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Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)

Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)

Titel: Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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der nächsten Straßenecke fanden sie ein kleines Café. Es war im Stil einer Skihütte der fünfziger Jahre dekoriert, mit dunkelbraunen Wänden und verstaubten Hirschgeweihen. Schwere, geschnitzte Stühle und rotkarierte Tischdecken rundeten die Geschmacksverwirrung ab. Aber darauf kam es gar nicht an. Es gab nur einen einzigen Grund, warum sie hier waren: die Karte rauf und runter zu schlemmen.
    Sie bestellten großzügig, so dass sich bald schon Kuchen und Torten vor ihnen auf dem Tisch türmten, dazu vier Eisbecher und eine Flasche Sekt. Doc Mannheimer hätte sie unangeschnallt in die Hölle gebeamt, wenn er zufällig vorbeigekommen wäre.
    Niki begann mit einem Stück Käsekuchen. Voller Wonne genoss sie das leicht säuerliche Aroma und den angenehm bröckeligen Mürbeteig. Allmählich fand sie Gefallen an ihrer Kurkrise. Danach verschlang sie den Eisbecher Milano, fünf Kugeln Schokoladeneis mit Sahne und Himbeersauce, garniert mit Mandelsplittern. Sie kollabierte fast vor Lust. Morgen würde sie wieder brav an Reiswaffeln knabbern, doch heute war eben ein besonderer Tag. Das bisschen Kuchen.
    Tamara goss die Gläser voll. »Auf Nikis Wiedergeburt als Frau!«
    »Moment, wieso das denn?«, fragte Niki kauend. »Ich war immer schon eine Frau, was sonst?«
    »Nee, du warst ein Neutrum«, sagte Walburga. Sie nahm einen Schluck Sekt, um sich gleich darauf über ein riesiges Stück Linzer Torte herzumachen. »No Sex, no Fun.«
    Tamara lächelte wissend. »Ich nenne es das Unsichtbarkeitssyndrom.«
    Niki begriff nicht ganz. »Was soll das denn sein?«
    »Die Tarnkappe der verlorenen Seelen.« Tamara betrachtete die Bläschen, die in ihrem Sektglas aufstiegen. »So ab vierzig geben die meisten Frauen auf. Verstecken sich in Grau und Beige. Hüllen sich in Säcke. Bloß nicht auffallen, ist die Devise. Sie verabschieden sich von der Männerfront, und die Party geht woanders ab. Die kleinen Flirts, die Blicke, alles vorbei. Und das ist falsch, grundfalsch.«
    In Niki regte sich Widerspruch. »Aber wozu sollte ich flirten? Ich habe schließlich einen Mann und …«
    »Hast du nicht«, fiel Walburga ihr ins Wort. »Der zieht den Außerhausservice vor, wenn ich dich daran erinnern darf.«
    »Das alles ist doch nur zum Üben«, erklärte Tamara ruhig. »Flirten hält die erotischen Reflexe wach. Man fühlt sich sexy, und das fällt dann sogar dem eigenen Gatten auf. Weißt du eigentlich, wie toll du aussiehst, Niki? Und dass dich der Kellner mit den Augen auszieht, seitdem wir hier reingeschneit sind?«
    Nein, das hatte Niki nicht bemerkt. Sie sah zum Tresen, und wirklich: Dort stand ein leicht untersetzter, dunkelhaariger Typ und warf ihr glutvolle Blicke zu. Ihr stockte der Atem.
    Alexis hatte schweigend zugehört, nun legte sie ihre Kuchengabel beiseite und ordnete ihr akkurat frisiertes Blondhaar. »Tamara hat vollkommen recht. Wir dürfen nicht aufgeben. Liebe ist ein Spiel, das man täglich trainieren muss. Du solltest dir mal zusehen, Niki, wie du in diesen Pumps gehst. Viel gerader, und deine Hüften haben richtig Schwung. Genau das hat dein Wolfgang vermisst – eine Frau, die weiblich ist.«
    Niki suchte nach Gegenargumenten, doch ihr fiel nichts Schlaues ein. Aber war das nicht zu simpel? Konnte sie nicht auch einfach so weiblich sein? Na ja, ihre Flanellnachthemden weckten ganz bestimmt keine erotischen Fantasien, genauso wenig wie ihre Hauskleider und ihre Umstandshängerchen.
    Doch, es stimmte, was Tamara gesagt hatte. Auch wenn es nur ein Kleid und ein Paar Schuhe waren, irgendwie hatte sie sich dadurch verwandelt. Sie mochte sich auf einmal, und offensichtlich sah man das. Hatte sie sich nicht selbst gewünscht, dass Wolfgang sie in dem neuen Outfit sehen könnte?
    »Vergiss mal die Abnehmerei«, sagte Walburga. »Viel wichtiger ist, dass du dich wieder als echte Frau fühlst. Glaub mir, das ist der Kick. Sieh mich an: Zur Miss Universum reicht’s nun wirklich nicht. Trotzdem hängen mir dieKerle am Hacken wie Hundescheiße. Das heißt ja nicht, dass ich mit jedem in die Kiste springe. Es fühlt sich nur verdammt gut an!«
    Niki spähte noch einmal zum Kellner hinüber, der sie immer noch anstarrte. Sie wollte nichts von ihm, und doch gefiel ihr, dass er die Frau in ihr sah. So was war ihr seit Jahren nicht passiert.
    »Ich weiß eure Anteilnahme jedenfalls zu schätzen«, sagte sie steif.
    »Gern geschehen, Prinzessin«, schmatzte Walburga. Ein Klecks Eis zierte ihr Kinn. Mit beiden Händen schob sie sich

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