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Das blaue Buch - Roman

Das blaue Buch - Roman

Titel: Das blaue Buch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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wäre jetzt der richtige Moment, aber ich werde es nicht tun.« Und sie küsst ihn aufs Ohr, und er grinst.
    Dann küsst er Beth die Hand, und als er den Kopf hebt, gilt das Grinsen nicht mehr ihr – sondern Bunny. »Sehr wundervoll. Jetzt kommen wir zu spät, und es wird Gerüchte und Alarm geben. Dabei bin ich schon ernsthaft ausgeschimpft worden, weil ich ein Auge auf die Buttermaiden geworfen habe. Milchprodukte – da denken die Büfettkünstler zu viel an Milch und die damit assoziierten körperlichen Merkmale. Kommen Sie.«
    »Ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen, Francis.«
    »Bunny sagt, ich weiß es auch nicht.« Er grinst immer noch, als sie zu ihrem Tisch gehen.
    Als er ankommt, küsst Francis seine Frau, und sie schaut ihn stirnrunzelnd an, bis er den Verschmitzten spielt, dann kichern sie beide, und sie erwidert seinen Kuss. »Hat er Sie belästigt, Beth?«
    »Nicht mehr als üblich.« Beth stellt ihr Angebot vorsichtig neben Francis’ sorgfältiges Arrangement. Ihre Bemühungen wirken zufällig: kaltes Hühnchen, geraspelte Möhren, Klößchensuppe, ein Stück Pizza, Wassermelone, irgendwas mit Fisch in rosa Sauce – Sachen, die sie einem Fremden bringen würde, wenn sie raten müsste, was er mag.
    Weil es mir inzwischen egal ist, was Derek mag.
    Was wäre denn das passende Gericht für eine Mahlzeit mit dem bald nicht mehr zukünftigen Ehemann? »Sexuelle Etikette für alle Gelegenheiten« – ich glaube, den Vortrag habe ich verpasst.
    Derek hat beschlossen, böse zu werden. »Und was ist das Übliche?« Aber dann scheint ihm nichts weiter einzufallen, also stochert er misstrauisch an seinem Hühnchen herum. Vielleicht hat er gedacht, es könnte beeindrucken, wenn er die Nahrungsaufnahme verweigert, aber Beth kann sehen, wie sich vier Tage Fasten bemerkbar machen und er alles aufisst, was sie gebracht hat, dann noch mehr verlangt. Ansonsten ist er vor allem stumm. Bunny, die offensichtlich standhaft versucht hat, ihn aus der Reserve zu locken, unternimmt einen weiteren Versuch. »Wir wohnen in Dorset.« Auch wenn sie langsam müde wird.
    »Ach, wirklich.« Derek stopft sich absichtlich unkultiviert eine Gabel Risotto in den Mund. »Wir nicht.«
    Absolut unentschuldbar.
    Bunny hat gerade ein schmales Stückchen Kuchen genossen, etwas kunstvoll Garniertes mit Pistazien, aber jetzt rührt sie es nicht mehr an, sondern betrachtet nur ihre Hände und wirkt zu schnell zu gebrechlich, und Francis ist aufgestanden und ist offenkundig angewidert, schnappt ungläubig nach Luft.
    Beth nimmt seine Hand und steht ebenfalls auf. »Ich brauche noch Nachtisch. Francis, wir suchen Nachtisch.« Sie lehnt sich gegen seine Schulter. »Könnten wir. Bitte.«
    Francis will sich nicht wegbewegen, seine Hände werden wütend, ziehen schlimme Dinge in Betracht – Beth spürt, wie seine Unterarme zucken.
    Bunny holt Luft, beruhigt sich und neigt ihr Gesicht nach oben, zu ihrem Mann. »Und eine Tasse Tee, Liebling. Ich bin ganz vertrocknet. Wenn es dir nichts ausmacht.« Sie schüttelt unmerklich den Kopf: »Na los.« Was ihm erlaubt, auszuatmen und sich bei Beth unterzuhaken.
    Als sie losgehen, hört Beth, wie Derek zu laut hinzufügt: »Und für mich auch eine Tasse.« Sie muss sich anstrengen, Francis an ihrer Seite zu halten. Er zittert.
    Sie kommen bis zu den Teespendern, ehe er sich losmacht und vor sie hinstellt, sie rasch an beiden Schultern hält und dann verlegen wieder loslässt. »Also, ich weiß ja, er ist Ihr – «
    »Ist er nicht.«
    »Ist er …?«
    »Derek – er ist nicht mein irgendwas. Er war es, aber er ist es nicht mehr, und ich habe noch nicht geschafft, es ihm zu sagen, und ich dachte, er würde passen, er wäre in Ordnung … ich dachte, er wäre die sichere, die vernünftigere … es gibt einen anderen … es gibt einen Mann, und das ist nicht Derek.«
    »Da bin ich aber verdammt froh, meine Liebe – denn der ist ein Vollidiot . Tut mir leid, aber ehrlich – was für ein beschissenes Arschloch.« Francis blinzelt und betrachtet sie aufmerksam. Als sie nicht verärgert wirkt, zwingt er sich ein winziges Lächeln ab. »Aber … das wissen Sie selbst.« Er schüttelt den Kopf, lächelt breiter, schaut zurück zu Bunny am Tisch, besorgt. »Entschuldigung. Natürlich wissen Sie das. Nach allem, was ich weiß, sind Sie eine äußerst kluge und attraktive und … Verzeihen Sie, es geht mich überhaupt nichts an, aber ich habe die Nase voll davon, phantastische Frauen in Gesellschaft widerwärtiger

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