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Das blaue Buch - Roman

Das blaue Buch - Roman

Titel: Das blaue Buch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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behaupten, dass das stimmt – aber ich habe gedacht, dass dich das Üben angemacht hat – dieses genaue Lesen im anderen – und ich war auch nur ein Auftritt. Oder ich war die Probe.« Ihr Arm liegt fest auf seiner Taille, ist aufmerksam. »Tut mir leid.«
    »Nein.« Seine Stimme ist wieder zerbrechlich und jung. »Mir tut es leid.«
    »Ich bin kein guter Mensch. Ich habe es nicht aufgegeben und dich verlassen, weil ich ein guter Mensch sein wollte … Ich war einsam, Art. Das war es.« Und sie zieht ihren Arm dichter heran, um ihn nicht zu verlieren. »Aber ich hätte … irgendwas tun können. Ich wusste es nicht. Wir waren irgendwann so verkorkst …«
    »Ich habe dich einsam gemacht.«
    »Das wolltest du nicht.«
    »Ich habe dich einsam gemacht.« Er küsst sie auf die Stirn, auf die Augen. »Aber im Augenblick bist du nicht einsam?«
    »Nein.«
    »Sag mir, wenn du es bist. Weil … Ich darf es nicht noch mal falsch machen, und du musst es mir sagen , wenn ich in die Richtung gehe, und … Ich kann … mich bessern. Wenn ich es weiß – ich kann es versuchen, vielleicht klappt es nicht, aber ich hätte immerhin die Chance … Ich meine, was nützt es, dass wir beide zu viel nachdenken, wenn wir nicht mal was davon haben.« Wieder küsst er sie. »Es tut mir leid. Sehr leid.« Eine Art fieberhafter Suche: Gesicht, Hals, Schlüsselbein, Brüste.
    Beth hat keine Antwort für ihn, bis er langsamer wird und sie seinen Lippen mit ihren begegnen kann, und – wahr : »Ich bin nicht einsam. Und ich glaube auch nicht, dass ich es werde. Ich glaube, es ist in Ordnung.«
    Und etwas in ihrer Brust krabbelt näher zu ihm, als sie schon ist, will sich festmachen – die Arme schmerzen, weil sie so fest klammert – rund um seinen Atem.
    Er sagt ihr: »Ja. Hallo. Ja. Ist gut. Ja. Es ist gut.« Bis sie wieder normaler werden kann, weniger fastschmerzhaft, bis Arthur sich räuspert und leise versucht: »Aber die Arbeit – meine Arbeit – die ist ein Problem. Im Moment. Und dauerhaft. Das wissen wir. Ich weiß es …« Er fährt mit einem Finger hinab – langsam, langsam, langsam – findet ihre Brustwarze, weckt sie. »Das weiß ich …« Sie lässt sich leicht wecken, wird unruhig für ihn, doch er lässt wieder ab. »Entschuldige. Darf nicht ablenken – wir müssen uns konzentrieren … Kein Verstecken. Nicht so wie sonst. Denn im Moment sollten wir …« Die nächsten Sätze spricht er sorgfältig ihr zugewandt. »Es darf nur die Gedanken geben, die einem Angst machen – einer nach dem anderen, nur über das, was wir denken müssen, kein Weglaufen . Weil ich das so gern mache, und du auch. Keine Ablenkung. Nicht jetzt. Ich werde also nicht hier liegen und das hier spüren und nur …« Er streift die Spitze ihrer Brustwarze. »Außer, um es zu spüren. Nur um zu schauen, ob es ihr gutgeht … Du lenkst mich ab. Sehr sogar. Aber dieser Teil von dir darf mich nicht vom Rest ablenken …« Dabei ein Grinsen, ein Entspannen.
    »Oder umgekehrt.« Weil sie ihm zustimmt und es wahr ist.
    Also nicht mehr Gedanken als nötig. Was gut ist.
    Eins nach dem anderen, nur über das, was wir denken müssen.
    Nicht über alles.
    Alles wäre zu viel.
    Und das lässt sie denken, sie würde damit abgelenkt, dass sie sich nicht ablenken lassen darf: »Ich meine, ich möchte mit dir reden.« Aber es gibt Schlimmeres.
    Ssschhh.
    »Und ich will auch mit dir reden, Beth. Wirklich. Und ich muss mich benehmen. Nicht skandalös werden … Aber ich freue mich sehr, dass du hier bist – wenn ich das noch nicht gesagt habe. Sehr.« Dann spürt sie, wie er sich konzentriert, immer noch er selbst. »Ich wusste nicht, dass die Arbeit zwischen uns steht, wenn wir so zusammen waren – oder nicht zusammen, weniger zusammen, als ich angenommen habe – aber in dieser Situation, und das tut mir leid. Ich habe schon gesagt, dass es mir leidtut … aber das tut mir noch mal zusätzlich leid. Es zeigt immerhin, dass ich dich nicht richtig gelesen habe. Es zeigt, dass ich kein bisschen aufmerksam war. Tut mir so leid.«
    »Oder ich habe mich zu gut versteckt.«
    Ssschhh.
    »Na, jetzt werden wir beide uns nicht mehr verstecken. Und darum … möchte ich dich bitten, wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich dich bitten … bitte – wenn ich darf – zwei Sachen – bitte sei nie wieder – wenn ich das Wort verwenden kann – so höflich . Sag mir, wenn ich es verbockt habe. Ich wiederhole mich, aber sag es mir bitte …« Und das Gefühl, dass er gerade

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