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Das blaue Haus (German Edition)

Das blaue Haus (German Edition)

Titel: Das blaue Haus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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beherrscht. Sie befürchtete, vor den größten Konsequenzen ihres Lebens gestellt zu werden. Viel-leicht war die Angst umsonst, weil noch niemand etwas entdeckt hatte.
Sie rang sich ein entspanntes Lächeln ab und steckte den Schlüssel in das Türschloss des Hauses in Salina. Es war kurz vor neun.
Eine unheimliche Ruhe herrschte in dem Haus um diese Zeit. Untypisch für Ragee, der ein Frühaufsteher war. Es war jedoch nicht ausgeschlossen, dass beide einen Spaziergang machten, was die Situation äußerst begünstigen würde. Das Buch war sicherlich schnell zu finden, und eine gute Ausrede dafür würde ihr auch einfallen, falls Dane überhaupt danach fragen sollte.
Nichts von alledem traf zu.
Sie trat leise ein und vermisste sofort den Duft von Kaffee, Speck und Eiern. Seit ihrer Kindheit war dieses Frühstück ein Erkennungsmerkmal von Ragees Wirken gewesen. Damit stellte sie fest, dass etwas nicht in Ordnung war.
Sie brauchte nicht lange zu suchen, um das Massaker zu entdecken. Sie wollte schreien, aber sie hielt sich die Hände vor den Mund, um den Schrei zu ersticken.
Dane lag in einer Blutlache am Boden, und Ragee saß vornübergebeugt am Tisch, seinen Kopf in beide Arme gelegt. In seiner rechten Hand hielt er eine Waffe.
Julie fühlte eine beklemmende Hitze in sich aufsteigen. Sie rannte zu Ragee an den Tisch, stellte dann erleichtert fest, dass er nur schlief. Seine Hand umklammerte fest die alte Smith and Wesson.
Dann sah Julie zu Boden, sah das Blut, in dem Dane lag. Nun entglitt ihr doch ungewollt ein leiser Schrei. Sie ließ sich neben ihm auf die Knie fallen. Das hatte sie nicht gewollt. Oh, Gott, das hatte sie wirklich nicht gewollt!
Sie drehte Dane vorsichtig zur Seite und sah die Wunde an seiner Schläfe. Getrocknetes Blut klebte an seiner rechten Gesichtshälfte.
„Tot“, wimmerte sie vor sich hin. Dane musste schon länger hier liegen. Die Blutlache begann zu trocknen. Sie sah zu Ragee hinauf, der immer noch am Tisch schlief. Wie konnte er nur dasitzen und schlafen? Julie sah wieder zu Dane. Sie fühlte seinen Puls am Hals. Seine Haut war warm. Er war nicht tot! Sein Puls war unscheinbar, aber vorhanden. Das nahm ihr etwas von dem Schock, und sie schluckte hoffnungsvoll.
Auf dem Tisch lagen die Zeitungsartikel aus der Denver Post – ihre Artikel. Das also hatte das Massaker ausgelöst. Julie zitterte.
„Er lebt“, hechelte sie, der Hysterie nahe und sah, wie der alte Mann langsam zu sich kam und sie mit leerem Blick anstarrte.
„Er lebt!“, sagte sie noch einmal, und ihr Blick wurde fordernd an den alten Mann, ihr zu helfen. Dane musste auf das Sofa gelegt werden, aber Ragee reagierte nicht. Seine Pupillen waren groß, zu groß für die Lichtverhältnisse in diesem Haus – und seine Haut aschfahl. Kurze weiße Stoppeln waren an seinem Kinn zu sehen. Die Brille erschien ihr plötzlich viel zu groß für das alte Gesicht. Er schien um Jahre gealtert zu sein. Durch seinen verklärten Blick schloss sie auf einen Schock und fühlte sich restlos überfordert. Wie sollte sie nur Hilfe für beide leisten? Sie konnte doch nicht einen Arzt rufen!
Sie entschloss, Dane zuerst zu versorgen. Sie rannte geschwind nach oben und holte eine Decke aus Ragees Zimmer, dann ein paar Kissen vom Sofa und feuchte Tücher aus der Küche. Sie zog Dane aus der Blutlache und wickelte seinen Körper in die Decke ein. Unter seinen Kopf legte sie die Kissen. Dann begann sie vorsichtig, die Wunde und sein Gesicht zu reinigen. Sein Herz begann kräftiger zu schlagen. Das beruhigte sie etwas. Sie legte ihm ein kaltes feuchtes Tuch auf die Stirn und sah zu Ragee hinüber, der immer noch steif auf seinem Stuhl saß und leere Blicke in das Zimmer warf. Sie führte ihn langsam zum Sofa, auf das er sich bereitwillig niederlegte. Sie legte einige Kissen unter seine Beine und holte noch eine Decke von oben. Sie deckte auch ihn wärmend zu. Dann ließ sie sich wieder bei Dane nieder und machte Anstalten, ihn zu Bewusstsein zu holen. Dabei fiel ihr Blick auf das Buch, das auf dem Tisch lag – ihr Buch. Hatte etwa das Buch alles angezettelt? Das hatte sie nicht gewollt.
Sie sah auf den Wohnzimmertisch, wo sie die Waffe von Ragee hingelegt hatte.
Dane kam langsam zu sich. Julie steckte die Waffe und das Buch in ihre Handtasche. Egal, was auch weiter passieren würde, sie musste sich sicherlich einiges einfallen lassen. Doch nicht jetzt. Später. Sie verließ geschwind das Haus, als sie Danes Bewegungen sah.
    Dane spürte eine

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