Das bisschen Haushalt
was wir sagen können: „Sorry, wir haben ihr Auto ein klein wenig zugerichtet, aber das ist hoffentlich nicht so schlimm.“ Nicht gut. Vielleicht: „Sind Sie tierlieb? Dachte ich mir, deshalb macht’s Ihnen ja bestimmt nichts aus, wenn unser Terrier ein paar Spuren hinterlassen hat.“ Weiß nicht. Oder: „Lassen Sie uns bitte die Rechnung für eine Polsterreinigung und einen Sitzversteller zukommen!“ Obwohl ... Ich hab’s: „Unser Hund hat Ihr Auto im Innenraum verschmutzt. Das tut mir leid. Als Zeichen meiner tief empfundenen Schuld und als Geste der Entschuldigung erlaube ich mir, Ihnen das Tier zu schenken!“ Als ich Letzteres meiner Familie vorschlage, ernte ich nicht die erhoffte Zustimmung, sondern nur verächtliche Kommentare. Also, dann werde ich halt doch die Kostenübernahme anbieten.
Sonntag, 7. September
Leider ist das Wetter heute nicht spätsommerlich, eher herbstlich. Die Wolken hängen tief, grau ist die dominierende Farbe und keiner von uns hat Lust, das Haus zu verlassen. Außer Ja-nosch natürlich - der besteht darauf, seinen gewohnten Inspektionsgang zu machen. Unruhig streift er umher, geht ständig zur Haustüre, blickt sehnsuchtsvoll seine Leine an und starrt uns mit seinen schwarzen Knopfaugen an, die zu sagen scheinen: „Meint ihr etwa, nur weil es kalt und regnerisch ist, verbringe ich den ganzen Tag in der Bude? Habt ihr noch nie was von artgerechter Haltung gehört?“ Endlich hat er Carola überzeugt. Sie übernimmt den Job und dreht mit ihm eine Runde. Derweil darf ich mich um die Kinderbeschäftigung kümmern.
Paul und Rebecca meinen, zu einem richtigen Gammeltag gehöre es, den Fernseher direkt nach dem Frühstück einzuschalten und ihn dann bis zum Schlafengehen laufen zu lassen. Kinderkanal, Pro7, Jetix und Disney Channel böten genug Abwechslung. Da bin ich anderer Ansicht: „Von mir aus könnt ihr heute eine Stunde fernsehen, mehr aber nicht.“ „Paaaapa, das kann nicht dein Ernst sein. Der Lorenz, der Tom und der Lukas dürfen den ganzen Tag glotzen“, entrüstet sich Paul. „Und wenn sie auch noch die gesamte Nacht hindurch schauen dürften - das interessiert mich nicht. Wir machen was Sinnvolles mit unserer Zeit!“ Rebecca schaltet sich in die Diskussion ein: „Ich weiß aber gar nicht, was ich spielen soll. Mir ist so langweilig.“ „Schatzi, du hast doch so viele Spielsachen, da wird dir doch bestimmt was einfallen.“ Tut es aber nicht. Ich zähle auf, was sie alles machen kann: Playmobil-Zirkus. Nein. Lego-Reiterhof. Nein. Mit den Puppen Schule spielen. Nein. Die Barbies neu anziehen. Nein. Lesen. Nein. Puzzeln. Nein. Click-its-Modeschmuck zusammenstecken. Nein. „Dann leg dich in dein Bett und schlaf’, wenn du auf nichts Lust hast“, resigniere ich. „Ich will aber nicht schlafen“, erwidert Rebecca allen Ernstes. „Das war auch nicht so gemeint. Paul, hast du denn eine Idee, was ihr zusammen machen könntet?“
Paul denkt nach. „Wir könnten Krieg spielen, mit meinen Panzern und Flugzeugen.“ „Davon halte ich überhaupt nichts!“ „Gut, dann könnten wir ’ne Wasserpistolenschlacht machen.“ „Was willst du?“ „Na, mit den Pumpguns rumballern.“ „Du meinst diese riesigen Wasserspritzgewehre, die ihr nur im Garten benutzen dürft?“ „Genau die.“ „Ich glaube, du spinnst, mein Freund. Vergiss das mal ganz schnell! Weitere Ideen?“ Paul ist beleidigt, ihm will beim besten Willen nichts in den Sinn kommen. „Also, dann legt ihr euch halt beide ins Bett, wenn ihr so ideenlos seid. Und das meine ich wirklich so diesmal!“
Schmollend verkrümeln sich Paul und Rebecca in ihre Zimmer. Nach einer Viertelstunde erscheinen sie im Duett: „Papa, uns ist soooo langweilig.“ Ich lege die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung weg und schnaufe tief durch. „Was haltet ihr davon, wenn ihr ein bisschen Musik macht?“ „Oh ja, das ist ja mal ’ne gute Idee. Wir spielen ,Killerpilze‘ und machen mal so richtig Krach“, freut sich Paul und sprintet schon los zu unserer Musiktruhe, in der wir alle unsere Instrumente aufheben. „Halt, ich dachte eher, dass ihr Klavier oder Flöte spielt.“ „Nö, kannste haken, wir machen Rockmusik“, bescheidet mir Paul, der schon wieder mit Carolas alter Gitarre zurück im Wohnzimmer ist. Mit brachialer Gewalt lässt er seinen Finger über die Saiten fahren und entlockt dem Hohlkörper schreckliche Geräusche. Rebecca hat sich derweil das batteriebetriebene Kin-der-Keyboard geholt, das sie
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