Das Biest in ihm (German Edition)
du dich im Griff hast, gehörst du zu den Nachtmenschen und kannst ein würdiges Leben führen.“
„Und wenn ich versage?“ Ninas Frage hallte im Raum.
Marcel sah zu Nathan, der hob bedauernd die Hände. „Dann versagt auch er.“
Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging.
Maria stand mit dem Rücken zu Jakub. Ihre breiten Hüften wippten zum Takt eines Li e des, das nur sie hören konnte .
Er würde ihren Liebsten töten. Der Verrat an ihr wog schwerer als der an Heinrich. Sie war immer für sie da gewesen. Hatte umsorgt, wo Heinrich strafte, hatte mit ihrer rupp i gen Mutterart getröstet, wo Heinrich nur kalt gelacht hatte . De n noch gehörte ihr Herz dem Alten. Und Jakub würde es brechen.
„Jakub, da bist du ja.“ Adam reichte ihm den Laptop. „Mail von dem Deutschen.“
Der ausgefranste Ärmel schlackerte um seinen dünnen Unterarm und offe n barte die wüsten Narben, die sich bis zum Ellbogen zogen. Heinrich war dazugekommen, als Adam eine Bibel in den Händen gehalten hatte . Ein Erbe seiner Familie. Sie war das Ei n zige, was ihm von seinem Vater geblieben war. Mit einer Viehpeitsche hatte sie ihm Hei n rich aus der Hand geschlagen. Das Fleisch hatte bis auf den Knochen geklafft.
„Was will er?“ Jakub überflog die Mail.
„Wissen, mit wie vielen wir zu ihm stoßen werden.“ Adam nickte zu Maria. Sie hatte aufgehört zu wippen. Der nasse übergroße Rock, den sie auf die Leine hängen wollte, lag wieder im Wäschekorb.
„Was ist mit ihr?“
„Ich mach das schon.“ Sie musste eine Entscheidung treffen. Sie alle mussten es. „Sag Gregor, wir ko m men zu acht.“ Die jüngeren hatte er auf seiner Seite. Von den älteren kamen Michal, Jiri und Marek mit. Fünf waren schon drüben. Das musste dem Deu t schen reichen.
„Fällt es dir schwer?“ Adam klappte den Laptop zu.
„Was?“
„Der Verrat.“
„Ja.“ Heinrich hatte sein Leben gerettet. In dem stinkenden Loch von G e fängnis wäre er vor die Hunde gegangen. Aber Heinrich hatte sein Leben behalten. Jakub wollte es zurück.
„Ich hasse ihn nicht. Trotz allem.“
Vorsichtig strich Adam über seine Narben. Das tat er oft. Und jedes Mal e r innerte sich Jakub an den Moment, wo sie ihm beigefügt worden waren. Er hatte versucht , einzugre i fen , aber Heinrich hatte ihm den Peitschenknauf so hart vor die Brust gestoßen, dass eine Rippe g e brochen war.
„Aber ich hasse ihn.“ Und er würde ihn büßen lassen. „Ruf Dalibor an. Sag ihm, dass Heinrich unterwegs ist.“ Bronco, Milos, Ilja, Miroslav und Dalibor. Sie hatte n als Erstes die Chance ergriffen, die der Deutsche ihnen geboten hatte . Jakub würde mit dem Rest folgen.
„Soll er Heinrich abfangen?“ Adam rümpfte die Nase. „Der ist doch noch ein Baby.“
„Ein Baby, das auf Rache sinnt. Er soll selbst abwägen, ob er ihn allein erlegt o der mi t hilfe der anderen.“ Zerbrochen wäre Dalibor fast unter Heinrichs Knute. Als er sich hi n ter Marias breiten Rücken geflüchtet hatte , war er dem Tod nur en t kommen, weil sie Heinrich gedroht hatte , ihn zu verlassen, sollte er sich an dem Jungen vergreifen.
„Heinrich wird ihn auseinandernehmen und du weißt das.“
„Das muss er selbst entscheiden, Adam. Sag den anderen, sie sollen packen. Wir br e chen morgen auf.“
Adam nickte. Mit einem kurzen Blick zu Maria verließ er den Kasernenhof.
„Hast du gelauscht?“
Der Wäschekorb war schwer. Jakub stellte ihn auf den Plastiktisch unter die Leine.
Maria sah auf den Korb, suchte eines von Heinrichs schwarzen T-Shirts raus und klammerte es an. Eine dicke Träne rollte über ihre runde Wange.
„Was wirst du tun?“
Sie schüttelte stumm den Kopf.
„Kommst du mit uns? Wir würden einen Platz für dich finden.“ Wenn sie es nicht e r tragen würde, brauchte sie Heinrich nicht unter die Augen zu treten, bis sie die Sache erledigt hätten. Maria schüttelte wieder den Kopf. Kerzengerade richtete sie sich auf, drehte ihm den Rücken zu und wa r tete.
Er legte die Hände um ihr Gesicht. „Bist du bereit?“
Sie schwieg. Er wartete.
Als sie das Ja krächzte, drückte er zu. „Entspann dich. Dann geht es leichter für uns beide.“
Sie ließ die Schultern hängen, schluchzte nur noch. Mit einem Ruck überdre h te er ihr Genick. Es knackte und sie brach vor ihm zusammen. Keine Zeugen ihrer Existenz a u ßerhalb der Gemeinschaft. Heinrich war ein strenger Lehrer gewesen.
Nathan hatte sie zu Vincents Hüterin gemacht. Hatte ihr allein
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