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Das blaue Buch - Roman

Das blaue Buch - Roman

Titel: Das blaue Buch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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wird unverwässert sein, keine Unterbrechungen, keine Ablenkungen, sie werden sich treffen.
    Und wie lange wird es dauern, bis er das Gebieterische demonstrativ ablegt …? Cleverer Schachzug, um dich in die Falle zu locken.
    »Du bist zu spät.« Er spricht leise, damit sie sich anstrengen muss, ihn zu hören. Er schließt die Augen, lässt sein Gesicht von der Brise drücken, das blonde Haar hebt sich, die Hände tief in den Taschen seines langen, braunen Mantels. Der teuer flattert. Da sich jetzt alles andere bewegt, kann er stillstehen.
    Und Arthur ist immer schön, wenn er stehen bleibt, damit du ihn sehen kannst.
    Was unerträglich ist, darum ist es wichtig, dass Elizabeth wütend wird. »Ich bin nicht zu spät. Du hast mir das Stichwort gegeben und es viermal wiederholt – und jetzt sind es vier Stunden, nachdem ich dich verlassen habe.«
    Darüber lächelt er – nachdem ich dich verlassen habe – als wäre er zartfühlender als sie, als schmerzte ihn jede Doppeldeutigkeit …
    »Und hättest du das Wort treffen vielleicht noch lauter aussprechen können? Ich bin weder taub noch vertrottelt. Und Derek genauso wenig.« Sie bietet ihm eine Pause an, die er jedoch nicht nutzt, sie muss also von Neuem ansetzen. »Also, wir treffen uns doch jetzt, oder? Darum hast du doch gebeten.«
    Er dreht sich um und erwischt sie mit einem heißen Blick. Auf solche Sachen versteht er sich. »Tut mir schrecklich leid. Ich hatte gedacht, vier Stunden, nachdem wir uns getroffen haben. Und entschuldige die kein bisschen subtile Wiederholung. Ich bin aus der Übung.«
    Er gibt also den ganz ruhigen, gepflegten Herrn. Und das heißt, ich muss die hysterische Zicke geben.
    »Du bist nicht aus der Übung, Art. Du bist nie aus der Übung.«
    »Versuch bitte, das nicht ganz so anklagend klingen zu lassen. Ich bin bei dir aus der Übung.«
    »Und könntest du versuchen, das weniger anklagend klingen zu lassen …?«
    »Nein, könnte ich nicht, glaube ich.« Aber irgendwo ist er auch ruhig. Irgendwo ist er nur froh darüber, sie anzuschauen, und das zeigt er auch, lässt Zeichen und Hinweise durchsickern, ganz unschuldig, wie ein Zivilist. »Es ist ja nicht so, dass ich dich oft treffe , oder dass ich mich mit irgendwem anders treffe oder in letzter Zeit getroffen habe – eigentlich gar nicht – und wenn doch, dann wäre es nicht so wie jetzt, also auch keine Übung, Beth …« Natürlich ist er nicht unschuldig – wenn er Zeichen durchsickern lässt, dann ist das Absicht.
    »Du kannst dich aber mit anderen treffen, wenn du willst, Art. Wir dürfen andere Menschen treffen.« Das ist nicht die Richtung, die sie ansteuern sollte. Ihre Absprachen und Bedingungen waren nie ganz eindeutig und sollten besser nicht diskutiert werden, es könnte verletzend, ja grausam werden.
    Doch Arthur diskutiert gar nicht, ist nur entschlossen und eine Idee traurig. »Ja, das weiß ich. Ich kann mich mit anderen treffen , und du auch. Das weiß ich.« Er will, dass sie ihn ansieht und mit ihm fühlt, ihn hereinlässt, doch sie dreht den Kopf zur Seite, sagt nichts, lässt ihn abgleiten, so dass er fortfährt: »Du triffst dich mit Derek. Das habe ich den ganzen Tag beobachtet.«
    »Nicht den ganzen Tag.«
    »Seltsamerweise fühlt es sich aber so an.« Er zuckt zusammen. »Ich muss mich wieder entschuldigen. Es steht mir nicht zu, solche Dinge zu sagen. Ich ziehe es zurück. Betrachte es als ungesagt. Schreib es der ungewohnten Menge Protein zu – schweres Essen, zu viel Blut im Hirn.«
    Elizabeth hat nicht vor, sich schuldig zu fühlen – auch nicht ansatzweise. Nichts von alldem ist ihre Schuld.
    Es ist nicht meine Schuld, dass dies hier Wahnsinn ist, dass es immer Wahnsinn sein wird, wenn wir uns treffen.
    Und das hier war seine Idee.
    Also Wahnsinn.
    Ein Wochenende, zwei- oder dreimal im Jahr, immer und immer weiter, auf Lebenszeit – das ist schon schlimm genug. Sich immer weiter zu treffen , für immer und ewig und ohne Amen, das ist schon unfassbarer Unsinn – zerstörerisch – wahnwitziger Wahnsinn – aber eine Kreuzfahrt? So lange zusammen auf einem Scheiß schiff ? Ich hätte einfach nein sagen sollen. Und dann will Derek – Derek, der ganz normal ist – auch mitkommen. Und wie soll ich ihm erklären, warum das nicht geht? Ich fahre schließlich, so weit Derek weiß, mit meiner alten Schulfreundin Margery – die Margery, die ich seit Jahren treffe , schon lange, bevor ich Derek getroffen habe – wieso sollte er uns also nicht

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