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Das blaue Buch - Roman

Das blaue Buch - Roman

Titel: Das blaue Buch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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beweist es – Leben jenseits aller Zweifel.
    Ein Wunder; handgemacht, passgenau. Und eine Gute Mutter, will sagen eine Schlechte Mutter – das sind die besten – ist etwas für jeden, für die Mitspieler wie für die Zuschauer.
    Sehr leicht, das zu lieben – was der Mann tut.
    In solchen Augenblicken besteht er fast nur aus Liebe.
    Weil er jung ist.
    Und dann – eine letzte Fragende – noch fünf Minuten – der Mann steht im Gang – müde, müde, müde – und diese Frau namens Vicki ist aufgestanden und redet über eine Cousine – er ist abgelenkt, und Vicki ist ein wenig enttäuschend, kaum erregt – oder eigenartig erregt – irgendwas an ihr bleibt unausgesprochen – Vicki lehnt sich eine unmerkliche Winzigkeit nach vorn und nach links, sie hat die Hand in der Hosentasche – und ihre Gedanken sind woanders, so wie auch die Gedanken des Mannes abgleiten, zu Mündern und Atem und endlich nicht mehr Heimlichtun: nicht mehr lange – doch dann denkt diese Fragende fester, lauter, schneidender, lenkt ihn von seiner Ablenkung ab – in ihrem Kopf ist rechte Hand, rechte Tasche, groß, schwer, Autoschlüssel – beinahe hört er schon das leise Geräusch des Metalls – der Mann wird durchtränkt von dieser Autoschlüssel -Sache, vom Autoschlüssel -Geschmack, er steht kurz davor, sie zu sehen, so scharf konturiert sind sie, und Vicki lehnt sich weiter vor und wirft einen kleinen Blick – auf einen Mann weiter vorn – da drüben, vor ihr – ein Mann allein – ungewöhnlicher Ort für ein Rendezvous, aber genau das ist es – zweifellos – auch sie warten auf Münder und Atem – und Vickis Typ lauscht zu heftig, unruhig, Gelassenheit bluffend – beide tun so, als wären sie allein, doch sie lügen.
    Sie leben dort, wo auch der Mann lebt. Ihr Leben besteht aus Sex und Sichverstecken und geplanten Überraschungen.
    Die Freude daran öffnet sich in der Brust des Mannes, sie glitzert – und die Sitzung, das Abendprogramm ist fast zu Ende, Vickis Befragung tröpfelt halbherzig aus: Wie sich herausstellt, heißt sie Vicki Konecki, gerade seltsam genug, um wahr zu sein – und was sie wirklich will, liebt, was in ihr schreit, ist Autoschlüssel, Lügen, Sex – und der Mann muss sie berühren, muss sich plötzlich und dringend bestätigen, wie es ihr geht, was sie ihm ohne zu reden mitgeteilt hat – er will wissen, wie sich ihr »interessant« anfühlt, und seine offene Handfläche nähert sich ihrem Rücken – als wollte er sie trösten, wenn nötig – auf der Bühne kommt seine Partnerin zum Ende, und Vicki, die Lügnerin, diese Hälfte einer Affäre, diese greifbare Erregung, will sich wieder setzen, also riskiert er es – ihr Stellungswechsel entschuldigt einen leisen Abschied, und so gönnt er sich ein kleines, streifendes Tätscheln, sie wird es ihm verzeihen, verzeiht es – merkt es kaum, um ehrlich zu sein, warum sollte sie auch – doch in dem Mann dröhnt es nach dieser Berührung – Tür, Lügen, Muskel, Tür – und wie etwas Rotes in seinen Gedanken drängt und krümmt sie sich, um die Tür einzutreten, und sie ist die Tür , und da ist Sex , da wird Sex sein – Schlüssel – und sie wird folgen , und er hat ihren Puls, sie hat ihn mit ihrem Puls getränkt.
    Vicki macht ihn zittern.
    Als er wieder auf die Bühne steigt, schwankt er immer noch unsicher.
    Was ihn aber nicht davon abhält, den erwarteten Segen zu erteilen, die freundliche Zusammenfassung.
    Nach diesem Sakrament ist die Demonstration, die Abendunterhaltung zu Ende, und er läuft weg.
    Er entschuldigt sich – seine Geliebte ist verwirrt – deutet an, dass es ihm nicht gutgeht, dass er sich gleich zur Pension aufmacht, vielleicht vorher noch zu einer Notdienst-Apotheke, und er läuft.
    Er schüttelt die Zurückbleibenden ab, die Ärmelzupfer, die unerfüllbaren Wünsche, die bemühten Bitten, und drängt nach draußen, atemlos und folgend – Autoschlüssel, Lügen, Sex – düstere Straße, schlechte Beleuchtung, und da ist sie – Lügen – da ist Vicki – Sex – die Menge um sie herum löst sich auf – das Publikum, die Gemeinde der Leichtgläubigen geht nach Hause.
    Aber keine Spur von ihrem Typen.
    Ich könnte mich irren.
    Sie biegt rechts ab, und noch mal rechts und noch mal, dann noch ein letztes Mal, ehe sie sich neigt, zögert, sich in letzter Sekunde nach der Autotür bückt und sie aufschließt. Sie setzt sich hinein.
    Lügen.
    Aber sie wird nicht wegfahren, noch nicht.
    Wird sie nicht.
    Ich wette jede Summe,

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