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Das bisschen Haushalt

Das bisschen Haushalt

Titel: Das bisschen Haushalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin-Nils Däfler
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Rebecca kriegt ’nen Kühlergrill, Kühlergrill!“ „Volldepp, du kriegst selber Schneeketten in den Mund!“ Um 15:15 Uhr stelle ich das Auto ab - im Halteverbot mangels Parkplatz - und wir hechten hoch in den dritten Stock.
    „Sie sind eine Viertelstunde zu spät!“, vernehme ich vorwurfsvoll von der Sprechstundenmatrone am Eingangstresen. „’tschuldigung, die Kinder wollten nicht Zähneputzen und Stau unterwegs“, murmele ich. „Na ja, ist nicht so schlimm, Sie müssen sich ohnedies noch ein wenig gedulden.“
    Natürlich habe ich nichts dabei, um den Kindern die Wartezeit zu vertreiben: kein Malbuch, kein Quartett, kein Nintendo. Ist auch gar nicht nötig, denn die zwei haben schon längst ihre Beschäftigung gefunden: Sie rennen um den Tisch mit den Lesezirkel-Heften und spielen Fangen. Die Mitwartenden empfinden dies leider nicht als willkommene Unterhaltung, sondern eher als Belästigung.
    Endlich die Erlösung: „Familie Däfler bitte!“ Im Behandlungsraum dauert es dann noch eine Weile, bis die Zahnärztin kommt, was aber auch nicht weiter schlimm ist, denn die kleinen Entdecker ziehen in ihrem Forscherdrang jede Schublade mit den glänzenden Instrumenten auf. Selbige sehen recht Furcht einflößend aus, sodass - und dies ist wahrhaft selten der Fall - die
    Kinder immer stiller werden. Die Türe geht auf und Frau Doktor erscheint. Klar, wer zuerst Platz nimmt: Ich werde in die Horizontale gebracht und bekomme ein Lätzchen umgebunden.
    „Wohin fahren Sie denn in den Urlaub?“, will Frau Dr. Göss-wein, die Zahnärztin, wissen. „Mpfgrgrmpf“, antworte ich mit Sauger und Strahlgerät zwischen den Kiefern. „Und wie geht’s Ihrer Frau?“ „Mpfgrgrmpf!“ „Und Sie haben sich heute frei genommen, um mit den Kindern zu kommen?“ „Mpfgrgrmpf!“ „So, Paul, komm’ mal her!“, macht Dr. Gösswein kurzen Prozess und hievt ihn in den Stuhl. „Mach’ den Mund mal ganz weit auf!“ Er öffnet diesen genau einen Zentimeter. „Bitte noch mehr!“ Zwei Zentimeter. Sie, etwas ungeduldiger: „Noch mehr!“ Drei Zentimeter. Jetzt langt es ihr und sie funkelt mich böse an. Ein ernster Blick in seine Richtung und das Handzeichen für „Taschengeldentzug“ meinerseits, schon ist der Schnabel vier Zentimeter offen. Das langt gerade so für die Untersuchung, die glücklicherweise keine kariösen Stellen offenbart. Als Paul vom Stuhl rutscht und Rebecca dran soll, stellen wir fest, dass sie die Flucht ergriffen hat und wieder im Wartezimmer sitzt - mit bereits angezogener Jacke. „Machen Sie einen neuen Termin aus“, wird mir kurzerhand beschieden, „wir haben nicht unendlich viel Zeit.“
    Am Auto steckt ein Strafzettel unter dem Scheibenwischer. Gott sei Dank müssen wir nur zweimal im Jahr zum Zahnarzt ...
Samstag, 2. August
    Carola muss heute ausnahmsweise in die Firma: Tag der offenen Tür. Paul und Rebecca sind bis heute Abend bei Oma Gertrud. So bleibt mir seit Langem mal wieder Zeit für mich - Gelegen-heit, ein erstes Fazit zu ziehen. Nun amtiere ich schon einen Monat als Hausmann. Was haben mir die letzten Wochen gezeigt? Das Dasein als Hausmann besteht im Wesentlichen darin, den Chaosverwalter, Streitschlichter, Taxifahrer und Logistikmanager zu spielen. Ich wechsle mittlerweile recht geschickt zwischen diesen Rollen, mäandriere durch den Alltag, übe mich im Improvisieren und hoffe, dass die Kinder keinen seelischen Schaden erleiden. Es klappt eigentlich ganz gut, aber es könnte noch besser laufen. Mal sehen, welche Erfahrungen andere Männer in meiner Situation gemacht haben. Vielleicht finde ich ja ein paar wertvolle Tipps und Anregungen? Ich schalte den Computer ein und gehe ins Internet - Suchwort: „Hausmann“.
    Die erste brauchbare Seite, die ich finde, ist von einem Soziologie-Doktoranden, der für seine Promotion eine Online-Umfrage ins Netz gestellt hat. Da ich nicht in Eile bin, mache ich mit.
    Frage 1: Würden Sie sich als Hausmann bezeichnen?
    Ja
    Nein
    Nun, kommt darauf an
    Frage 2: Welche Aufgaben führen Sie regelmäßig im Haushalt durch und wie oft führen Sie diese durch?
    Wäsche waschen Nie Nur im Notfall
    Bügeln    Nie (kann ich nicht)
    Kinder betreuen Immer Einkaufen    Immer
    Kochen    Immer (wenn auch TK-Kost dazuzählt)
    Putzen    Nie
    Aufräumen    Immer (jedoch    meist erfolglos)
    Frage 3: Wie viele Stunden verbringen Sie täglich mit Hausarbeit?
    6
    8
    Frage 4: Wie lange sind Sie schon Hausmann?
    33 Tage und 10 Stunden
    Frage 5:

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