte er. „Absoluter Wahnsinn! Du bist gefahren wie ein Henker. Ich liebe das!“
„Du blutest.“
„Scheißegal.“
Seine Fangzähne standen weit über den Rand seiner Lippen und seine Augen leucht e ten gelb. „Was für ein geiler Stunt. Du bist fantastisch!“
„Ich hab keinen Führerschein.“ Ihr Herz hämmerte. In ihren Ohren sauste es und ihr war nach Singen vor Glück. War sie verrückt? Vincent lachte ausgelassen wie ein Kind. „Ich fühl mich, als würde mein Herz gleich stehen bleiben.“ Dabei raste es. W a rum hatte sie keine Angst?
„Ich weiß genau, was du meinst.“ Er grinste zu ihr, fletschte die Zähne. „Adrenalin. Du bist voll davon.“
Er fuhr wie ein Besessener. Erst auf der Stadtautobahn wurde er langsamer.
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