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Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)

Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)

Titel: Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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»Ich glaube, Sie hätten sich viel zu erzählen.«
    Dann nahm sie Reißaus.
    Walburga hatte auf dem Flur gewartet. »So ein Faustgesicht! Was für ein elender Kerl.«
    »Aber du liebst es, ihn zu provozieren.« Niki musste lächeln. »Wieso habe ich bloß das Gefühl, dass du ihn magst?«
    »Blödsinn, ein Ekel ist er. Und weißt du was? Am neunzehnten steigen wir bei ihm ein.«
    Niki meinte, nicht richtig gehört zu haben. »Wie jetzt?«
    »Na, er hat doch gerade gesagt, dass er am neunzehnten verreist. Zu dumm – ich weiß nämlich, wo er wohnt. Inge-Gundula hat es mir verraten. Zeit für einen kleinen Homecheck. Ich will rausfinden, wie der drauf ist.«
    »Wir werden ins Gefängnis kommen, wenn wir da einbrechen!«, protestierte Niki. »Weißt du, was das bedeutet?«
    »Knapp bemessene Mahlzeiten«, antwortete Walburga. »Die haben wir sowieso schon. Apropos: Leo hat mir erzählt,dass du Köchin bist. Was hältst du davon: Wir räumen einen Delikatessenladen aus, und dann kochst du uns was Schönes, ja? In Doc Mannheimers Küche!«
    »Bist du wahnsinnig? Auf gar keinen Fall!«
    »Abwarten«, sagte Walburga.

 
    Versonnen machte sich Niki auf den Weg zum Yogaraum. Zwei Wochen war sie nun schon im Beauty Resort Vitalis. Zwei Wochen heldenhafter Selbstkasteiung, aber auch zwei Wochen, in denen sie sich an den eigenartigen Rhythmus des Kliniklebens gewöhnt hatte. Sie konnte sich gar nichts anderes mehr vorstellen, als um fünf Uhr morgens schlaftrunken ihr Glaubersalz einzunehmen und den Tag mit Kneippanwendungen, Heuwickeln, Sprudelbädern sowie mehr oder weniger sportlichen Aktivitäten zu verbringen – erotische Offenbarungen à la Mario inbegriffen.
    Fünf Kilo hatte sie bereits abgenommen, und es fühlte sich fantastisch an. Ihre Augen glänzten, ihre Haut war glatter geworden, und auch ihr angeschlagenes Gemüt entknitterte sich zusehends. Langsam, ganz langsam, kam etwas in Bewegung.
    Wenn nur die Sache mit Wolfgang nicht gewesen wäre. Seit seiner grässlichen Performance in der Lobby hatte er sich nicht mehr gerührt. Kein Anruf, kein Brief, einfach nichts. Peggy hatte ein bisschen Kommissar gespielt, doch da sich ihr Vater offenbar auf einer längeren Dienstreise befand, war noch nichts dabei herausgekommen. Immerhin telefonierten Niki und ihre Tochter jetzt öfter, seit Peggy dasHandy geschickt hatte. Nach all den Jahren kamen sie einander wieder näher, was Niki wie ein Geschenk des Himmels erschien.
    Im Yogaraum traf sie auf Walburga. Sie waren früh dran, der Raum war noch fast leer. Nur das japanische Ehepaar nebst monströsem Nachwuchs turnte schon in flaschengrüner Fallschirmseide vor dem Podest herum.
    »Ganz schön übereifrig«, sagte Niki leise. »Können’s wohl nicht abwarten.«
    »Japaner eben«, erwiderte Walburga. »Die warten nicht mal, bis der Fisch gar ist.«
    Sofort bekam Niki Appetit auf Sushi. Auf schöne, fette Lachssushi mit viel Wasabi und Sojasauce auf herrlich klebrigem Reis. Dazu ein Pflaumenschnaps und zum Nachtisch Lycheesorbet. Wie lecker war das denn? Der Gedanke daran raubte ihr fast die Besinnung.
    Sie konnte nur noch ans Essen denken, und es wurde von Tag zu Tag schlimmer. Aber sie blieb standhaft. Sogar Walburgas Nussschokolade verschmähte sie, obwohl sie mehr als einmal in Versuchung gekommen war, sich aus dem Vorrat zu bedienen, den Walburga bei Ausflügen zu einer nahegelegenen Tankstelle stetig auffüllte.
    »Grüezi miteinand’«, ertönte die Stimme der Yogalehrerin, die mit einer zusammengerollten Matte unter dem Arm hereinschritt. Sie blieb neben Niki und Walburga stehen. »Meine Damen, Ihre Haltung lässt deutlich zu wünschen übrig. Ich sehe jedenfalls kaum Fortschritte, obwohl Sie nun seit vierzehn Tagen in meinem Kurs sind. Kommen Sieheute am besten ganz nach vorn, da habe ich Sie besser im Blick.«
    »Och, nö, wir haben’s nicht so mit Yoga«, nuschelte Niki. »Aber wir sehen gern von hinten aus zu«, versicherte Walburga. »Ist ganz unterhaltsam.«
    Beleidigt sah die Frau ihre beiden aufsässigen Schülerinnen an. »Wie Sie wollen. Man kann Menschen eben nicht umprogrammieren.«
    »Falsch.
Sie
können Menschen nicht umprogrammieren«, widersprach Walburga. »Und ganz nebenbei – Sie hassen jedes Gramm an uns, richtig? Gut so. Eine wie Sie muss ja auch mal eine kleine Freude haben.«
    Wortlos wandte sich Frau Grossmann ab und erklomm das Podest, wo sie erstaunliche Dehnübungen vollführte. Sie war gelenkig wie ein Schlangenmensch, jedes Varieté

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