Das blaue Feuer - Roman
und Flecken an ihren Organen. So viel Schmerzen, beinahe so viel, wie Neeme und Ellis trugen, aber bisher hatten sie nicht begonnen, sie umzubringen. Aber es fühlte sich irgendwie nicht richtig an.
Die Situation hatte sich verändert, nachdem wir so viele Löser mit Schmerzen gefunden hatten. Wir mussten das Pynvium bekommen und sie heilen, ehe wir sie wegbringen konnten. Schwieriger war, dass sie meinem Eindruck nach selbst ohne die Schmerzen das Seil zum Aquädukt nicht würden hinaufklettern können. Quenji und Zee konnten sie vielleicht hinaufziehen. Danello konnte als erster gehen und danach vielleicht Aylin. Sie war viel stärker als sie aussah.
»Ich sehe nach den anderen. Dann komme ich gleich wieder.«
Sie nickte. Tränen flossen aus ihren Augenwinkeln.
Die anderen waren ungefähr im gleichen Zustand. Offenbar hatte man ihnen die Schmerzen erst vor kurzem eingeflößt, aber es fühlte sich anders an als alles, was ich bis jetzt gefühlt hatte. Es waren keine spezifischen Schmerzen, wie sie normalerweise von einer Heilung stammten, sondern eine Menge Schmerzen, die alle vermischt waren.
Mir stockte der Atem.
Wie geschiftete Schmerzen. Hatte Vinnot noch jemanden wie mich gefunden?
»Also, wo bewahren sie das Pynvium auf?«, fragte Aylin mit ernstem Gesicht.
»Im Schmelzraum.«
»Der Raum mit dem Krach und den offenen Türen?«
»Richtig.«
Sie runzelte die Stirn und nahm den Rucksack von den Schultern. »Dann hoffen wir mal, dass sie den Nachtschichtarbeitern nicht zu viel Aufmerksamkeit widmen.« Sie machte den Rucksack auf und holte drei Uniformen heraus. Wir zogen sie über unsere Kleidung.
»Die Handschellen sind alle geknackt«, meldete Ceun.
»Wir müssen noch etliche Räume auf diesem Stockwerk durchsuchen«, sagte Danello und nahm die letzte Uniform von Aylin. »Wir versuchen es erst mal damit.«
Ich hasste es, Enzie und die anderen hier zurückzulassen, aber ehe wir nicht Pynvium fanden, konnten wir nichts tun, um ihnen zu helfen. »Nun gut, durchsuchen wir die Räume.«
Wir schlichen auf den Gang und gingen zur nächsten Tür. Verschlossen, ein gutes Zeichen. Ceun knackte sie und lugte hinein.
»Dunkel und ruhig«, sagte er und ging dann hinein.
Wir folgten. Meine Augen gewöhnten sich genügend an die Dunkelheit, um wieder Kisten und ein paar Fässer zu erkennen. Ich stemmte einen Deckel auf. Etwas Dunkles, wie Sand.
»Danello, zieh bitte mal die Vorhänge auf.«
Er tat es, und Mondlicht erhellte den Raum.
»Was ist das?« Ich langte mit der hohlen Hand in das Fass. Es war eine Art Sand, aber viel gröber, beinahe metallisch.
»Ist das irgendwas wert?«, fragte Ceun.
»Ich weiß nicht mal, was es ist. Aber es gibt jede Menge davon, wenn all die Fässer damit gefüllt sind.«
Ceun nickte und nahm einen Beutel vom Gürtel. »Dann ist es vielleicht gute Münzen wert.«
Ich nahm einen kleinen Beutel aus der Tasche und füllte ihn mit dem Sand. Vielleicht war es nichts, aber wer wusste schon, was der Herzog hier herstellte. Besser, es bei Licht zu betrachten.
»Diese Truhe ist abgeschlossen«, sagte Aylin von der anderen Seite des Raums. »Sie ist riesig.«
Das war sie. Vielleicht vier Fuß lang, drei hoch und drei breit. Dicke Eisenbänder waren darum gewickelt, wie bei einem Geschenk zum Winterfest. Mein Herz schlug schneller. Man sicherte etwas nicht so sehr, wenn es nicht eine Menge wert war.
»Mach sie auf. Vielleicht ist es Pynvium.«
Ceun machte sich am Schloss zu schaffen. Er brauchte länger als bei den Türen. Noch ein gutes Zeichen. Endlich klickte es, und er hob den Deckel hoch.
»Wau!« Er hielt eine Armschutzplatte hoch. Die ganze Truhe war mit Rüstungen gefüllt.
»Lass mich mal sehen.« Ich trug das Teil zum Fenster ins Mondlicht. Es sah schwarz aus, genau wie der Sand. Ich brauchte mehr Licht. Ich ging zur Tür, lauschte, ob draußen Geräusche waren, und öffnete einen Spalt, sodass die Lampen auf dem Gang hereinschienen.
Blaue Rüstung.
Ich schloss die Tür.
»Es ist Pynvium. Rüstungen der Unsterblichen.«
Ceun ließ sein Teil fallen, als sei es heiß wie Feuer. Aylin zerrte Teile heraus und füllte ihre Arme.
»Gibt es noch mehr Truhen wie diese?«, fragte sie.
»Drei weitere, ungefähr die gleiche Größe.«
»Nehmt so viel von den Rüstungen, wie ihr könnt«, sagte ich und holte mir auch eine. »Das wird sie heilen.«
Es gab nicht nur Teile, sondern vollständige Rüstungen. Wer brauchte ein Heilgerät, wenn wir wie die Unsterblichen
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