Das bisschen Haushalt
reden! Na ja, möglicherweise ist seine Sprache ja nur Ausdruck seiner Verbundenheit? Vielleicht will er mir damit sagen, dass ich so lässig bin wie seine Kumpels? So genau will ich es eigentlich gar nicht wissen - wahrscheinlich wäre ich nur enttäuscht.
Um von der Garage auf die Terrasse zu kommen, muss man nur durch die hintere Türe der Garage gehen und dann etwa fünf Meter nach rechts laufen, vorbei an der Regentonne. Eigentlich nicht so schwierig. Weil ich die Selbstständigkeit der Kinder fördern will, schlage ich vor, dass Paul und Rebecca den Kofferraum allein ausräumen. Erfahrungsgemäß arbeiten sie bei solchen Aufgaben immer friedlich zusammen. So wird auch ihr Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt. Nur heute nicht. „Ich nehm’ den Spaten“, kommentiert Paul seinen ersten Handgriff. „Nein, den trag’ ich“, brüllt Rebecca und versucht, sich an Paul vorbeizudrängen. „Hey, du Klogesicht, du bist viel zu schwach dafür“, entgegnet Paul. „Du Depp“, schreit Rebecca und setzt gerade zu einem Faustschlag an, als ich die Garage betrete. „Schluss, hört sofort auf mit dem Geschrei“, trenne ich die beiden Streithähne. „Paul, du nimmst eine Schaufel und du die andere, Rebecca. Ich nehm’ den Spaten. Danach tragt ihr gemeinsam die Schalungstafel und die Dachlatten raus, und zwar vorsichtig.“
Plötzlich dringt ein Geräusch herüber, das an die Sprengung eines Hochhauses erinnert. Ich stürze in die Garage. Paul und
Rebecca stehen reichlich belämmert mit einer Dachlatte in den Händen da und starren an die Wand. Unsere dort aufgereihten Fahrräder sind wie Dominosteine umgefallen, haben die an der Wand stehenden Ski mitgerissen und diese wiederum die Kiste mit Farben und Lösungsmitteln aus dem daneben befindlichen Regal zu Boden befördert. „Der Paul war’s“, meint Rebecca lakonisch. „Nein, die blöde Kuh hat nicht aufgepasst“, verteidigt sich Paul und weist die Schuld seiner Schwester zu. Ich habe gelernt, dass es völlig sinnlos ist, in solchen Situationen ein Ermittlungsverfahren einzuleiten; du wirst nie den Schuldigen herausfinden. Denken in Lösungen ist angesagt. „Mir ist’s egal, wer dafür verantwortlich ist. Ihr räumt jetzt den Kofferraum leer, während ich hier das Chaos beseitige.“
Nach einer halben Stunde ist das Baueckenzubehör auf der Terrasse und die Garage wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt. Sogar den verbogenen Lenker von Carolas Rad habe ich wieder gerichtet und die Farbenkiste neu sortiert. Wir können endlich mit der Einrichtung der Bauecke beginnen. Im hintern Teil des Gartens, zwischen dem Komposthaufen und dem Staudenbeet ist ausreichend Platz. „So, Kinder, hier wird eure Bauecke entstehen“, verkünde ich stolz. „Das meinst du aber nicht im Ernst. Ich spiel’ doch nicht neben dem Stinkhaufen. O. k., da haben sie natürlich nicht ganz unrecht. „Was haltet ihr dann davon, wenn wir die Bauecke zwischen dem Teich und dem Gemüsebeet machen. Da habt ihr sogar ein bisschen Schatten von den Apfelbäumen?“ Der Vorschlag wird angenommen.
„So, nun müssen wir eure Baustelle abtrennen. Das machen wir am besten mit Sandsteinen. Die holen wir aus dem Wald“, leite ich den nächsten Arbeitsschritt ein. Ich hole den Schubkarren aus dem Gartenhäuschen. Durch das hintere Gartentörchen verlassen wir unser Grundstück, laufen den Feldweg 200 Meter entlang und erreichen dann den Waldrand. Dort liegen bemoos-te Sandsteine auf dem Boden wie Kaugummis in der Fußgängerzone - wir müssen sie nur einsammeln. Das geht flott und ohne geschwisterliche Auseinandersetzungen. Wir wiederholen diese Prozedur zweimal, schon haben wir genügend Steine beisammen, um eine saubere Trennlinie zwischen Rasen und Bauecke zu ziehen.
Bis zum Mittagessen haben wir die Baustelle mit Sandsteinen abgetrennt. Die von Carola zwischenzeitlich geschmierten Wurstsemmeln lassen wir uns schmecken und machen uns gleich danach an die letzte Aufgabe: den Sand für die Bauecke zu besorgen. „Papa, wo kriegen wir denn den Sand überhaupt her?“, will Rebecca wissen. Triumphierend antworte ich: „Fröschlein, den holen wir uns von der Baustelle am Ende der Straße. Du weißt doch, da, wo das neue Haus gebaut wird.“ „Aber das ist doch Diebstahl“, entrüstet sich Paul. „Ach, komm! Das ist kein Diebstahl, das ist so eine Art Mundraub“, beschwichtige ich. „Papa, was ist Mundraub?“, will Rebecca wissen. „Nun, das ist, also, wie soll ich sagen, na,
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