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Das Bild

Das Bild

Titel: Das Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Könnte der Wahrheit entsprechen,
verbesserte sie sich.
Oh, und noch was. Sie hatte eine Verabredung für Samstag … den ganzen Samstag, wenn man das Konzert der
Indigo Girls am Abend mitzählte.
Rosies sonst so ernstes Gesicht erstrahlte in einem Lächeln,
und sie verspürte den völlig unangemessenen Wunsch, sich
selbst auf die Schulter zu klopfen. Sie aß den letzten Bissen
ihres Stück Kuchens, sah wieder zum Fenster hinaus und
fragte sich, ob das alles tatsächlich wahr sein konnte, ob es
tatsächlich ein richtiges Leben gab, wo die Leute aus ihrem
Gefängnis ausbrachen, rechts abbogen … und im Himmel
landeten.
2
    Einen halben Block entfernt schaltete die Fußgängerampel
von rot auf grün. Pam Haverford, die ihre weiße Zimmermädchenschürze gegen ein Paar enge rote Hosen getauscht
hatte, überquerte mit zwei Dutzend anderen Passanten die
Straße. Sie hatte heute eine Stunde länger gearbeitet und keinen Grund zu der Annahme, Rosie könnte im Hot Pot sein…
aber sie dachte es trotzdem. Man könnte es weibliche Intuition nennen.
    Sie sah kurz den Brocken von einem Mann an, der neben
ihr über die Straße ging, und den sie vor ein paar Minuten
am Zeitungskiosk des Whitestone gesehen hatte, wenn sie
sich recht erinnerte. Er hätte sich als jemand Interessantes erweisen können, wären seine Augen nicht gewesen … die
vollkommen leer wirkten. Er sah sie ganz kurz an, als sie auf
den gegenüberliegenden Bordstein traten, und angesichts
der Ausdruckslosigkeit in diesen Augen - dem Eindruck, als
würde etwas in ihnen fehlen bekam sie eine Gänsehaut.
3
    Im Hotel Pot beschloß Rosie plötzlich, daß sie noch eine
Tasse Tee wollte. Sie hatte keinen Grund zu der Annahme,
Pam könnte reinschauen - sie mußte seit einer Stunde Feierabend haben
-, aber sie nahm es trotzdem an. Vielleicht
weibliche Intuition. Sie stand auf und drehte sich zur Theke
um.
    Das kleine Luder neben ihm war irgendwie niedlich, dachte Norman, enge rote Hosen, knackiger Arsch. Er fiel ein paar Schritte zurück - damit ich die Aussicht besser genießen kann, meine Liebe -,
aber kaum hatte er das getan, betrat sie ein kleines Restaurant. Norman schaute im Vorbeigehen ins Schaufenster, sah aber nichts
Interessantes, nur ein paar alte Weiber, die Scheiße mit Zuckerguß
aßen und Tee oder Kaffee schlürften, und ein paar Kellner, die auf
ihre typische Weise herumliefen, tänzelnd wie Schwuchteln.
    Die alten Damen scheinen das zu mögen, dachte Norman. Dieser Schwuchtelgang mußte fette Trinkgelder einbringen.
Es mußte so sein; weshalb sollten erwachsene Männer sonst so
rumlaufen? Schließlich konnten sie nicht alle Tunten sein …
oder doch?
    Sein Blick ins Hot Pot - desinteressiert und flüchtig - zeigte ihm
nur eine Lady, die deutlich jünger war als die blaugetönten Schrullen in Hosenanzügen, die an den meisten Tischen saßen. Sie
ging vom Fenster weg zum Tresen am anderen Ende der Teestube
(jedenfalls vermutete er, daß man solche Lokale so nannte). Er
sah rasch auf ihren Arsch, weil sein Blick immer zuerst dorthin
wanderte, wenn er eine Frau unter vierzig sah, und kam zum
Ergebnis, daß er zwar nicht schlecht, mit Sicherheit aber auch
keinen Brief an Mutter nach Hause wert war.
    Roses Arsch hat auch mal so ausgesehen, dachte er. Damals, bevor sie sich gehenließ und er so fett wie ein gottverdammter Fußschemel wurde.
    Die Frau, die er durch das Fenster sah, hatte auch eine tolle Frisur, viel besser als ihr Allerwertester, aber das Haar weckte keine
Gedanken an Rose in ihm. Rose war eine »Brünette«, wie Normans Mutter immer gesagt hatte, und sie machte nicht viel aus
ihrem Haar (was ihr Norman bei der unattraktiven mausbraunen
Farbe auch nicht verdenken konnte). Normalerweise band sie es
mit einem Gummiband zu einem Pferdeschwanz zurück; wenn sie
zum Essen oder ins Kino gingen, flocht sie es höchstens einmal mit
einer Plastikhaarspange zusammen, wie sie im Drugstore verkauft
wurden.
    Die Frau, auf die Normans Blick kurz fiel, als er ins Hot Pot sah,
war keine Brünette, sondern eine Blondine mit schlanken Hüften,
und sie hatte das Haar nicht zu einem Pferdeschwanz oder Knoten
hochgebunden. Es hing als sorgfältig geflochtener Zopfan ihrem
Rücken hinab.
5
    Das Beste an dem ganzen Tag, möglicherweise noch besser als
Rhodas unfaßbare Neuigkeit, daß Rosie für Robbie Lefferts
tausend Dollar pro Woche wert sein könnte, war der Ausdruck von Pam Haverfords Gesicht, als sich Rosie mit ihrer
frischen Tasse Tee von der

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