Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)
ineinander verschlungen, auf dem letzten Foto küssten sie sich. Und zwar heftig.
Der Boden öffnete sich unter Niki. Sie schwankte, irgendjemand knipste das Licht aus, dann fiel sie dem Dirndlmädchen in die Arme und riss es mit zu Boden.
Sie erwachte davon, dass ihr jemand in die Wangen kniff.
»Niki! Hallo? Los jetzt, back to reality!« Es war Walburga, die neben ihr kniete. »Was ist denn los? Wieso hat es dich umgenietet?«
Niki drehte den Kopf und tastete nach den Fotos, die auf dem Teppich verstreut waren. »Das ist los.«
Walburga starrte auf die Bilder.
»Verstehst du es jetzt?«, fragte Niki mit tränenerstickter Stimme.
»Ach, du große Scheiße.« Walburga hämmerte sich mit der Faust an die Stirn. »Halt mal meinen Kopf, ich muss kotzen.«
Mittlerweile waren auch Tamara und Alexis zu ihnen gelaufen. »Was ist passiert? Was war denn in dem Brief?«,redeten sie durcheinander. Sie verstummten, als Walburga ihnen die Fotos hinhielt.
Niki setzte sich auf. »’tschuldigung, Tamara, ich wollte nicht deine Veranstaltung stören. Mach einfach weiter. Wir sehen uns morgen früh.«
»Blödsinn«, schimpfte Tamara. »Du denkst doch nicht im Ernst, dass ich dich jetzt im Stich lasse?«
Sie wendete sich dem Publikum zu, das ihnen interessiert zusah. »So leid es mir tut, meine Damen, es gab einen Notfall. In wenigen Tagen setze ich das Farbseminar fort. Den genauen Termin gebe ich noch bekannt. Vielen Dank für Ihr Verständnis.«
Aber alle blieben sitzen, in Erwartung weiterer Ereignisse. Aufgeregtes Stimmengewirr durchzog die Bibliothek. Sogar Leo war aufgewacht. Er rieb sich erstaunt die Augen. Dann erfasste er die Situation und kam im Laufschritt angestürzt.
»Kann ich helfen?«
»Falls du eine kleinkalibrige Pistole mit Schalldämpfer hast, ja«, grummelte Walburga. »Schluss mit der Sondervorstellung. Lasst uns verschwinden.«
Gemeinsam zogen sie Niki hoch und brachten sie aufs Zimmer. Dort legte Niki sich auf die Couch, während Walburga einen nassen Waschlappen holte und ihn Niki auf die Stirn klatschte.
Leo betrachtete abwechselnd Niki und die Fotos. »Das ist dein Mann, oder?«
»Blitzmerker!« Tamara riss sich wütend ihre Stola von den Schultern. »Könnte der gnädige Herr seine Aufmerksamkeitmal aufs Wesentliche richten? Auf diesen Strich in der Landschaft, der Niki das Leben zur Hölle macht? Was dieser Wolfgang nur an der findet. Der Mann ist für mich gestorben!«
»Der Typ ist ein Witz ohne Pointe.« Walburga hatte es sich in einem Sessel bequem gemacht und die Füße auf den Couchtisch gelegt. »Wenigstens benutzt die kleine Schlampe Zahnseide. Nur dass sie das Zeug leider als Tanga zweckentfremdet.«
»Und jetzt?«, fragte Alexis.
Niki sah zur Uhr. »Ich muss Peggy anrufen!«
»Nur zu«, sagte Tamara. »Sollen wir besser gehen, während du telefonierst?«
»Nee, bleibt ruhig hier«, antwortete Niki.
Sie hatte sowieso keine Geheimnisse vor ihren Freundinnen. Und Leo? Den konnte auch nichts mehr erschüttern. Ihre Finger bebten, als sie Peggys Nummer wählte. Ihre Tochter war sofort dran.
»Hallo?«
»Peggy, mein Kind …« Weiter kam Niki nicht. Sie hatte einen Kloß im Hals, so groß wie drei Königsberger Klopse.
»Alles in Ordnung, Mama? Hast du meinen Brief erhalten?«
»Ja.« Niki schluckte. »Was hast du rausgefunden?«
»Sie ist quasi bei ihm eingezogen, diese widerliche Person. Papa ist zurück von seiner Reise. Ich war heute Nachmittag im Haus und habe alles gecheckt. Ihr Kosmetikkrempel steht im Badezimmer, und der Kühlschrank ist voller Diätdrinks.«
Diätdrinks? In Nikis heiligem Kühlschrank? Mitten im kulinarischen Paradies, wo sonst saftige Braten und köstliche Nachspeisen auf ihre Verwendung warteten? Das war zu viel!
»Dann habe ich mich im Garten versteckt und gewartet«, berichtete Peggy weiter. »So sind die Fotos entstanden. Mein lieber Herr Gesangsverein, die turteln, dass es nur so brettert.«
»Hast du mit Papa gesprochen?«, fragte Niki tonlos.
»Ja.« Es folgte eine kleine Pause. »Er hat alles abgestritten. Das sei nur seine Praktikantin, die gerade keine Wohnung hätte. Er wolle ihr nur helfen, und es sei auch nur vorübergehend. Aber die Fotos sprechen ja wohl Bände.«
Niki fing an zu schluchzen. »Auf meiner Terrasse! Neben meinem Oleander! Und auf den Sonnenliegen, die ich eigenhändig neu bezogen habe!«
»Du musst nach Hause kommen, Mama«, sagte Peggy streng. »Stell ihn zur Rede. Wasch ihm den Kopf. Und schmeiß dieses
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