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Das blaue Feuer - Roman

Titel: Das blaue Feuer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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warf ihn auf die Straße. Verblüffung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, als ihm die Luft wegblieb.
    Hab dich!
    Er sprang auf und griff mich erneut an. Ich griff daneben und er erwischte mich. Wir gingen beide zu Boden, und er drückte mich mit den Knien fest auf die Straße.
    »Doch nur ein Großmaul«, sagte er und öffnete ein Klappmesser. Damit wollte er mich erledigen. Ich griff sein Handgelenk und hielt das Messer auf. Die andere Hand streckte ich nach dem Fuß des Mädchens aus. Haut berührte Haut, und mein Bein brannte, als ich ihm die Schmerzen entzog. Das Bein war gebrochen, so wie ich gedacht hatte. Außerdem hatte es angeknackste Rippen und schwere Blutergüsse. Iesta brüllte, als ich all das in ihn drückte.
    »Helft mir!« Iesta kroch mit großen Augen und einem Gesicht so weiß wie Nebel fort von mir. Der andere Junge lief hin und her, als habe er Angst, mir zu nah zu kommen.
    »Was ist, wenn sie ...«
    »Hol mich hier weg!«
    Der Junge packte ihn unter den Armen und schleppte ihn die Straße hinab, bis der Anführer aufschrie und ihm auf den Arm schlug. Sein Kumpan half ihm aufzustehen und legte einen Arm um die Mitte. Sie humpelten in dieselbe Richtung, in die das Mädchen gelaufen war. Wahrscheinlich zu dem Vorratsraum, in dem ich zuvor gewesen war.
    Dort würde er wohl auch sterben. Mein Magen verkrampfte sich, aber ich holte tief Luft, bis er sich wieder entspannt hatte. Mir war keine Wahl geblieben. Ich hatte ihn gewarnt und gesagt, er solle uns in Ruhe lassen. Er hätte mich und das Mädchen getötet, hätte ich nicht geschiftet. War es deshalb richtig?
    Ich schob mein schlechtes Gewissen beiseite. »Ist alles in Ordnung?«
    Das Mädchen antwortete nicht. Sein Gesicht war fast so verängstigt wie Iestas. Es wich zurück. Die Füße schleiften über die Steine.
    »Ich will dir nicht wehtun«, sagte ich mit ausgestreckten Händen. Sie starrte darauf und atmete schwer. Ich versteckte die Hände hinter meinem Rücken. »Ich will dir helfen.«
    »Ich ... Sie ...« Die Kleine leckte sich die Lippen. Ihr Blick schoss zum Beutel und den Dingen, die auf der Straße verstreut waren.
    Blaue Baseeri-Uniformen.
    Diesmal wich ich zurück. Sie gehörte zum Militär. Sie war auf Seiten des Herzogs. Ihr Heiligen, ich hatte einem der Menschen geholfen, die mich umbringen wollten.
    Ich stand da und starrte sie ebenso an wie sie mich. Jede hatte vor der anderen schreckliche Angst. Sie konnte keine Soldatin sein, denn dazu hatte sie viel zu viel Angst. Sie hatte auch Angst vor den Uniformen, obgleich diese eindeutig ihr gehörten.
    »Ich bin keine der Unsterblichen«, sagte ich ruhig.
    »Aber du bist wie sie.«
    »Nur ein wenig. Ich kann heilen.«
    »Du kannst noch mehr.« Sie blickte in die Schatten, wo Iesta verschwunden war. »Ich bin froh, aber ..., na ja.« Sie lachte nervös und bemühte sich nicht sehr erfolgreich, aufrecht zu stehen. Vielleicht war sie nie zuvor geheilt worden. Ich hatte gesehen, dass Menschen nach dem ersten Mal orientierungslos gewesen waren.
    Ihre Furcht kehrte zurück. »Was hast du mit mir gemacht?«
    »Nichts. Ich habe dich nur geheilt. Du warst übel verletzt. Lass deinem Körper Zeit, um den Schock zu überwinden. In einer Minute fühlst du dich wieder gut.«
    Sie rieb sich das Bein. »Versprochen?«
    »Versprochen.«
    Sie beruhigte sich ein wenig; genug, um anzufangen, die Uniformen in den Beutel zu stopfen. Ich hob eine auf und reichte sie ihr.
    »Danke«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Und danke, dass du mir geholfen und mich geheilt hast. Ich weiß, dass ich nicht nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs sein sollte, aber ich musste ...« Sie blickte auf die Uniformen und schüttelte den Kopf.
    »Schon gut. Ich glaube nicht, dass sie heute Abend zurückkommen.« Ich ging zu den Büschen, wohin etliche Uniformteile gefallen waren. Ich hob sie auf, hielt inne und schaute die Kleine an. Dann stopfte ich schnell eine Uniform ins Gebüsch und brachte ihr den Rest. »Ich glaube, das sind die letzten.«
    Das Mädchen stopfte sie in den Beutel. »Du solltest hier auch nicht sein, selbst wenn du ...« Sie verstummte.
    »Gefährlich?«
    Die Kleine zögerte, grinste aber dann. »Wie wär's mit anders? Es ist nach Beginn der Ausgangssperre und nicht sicher.«
    »Das ist mir aufgefallen.« Ich half ihr auf die Beine. Diesmal blieb sie stehen. »Aber ich habe keine Wahl«, erklärte ich. »Ich versuche, meine Freunde zu finden. Ein Greifer hat sie erwischt.«
    Sie rang nach Luft und

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