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Das blaue Feuer - Roman

Titel: Das blaue Feuer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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stieß gegen eine Frau, die auf der Schulter einen Korb balancierte. Der Deckel öffnete sich und ein paar Birnen fielen heraus. Ich sammelte sie schnell ein und versteckte sie hinter dem Rücken, aber die Frau drehte sich nicht um.
    Ich wand mich durch die Menge zu einem leuchtend roten Gebäude und setzte mich hinter ein paar Kisten. Ich aß die Birnen, die frisch und saftig schmeckten. Ein braungoldener Kater beobachtete mich unter einem Karren heraus und peitschte mit dem gestreiften Schwanz. Er schien der einzige zu sein, der sich für mich interessierte. Ich biss ein Stückchen ab und warf es ihm zu. Er schnupperte daran, packte es mit den Zähnen und schleppte es unter den Karren.
    Nachdem ich etwas gegessen hatte, fühlte ich mich sofort besser, aber noch nicht stark genug für weitere Fluchtversuche. Ich brauchte mehr zu essen, etwas zu trinken und einen Schlafplatz, bis ich wieder bei Kräften war. Sobald es dunkel war, wollte ich die Lagerhäuser versuchen. Der Brunnen bot Wasser, aber Essen musste ich stehlen.
    Jede Menge Verkäufer ringsum, und keiner schenkte seinen Waren besondere Aufmerksamkeit. Alle waren darauf bedacht, Kunden herbeizurufen. Ich ging über die Straße und lungerte bei einem Verkäufer von Rauchfleisch herum, der versprach, sein Hase würde jeden jünger machen. Als er sich umdrehte, um einer alten Frau einen Korb mit Räucherware zu geben, stibitzte ich eine Hand voll Fleischstreifen und verdrückte mich schnell in der Menge. Das Gleiche tat ich beim Brotverkäufer und nahm mir drei Brötchen vom Ende seines Karrens.
    In Geveg war kein Händler so unvorsichtig.
    Beim Gehen verzehrte ich die Brötchen. Ich war entzückt, dass diese mit Frucht und Käse gefüllt waren. Nach drei weiteren Blocks erreichte ich den Brunnen, der der Plaza ihren Namen gab. Eine steinerne Bank führte um den Brunnen herum, aber die Plaza war still. Ein paar Menschen saßen auf der Straßenseite, deshalb ließ ich mich auf der anderen Seite nieder. Meine Beine und Füße waren für die Rast dankbar.
    Ich schöpfte mit der hohlen Hand Wasser und trank es gierig. Pfui! Aber es war nass. Ich trank mich satt und aß den Rest des Brots. Die Fleischstreifen hob ich mir fürs Frühstück auf. Meine Knie zitterten immer noch, aber ich würde nicht hinfallen, wenn ich rennen musste.
    Als die letzte Sonne unterging, fielen lange Schatten über die Straße. Die Menschen eilten dahin und pressten Päckchen an die Brust. Ich hielt nach Soldaten Ausschau, sah jedoch nur einen Laternenanzünder, der seine Runde begann. Er war der einzige, der es nicht eilig hatte, und als sich die Nacht herniedersenkte, erleuchteten in sanftem Orange glühende Kugeln die Straße wie eine Perlenkette. Endlich war ich allein.
    Aber es gefiel mir nicht. Ich hatte mich daran gewöhnt, Tali und Aylin um mich zu haben, ein Stadthaus mit vielen anderen zu teilen und mit Danello an den Kanälen zu spazieren. Ich hob das Kinn und schaute auf die leere Straße und die hohen Gebäude, die sie säumten. Tali war irgendwo da draußen, ebenso Aylin und Danello. Jemand musste wissen, wo der Herzog seine Schmerzlöser versteckte - und wohin seine Greifer ihre Gefangenen brachten.
    Moment mal, vielleicht wusste der Junge das. Wenn ich meinen Weg zurück zu der Tür zum Vorratsraum fand, konnte ich dort auf ihn warten. Falls er nichts wusste, dann vielleicht seine Straßenmeute. Ich kannte solche Banden aus Geveg. Tali und ich waren für kurze Zeit bei einer gewesen, als ich zehn gewesen war; gleich nachdem die Baseeri-Soldaten uns aus unserem Haus geworfen hatten.
    Ich verließ den Brunnen. Meine Schritte hallten laut auf dem Steinpflaster der Straße. Alles war so still. Keine Wellen, keine Seevögel, keine Musik aus der Schaubude. Es war einfach ... gruselig. Jeder Schritt hallte, als ginge jemand neben mir.
    Ich beugte mich nach unten und zog die Sandalen aus. Ich hörte immer noch laute Schritte hinter mir.
    Mein Herz hämmerte. Ich konnte nirgendwohin. Hier gab es nichts außer Häusern mit Wänden und falschen Fensterläden, wo Fenster sein sollten. Die nächsten Büsche waren zu niedrig und zu dünn, um sich dahinter zu verstecken. Ich rannte zum Brunnen und legte mich schnell unter die Steinbank auf der anderen Seite.
    Jemand rannte in meine Richtung und atmete schnell. Vielleicht mehr als einer. Das Echo machte es unmöglich festzustellen, wie viele es waren. Schwere Schritte auf den Steinen direkt neben mir, dann Geplätscher und schallendes

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