Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)

Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)

Titel: Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
Vom Netzwerk:
hier sehr sensibel für das Thema. Ein Suizid oder ein tätlicher Angriff auf die Gäste, und unser Ruf ist ruiniert. Am besten packen Sie sofort Ihre Sachen!«
    Wie war das noch mit der Wut? Lass sie raus? Nicht nötig, Niki platzte fast vor Wut.
    »Sie sind Arzt, richtig?«, schrie sie. »Liegen Ihnen etwa Atteste vor? Haben Sie mein Zimmer durchsucht und irgendwelche Psychopillen gefunden?«
    Mit so viel Gegenwehr hatte Doktor Mannheimer nicht gerechnet. Beschwichtigend hob er die Hände. »Nun beruhigen Sie sich doch, Frau Michels. Wir sind eine seriöse Klinik.«
    »Seriös ist was anderes«, schnaubte Niki. »Da kann also einfach irgendein Depp anrufen und mich beschuldigen, und schon knicken Sie ein? Sie haben nicht die geringsten Fakten, um diese Ungeheuerlichkeit zu belegen!«
    Eilig kehrte Doktor Mannheimer an seinen Schreibtisch zurück und blätterte in der Akte. »Wir müssen jedes Risiko ausschließen«, murmelte er.
    »
Sie
sind hier das Risiko!«, tobte Niki. »Solange Sie mir nichts weiter bieten als Verleumdungen, bleibe ich.«
    Um ihre Entschlossenheit zu unterstreichen, verschränkte sie die Arme und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Dann wartete sie.
    Sie wartete ziemlich lange, denn Doktor Mannheimer setzte eine randlose Brille auf und klickte auf der Tastatur seines Laptops herum.
    »Sie können im Internet surfen, bis Sie schwarz werden«, zischte Niki. »Ich bin so normal wie Sie.«
    Nee, viel normaler, dachte sie.
    Endlich gab Doktor Mannheimer auf. »Also gut. Aber ich werde mich eingehend erkundigen. Und wenn nur der geringste Zweifel an Ihrer psychischen Gesundheit auftauchen sollte, reisen Sie ab.«
    Niki wischte sich den Schweiß von der Stirn und eine Träne von der Wange. Wie hatte Wolfgang ihr das nur antun können!
    Sie zeigte auf die Waage. »Und jetzt zur Gewichtskontrolle! Ich habe nämlich ab-ge-nom-men!«
    Ohne weitere Aufforderung stapfte sie zur Waage und schleuderte den Bademantel von sich. Sie schämte sich nicht einmal ihrer Nacktheit. Wut tat gut!
    Doktor Mannheimer folgte ihr und las die Zahl ab. »Siebenundneunzig Kilo. Das bedeutet noch gar nichts. In denersten Tagen verlieren Sie vor allem Flüssigkeit. Dann erst beginnt Ihr Körper, die Fettdepots abzubauen.«
    Natürlich gab es kein Lob. Nicht bei Doc Mannheimer, dem Scheusal. Niki bückte sich nach ihrem Bademantel und zog ihn wieder an.
    »Ciao, Herr Doktor«, sagte sie dumpf. »Ich werde Sie im Auge behalten. Wer sagt mir denn, dass mit
Ihrer
seelischen Gesundheit alles zum Besten steht?«
    Damit ließ sie ihn stehen und verließ hocherhobenen Hauptes das Sprechzimmer. Wer bloße Vermutungen für eine Diagnose hielt, hatte ja wohl seinen Doktortitel auf der Kirmes gewonnen. Trotzdem: Sie musste auf der Hut sein. Schnurstracks steuerte sie das Büro der Klinikleitung an.
     
    Der Speiseesaal war schon gefüllt, schließlich wollte keiner das spärliche Essen verpassen. Es war halb zwölf, eine Tageszeit, zu der Niki daheim das zweite Frühstück einnahm, meist ein Leberwurstbrot mit Essiggürkchen, um sich gleich darauf der Vorbereitung des Mittagessens zu widmen. Die Vision eines schönen fetten Eisbeins tauchte vor ihr auf. Mit Sauerkraut und Knödeln. Sie meinte fast, die Sauce riechen zu können, und das Wasser lief ihr im Mund zusammen.
    Hinter ihr lagen nicht nur jede Menge Sport und Sprudelbäder, sondern eine filmreife Darbietung, die selbst Walburga beeindruckt hätte. Leicht war es nicht gewesen, die Klinikleitung davon zu überzeugen, dass ihr Gatte paranoide Züge aufwies und seit Jahren unter ärztlicher Aufsichtlebte. Eine Notlüge. Sie hatte einfach den Spieß umgedreht. Immerhin hatte Niki es geschafft, dass sie bleiben durfte.
    Erschöpft ließ sie sich auf ihren Stuhl fallen. »Hallo, Herr Holst.«
    »Hallo, Frau Michels.«
    Leo schenkte ihr einen kurzen Blick über den Rand seiner Zeitung hinweg. Das war alles.
    Umso besser, dachte Niki. Sie hatte nämlich überhaupt keine Lust zu reden und wollte auch nicht weichgequatscht werden. Was das betraf, war Leo durchaus dezent. Als könnte er ihre Stimmungen erahnen. Manchmal hatte sie den Eindruck, dass ihr Tischgenosse ziemlich tiefstapelte. Während die meisten Männer auftrumpften, hielt er sich zurück. Sagte wenig, aber das Richtige. Horchte sie nicht aus, sondern teilte gleichmütig ihr gemeinsames Schicksal. Doch, sie fing an, ihn irgendwie zu mögen.
    Fräulein Rottenmeier rauschte heran. Sie servierte eine halbe Zucchini an dreieinhalb

Weitere Kostenlose Bücher