Das Biest in ihm (German Edition)
wie mö g lich zu töten.
„Ich mache alles, was nötig ist , aber er bekommt die gleiche Ausbildung wie meine Brüder.“ Ninas Stimme war flüssiger Stickstoff. Ein Wunder, dass Herbert nicht erstarrte und sich mit einem einzigen Hammerschlag in tausend Teile ze r sprengen lassen würde. Leider geschah nichts dergleichen.
„Echt? Cool!“ Herbert tackerte seine Brauen an die oberste Stirnfalte. „Es geht nur um eins: Kontrolle. Die kann man lernen. Haben wir alle.“ Aus seiner Brus t tasche zog er einen Block mit Kugelschreiber. „Wir beginnen mit leichtem A n fängertraining. Verbale und körperliche Provokation, Schreckmomente, Todesangst, künstlich erzeugter Jag d trieb durch wochenlanges Aushungern, hier und da massives Anstacheln der Libido, also nichts Ungewöhnliches.“
„Ohne mich.“ Er ließ sich nicht knechten. Wenn die einen für ihre Knute brauchten, sollten sie sich ein anderes Biest suchen.
Herbert hob die Hand. „Ich bin noch nicht fertig, Junge . “
„Aber ich.“
„Was ist mein Part?“ Nina sah Herbert mit schmalen Augen an.
„Du bremst ihn, wenn er bei den einzelnen Tests versagen sollte, will heißen, dass er den Provokateur fressen oder über die Sex-Köder herfallen will.“
„Sprich mal nicht so von meinen Mädchen“, herrschte ihn Marcel an. „Die haben i h ren Job immer gut gemacht und außerdem hänge ich an ihnen. Wenn wir ihn testen, leihen wir uns was Neutrales, nur dass das klar ist.“
„Meinetwegen.“
Vincent sah von einem zum anderen. Keiner schien Scherze zu machen. „Wozu genau wollt ihr euch Frauen leihen?“
„Damit du üben kannst, dich beim Liebesakt nicht zu transformieren.“ Herbert läche l te ihn so verständnisvoll an, als ob er mit einem Idioten reden wü r de.
„Ich soll mit Frauen schlafen? Als Mensch?“ Das wäre nicht nur ihr Tod.
Marcel verzog das Gesicht. „Sag es gleich, du hast es noch nie geschafft.“
Der staubige Fußboden war plötzlich ungeheuer interessant. Vincent hatte keine A h nung, ob Nina zu ihm sah oder nicht. Er wollte es auch nicht wissen.
„Lass dir von Marcel keine Maßstäbe aufzwingen. Der schafft es, die Nächte durchzulieben und die Ei n zigen, die zum Tier werden, sind seine Weiber.“
„Ich kann ’ s halt.“ Marcel zuckte lässig die Schulter und Lucas verdrehte die Augen.
„Es ist wie im Märchen. Liebe erlöst.“ Das kleine Zwinkern war für Nina , aber sie wich Marcels Blick aus.
„Es muss auch nicht immer die Liebe zu einem anderen Menschen sein.“
„Nö.“ Der Hüne mit russischem Akzent lockerte seine Krawatte und ließ sich seu f zend auf ein korrodi e rendes Fass sinken. „Schafe tun’s zur Not auch.“
Marcel verdrehte die Augen. „Im Ernst. Etwas zu lieben hilft ungemein, wenn du das Biest fernhalten willst. Liebst du die Frau, fällt dir der Sex mit ihr leichter. Dann kann sie vor Leidenschaft in deinen Armen explodieren und du bleibst immer noch Mensch.“
„Mein Anker ist meine Briefmarkensammlung.“
Alle Köpfe drehten sich zu Herbert.
„Was g lotzt ihr so blöd? Sammeln ist me i ne große Leidenschaft.“
„Deshalb zieht es ja nie in dir.“
Herbert tat Jeans Einwand mit einem Schulterzucken ab. „Ich habe es mal mit Mü n zen versucht , aber das kam nicht gut.“
Marcel schüttelte hinter Herberts Rücken den Kopf. „Gar nicht gut“, formten stumm seine Lippen.
„Aber diese kleinen Abziehbildchen mit den Tieren drauf, die waren nicht schlecht.“
Marcel reckte den Daumen in die Luft. „Stimmt, Herbert. Große Klasse. Nur als es die nicht mehr gab, hatte st du ein dezentes Seelentief. Du erinnerst dich doch noch daran, dass du der Frau am Kiosk angedroht hast, ihre Gedärme als Wei h nachtsbaumgirlanden zu missbra u chen?“
Herbert verkniff das Gesicht. „Stimmt. Deshalb bin ich wieder zurück zu den Brie f marken.“
„Weise Entscheidung.“ Marcel zündete sich eine Zigarette an.
„Anker?“
Durch den aufsteigenden Rauch lächelte ihn Marcel an. „Das, was dich ans Mensc h sein bindet. Du wirst es schon noch rausfinden und bis dahin steht dir Nina als Rettung s leine zur Verfügung.“
Ihre Hand auf seinem Bauch hatte den Schmerz sofort gelindert. Sollte sie ihn auch kontrollieren, wenn er auf einer Frau lag? Die Vorstellung war krank. Er würde dabei nur an sie denken.
„Es ist abgemacht. Du arbeitest mit ihr zusammen. Von den ersten harmlosen Tra i ningseinheiten ang e fangen bis zu den echten Herausforderungen. Stellen wir fest, dass
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