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Das bisschen Haushalt

Das bisschen Haushalt

Titel: Das bisschen Haushalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin-Nils Däfler
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verrät.
    Im Turnsaal sind Bierzeltgarnituren aufgebaut und liebevoll mit Papiersonnenblumen sowie echtem Efeu geschmückt. Auf gelben Servietten stehen mit Sand gefüllte Einmachgläser, in denen Teelichter flackern. An der Fensterseite ist das Buffet aufgebaut; neben den Kuchenspenden finden dort noch andere Leckereien Platz: Brötchen, eine Wurst- und eine Käseplatte, ein Obstkorb, Kräuterquark, Kaffee-/Teekannen und Kaltgetränke.
    Ich stehe in einer Gruppe mit anderen Müttern zusammen, als Ursula dazustößt. Sie hat Ole-Leander, ihren hyperaktiven, knapp dreijährigen Sohn, mitgebracht. Er begrüßt mich mit den Worten: „Isch bin Supämän!“, und fuchtelt wild mit seinen Armen umher.
    Der offizielle Teil beginnt. Frau Mooslechner, die Leiterin des Kindergartens, arbeitet die vergangenen drei Jahre auf. Das pädagogische Konzept ihrer Institution wird ebenso ausführlich erläutert, wie penibel sämtliche Ausflüge aufgezählt werden, die in den letzten 36 Monaten unternommen wurden. Die Fortschritte, die die Kinder im Maxi-Club erzielt haben, werden erwähnt, die besonderen Leistungen von Frau Knoll gewürdigt, dem Elternbeirat für die stets vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit gedankt und allerhand gute Wünsche für Kinder und Eltern geäußert.
    Dann haben die zukünftigen Erstklässer ihren Auftritt: Sie singen ihren Erzieherinnen ein Danklied zur Melodie von „Hoch auf dem gelben Wagen“. Anschließend überreicht jedes Kind eine Rose. Günther, der Elternbeiratsvorsitzende, stellt sich auf die Bühne und setzt zu einer Rede an. Er nuschelt und zischt vor sich hin, sodass ich nur die Hälfte verstehe. Ist auch nicht so wichtig - die Inhalte sind ja vorhersehbar. So klatsche ich auch immer im richtigen Moment.
    Günther schreitet nun zur Geschenkübergabe. Ursulas Vorschlag, den Erzieherinnen eine Aromabar zu schenken, war offenbar dann doch nicht mehrheitsfähig gewesen. Dafür hat sich der Elternbeirat was anderes einfallen lassen: Für jede Erzieherin gibt es eine handgetöpferte und mundbemalte Kaffeetasse mit individuellem Dekor und dem eigenen Namen.
    Kaum ist die letzte Tasse überreicht, ertönt Andrea Bocel-lis „Time to say goodbye“. Ungehindert fluten Tränensturzbäche zahlreiche Mutteraugen und -wangen. Ich verteile Tempotaschentücher, setze eine Ich-bin-ja-auch-so-traurig-Mine auf, danke jeder Erzieherin mit Handschlag, umarme mir bekannte und unbekannte Mütter und verabschiede mich zum Schluss bei Ursula: „Schade, dass wir uns jetzt nicht mehr sehen werden, wo doch die Kindergartenzeit vorbei ist.“ „Du, das glaube ich nicht. Wir treffen uns bestimmt schon im September beim Elternabend in der Schule wieder“, strahlt Ursula. Da hatte ich nicht daran gedacht; sie wird mir erhalten bleiben. Derweil guckt mich Ole-Leander missbilligend an und behauptet: „Isch bin Bätmän!“
Donnerstag, 31. Juli
    Endlich, endlich - der letzte Schultag. Statt am Computer zu sitzen und Texte zu redigieren, nutze ich den Vormittag, um mit Rebecca ihr Zimmer aufzuräumen. Schließlich ist sie ja ab heute den ganzen Tag zu Hause, da ist ohnedies nicht an vernünftiges Arbeiten zu denken. Das gemeinsame Aufräumen gestaltet sich so, dass ich Puppenkleider, Playmobilfiguren und Papierschnitzel zusammenlese und dann in den entsprechenden Schubladen bzw. im Müll verstaue, während Rebecca hingebungsvoll mit ihren Barbies Familienalltag spielt. Sie lässt den Barbie-Vater zur Barbie-Tochter sagen: „Jetzt mach sofort, dass du hierher kommst, sonst passiert was.“ Hmmm, ob Sie sich das von mir abgehört hat?
    Da letzter Schultag ist und außer der Zeugnisvergabe nichts mehr gemacht wird, ist Paul bereits um 10:25 Uhr daheim. Ich frage ihn: „Willst du mir dein Zeugnis schon zeigen oder wollen wir warten, bis Mami da ist?“ „Lass uns mal warten“, zögert er keinen Moment mit der Antwort. Aha! Dann kann’s so überragend nicht sein, mutmaße ich. Wäre das Ergebnis positiv, so hätte er mir sicherlich das Zeugnis gleich unter die Nase gehalten und eine saftige Belohnung eingefordert.
    Carola kommt heute extra früher, um mit uns den Ferienbeginn zu feiern. Kaum hat sie ihre Arbeitstasche abgestellt, versammeln wir uns um den Küchentisch. Ich entkorke eine Flasche Prosecco für Carola und mich; die Kinder bekommen Apfelsaftschorle aus Sektgläsern. „Also, ihr Lieben, lasst uns auf schöne, harmonische Ferien anstoßen“, spreche ich einen Toast aus. „Was ist hormonisch?“,

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