Das Bild
vorhatte, war es zu spät.
Norman handelte schnell, packte Slowik am Hemd und drängte ihn
in das Haus zurück. Norman hob einen Fuß und trat die Tür hinter sich zu, wobei er sich so anmutig wie Gene Kelly in einem Musical von MGM vorkam.
»Ja, das glaube ich«, sagte er wieder. »Ich hoffe für dich, daß du
es kannst. Ich werde dir ein paar Fragen stellen, Klopfer, gute Fragen, und du solltest zu deinem krummnasigen Judengott beten,
daß dir ein paar gute Antworten dazu einfallen.«
»Raus hier!« schrie Slowik. »Oder ich rufe die Polizei!«
Darüber konnte Norman Daniels nur herzlich kichern, und
dann wirbelte er Slowik herum und drehte ihm die linke Hand hoch,
bis sie das knochige rechte Schulterblatt berührte. Slowik fing an zu
schreien. Norman griff ihm zwischen die Beine und packte ihn an
den Hoden.
»Aufhören«, sagte er. »Sofort aufhören, sonst zerquetsche ich
deine Eier wie Trauben. Du wirst sie platzen hören können.«
Klopfer verstummte. Er keuchte und stieß ein gelegentliches leises Wimmern aus, aber das störte Norman nicht weiter. Er drängte
Klopfer ins Wohnzimmer, wo er mit der Fernbedienung auf dem
Tisch den Fernseher lauter stellte.
Dann führte er seinen neuen Freund im Gänsemarsch in die
Küche und ließ ihn los. »Stell dich an den Kühlschrank«, sagte er.
»Ich möchte sehen, daß du den Arsch und die Schultern an das gute
Stück drückst, und wenn du dich auch nur einen Zentimeter davon
entfernst, werde ich dir die Lippen abreißen. Kapiert?«
»J-j-ja«, sagte Klopfer. »Wer-wer-wer sind Sie?« Er sah immer
noch wie Bambis Freund Klopfer aus, hörte sich allmählich aber an
wie der verfluchte Woodsy Eule.
»Irving R. Levine, NBC-Nachrichten«, sagte Norman. »So verbringe ich meine Freizeit.« Er zog die Schubladen unter dem
Küchentresen auf, ließ Klopfer aber dabei nicht aus den Augen. Er
hielt es für unwahrscheinlich, daß der alte Klopf versuchen würde,
zu fliehen, aber ausgeschlossen war es nicht. Wenn die Leute ein
bestimmtes Maß an Angst überschritten, wurden sie so unberechenbar wie Tornados.
»Was … ich weiß nicht, was -«
»Du mußt auch nicht wissen was«, sagte Norman. »Das ist ja
gerade das Schöne daran, Klopf. Du mußt überhaupt nichts wissen,
außer den Antworten auf ein paar ganz einfache Fragen. Alles
andere kannst du mir überlassen. Ich bin ein Profi. Du kannst mich
als deinen Freund und Helfer betrachten.«
In der fünften und letzten Schublade fand er, wonach er gesucht
hatte: zwei Topflappenhandschuhe mit Blumenmuster. Wie süß.
Genau das, was der gutgekleidete Judenbengel brauchte, wenn er
seine tleinen koscheren Kasserollen aus seinem tleinen koscheren
Ofen holen wollte. Norman zog sie an, dann wischte er rasch die
Griffe ab, wo er Fingerabdrücke hinterlassen haben könnte. Dann
spazierte er mit Klopfer ins Wohnzimmer zurück, wo er die Fernbedienung aufhob und energisch an der Vorderseite seines Hemds
abwischte.
»Wir werden ein nettes kleines Gespräch unter vier Augen
fuhren, Klopfer«, sagte Norman dabei. Sein Hals war wie zugeschnürt, die Stimme, die herauskam, hatte nichts Menschliches
mehr, nicht einmal für Norman selbst. Es überraschte Norman
nicht, daß er einen stahlharten Ständer hatte. Er warf die Fernbedienung aufs Sofa und drehte sich zu Slowik um, der mit hängenden Schultern dastand, während ihm Tränen unter der Hornbrille
hervorkullerten. Der im Unterhemd eines weißen Mannes dastand.
»Ich werde mit dir reden - aus der Nähe. Ganz aus der Nähe.
Glaubst du das? Das solltest du glauben, Klopfer. Das solltest du
verdammt wirklich.«
»Bitte«, stöhnte Slowik. Er streckte Norman seine zitternden
Hände entgegen. »Bitte tun Sie mir nicht weh. Sie haben den
falschen Mann - wen immer Sie wollen, ich bin es nicht. Ich kann
Ihnen nicht helfen.«
Aber letztendlich half Slowik ihm ganz schön. Da befanden sie
sich freilich schon im Keller, denn Norman hatte angefangen zu
beißen, und nicht einmal der zu voller Lautstärke aufgedrehte
Fernseher konnte die Schreie des Mannes ganz übertönen. Doch
Schreie hin oder her, er war wirklich eine ganz schöne Hilfe.
Als das Fest vorbei war, fand Norman die Müllbeutel unter der
Spüle. In einen warf er die Topflappenhandschuhe und sein eigenes
Hemd, das jetzt nicht mehr in der Öffentlichkeit getragen werden
konnte. Er würde den Beutel mitnehmen und später beseitigen.
Oben, in Klopfers Schlafzimmer, fand er nur ein Kleidungsstück,
das auch nur annähernd ausreichte, seinen eigenen,
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