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Das Bildnis der Novizin

Titel: Das Bildnis der Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Albanese Laura Morowitz Gertrud Wittich
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er konnte, bewegte sich dabei aber nur langsam und schleppend. Es war nicht viel zu retten. Seine Vorräte waren geraubt oder zerstört worden.
    Aber er fand immerhin noch einen abgebrochenen Federkiel und ein intaktes Tintenfass. Er setzte sich an den Tisch und schrieb einen inbrünstigen Bittbrief an seinen Mäzen.
    »Geehrter Giovanni, ich habe geschuftet wie ein Sklave, um das Bild so zu machen, wie Ihr es wünscht – und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um es in Eurem Sinne auch fertigzustellen.«
    Seine Hand zitterte. Es war Wahnsinn gewesen, das Geld der Bankiersgilde mit vollen Händen auszugeben.
    »Aber ohne Geld und ohne Materialien komme ich nicht weiter – ich bitte, ich flehe Euch an, lasst mich nicht im Stich!«
    Filippo wusste selbst, wie verzweifelt er sich anhörte. Doch mussten ihm sein Stolz und seine Ehre jetzt weniger wichtig sein als die Materialien, die er für seine Arbeit, für seine Existenz benötigte.
    »Ich schwöre, dass das Bild bis zum zwanzigsten August vollständig fertig sein wird … und um Euch dies deutlich zu machen, sende ich hiermit eine Skizze des Rahmens, dessen Fertigung ich nun in Auftrag geben werde. Ich bitte Euch inständig, mir zu diesem Zwecke weitere einhundert Florin vorzuschießen, denn ich muss ja die Arbeiter bezahlen können. Die genannte Summe ist nicht zu viel verlangt, Ihr könnt jeden fragen.«
    Es war nicht zu früh, den Rahmen zu bestellen und einen Vorschuss dafür anzufordern. Wenn Gott mehr von ihm verlangte, als er in einer Lebensspanne tun konnte, und wenn er die Medici und den König von Neapel zufrieden stellen sollte, dann brauchte er Leute, die ihm halfen, das zu tun, wofür er selbst keine Zeit hatte.
    »Ich bitte Euch dringend, mir rasch zu antworten, denn ich gehe hier zugrunde. Ich will, ich muss fort aus Prato. Vergebt mir, dass ich mich in meiner tiefen Verzweiflung an Euch wende …«
    Den Rest des Tages und des Abends verbrachte der Maler damit, den aufwändigen gotischen Rahmen zu skizzieren. Bei Mondaufgang versiegelte er den Brief. Und betete darum, dass sich Giovanni de Medici großzügig und langmütig erweisen möge.
    Aber der älteste Medici-Sohn war nicht in der Stimmung für Langmut und Großzügigkeit, wie der Mönch zwei Tage später von Ser Francesco selbst erfahren sollte.
    »Kein Geld mehr, bis die Arbeit fertig ist«, erklärte der Emissär scharf. Er stand in der Tür und ließ seinen Blick durch die verwüstete Werkstatt schweifen. Seine Augen verengten sich. »Ich hoffe bei Gott, dass diese Kerle nicht das Altarbild mitgenommen haben.«
    Der Mönch hatte rotgeränderte Augen, als hätte er in letzter Zeit kaum geschlafen. Auf seinem zerschlagenen Gesicht hatte sich Schorf gebildet.
    »Nein, nein, es ist in Sicherheit. Gott sei Dank.«
    »Da habt Ihr aber Glück gehabt! Ihr hättet Euch nicht mit diesen Männern einlassen sollen, Filippo.« Ser Francesco stand breitbeinig inmitten des Chaos. »Wo sind die Paneele für König Alfonso?«
    »Im Stefansdom, da sind sie sicher. Ich würde sie mit meinem Leben verteidigen, Francesco.« Fra Filippo appellierte an den Emissär, indem er ihn mit Vornamen ansprach; seine Stimme brach. »Aber ich brauche noch etwas Gold für die Robe der Madonna. Wenigstens das.«
    Ser Francesco griff in seine Tasche und holte zwei Goldstücke hervor. Seine Bewunderung für den Maler wurde auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Aber wenn der Mann jetzt verzweifelte, würde er ihnen gar nichts mehr nützen. »Kauft aber nur das, was Ihr braucht. Zeigt mir, was Ihr damit anfangt, und ich werde Euch helfen, wenn ich kann.«
    Als er sich zum Gehen wandte, fiel Cantansantis Blick auf eine einzelne Skizze, die einsam an der Wand hing. Es war ein Porträt der jungen Frau, die für die Madonna Modell gestanden hatte. Sie war hochschwanger und hatte den Blick ausdrucksvoll gen Himmel gewandt.
    »Wie ich höre, ist das Mädchen ins Kloster zurückgekehrt. Stimmt das, Filippo?«
    Fra Filippo nickte. »Aber nur, bis das Kind da ist.«
    Der Emissär scharrte ungehalten mit den Füßen. Er schüttelte den Kopf. »Und dann?«
    »Wir warten noch immer auf Nachricht aus Rom. Davon hängt so viel ab. Und davon, was mein Patron und seine Familie für mich tun können.«
    »Was sie für Euch tun können, hängt davon ab, was Ihr für uns tun könnt, Filippo. Wenn Ihr uns mit dem Altarbild hängen lasst, ist es aus zwischen uns, so viel ist sicher.«
    Die Nachricht von dem Überfall auf Fra Filippo und von

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