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Das blaue Haus (German Edition)

Das blaue Haus (German Edition)

Titel: Das blaue Haus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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Gelton. Er war nicht der einzige Psychopath, der durch eine scheinbar unmögliche Methode einer Psychiatrie entkommen war.
Ragee hatte einige Zeit gebraucht, bis er herausgefunden hatte, wer neben ihm lag. Als er sich dann sicher gewesen war, blühte er wieder auf und sah sich einer wunderbaren neuen Aufgabe gegenüber. Die brauchte er noch, bevor er die Augen endgültig schließen und zu seiner Frau gehen wollte.
Julie hatte er nie über sein Sammelsorium von Dane Gelton berichtet. Es war ihm zu bizarr für sie gewesen. Sie war zu neugierig und zu albern dafür. Vielleicht hätte sie ihn auch für verrückt gehalten, er wusste es nicht. Jetzt wusste er, dass er sie nicht mehr einweihen durfte. Sie war lebhaft und temperamentvoll und leider zu gesprächig und gutgläubig, vielleicht sogar auch etwas zu naiv für achtundzwanzig, dachte Ragee.
Julie lebte alleine. Es gab nicht viele interessante Männer für sie in Junction City. Die meisten flohen in die nächste größere Stadt oder gar in einen anderen Staat. Das hatte sie nie gewollt. Junction City war ihre Stadt und Krankenschwester ihr Job. Leider gab es bisher niemanden, der diese Ansicht mit ihr teilte. Ihre unregelmäßige Arbeit ließ ihr nur wenig Zeit für Kino oder ähnliche Freuden. Ihre Freundinnen waren schon mit Männern verheiratet, die sie nicht wollte. Ihre Generation wurde immer unscheinbarer. Was Ragee nicht wusste, war, dass sie einen Hang zu reiferen Männern hatte. Genau die hatten etwas, das ihr die jüngeren Männer nie geben konnten.
Es waren schon häufiger Fremde nach Junction City ins Krankenhaus gekommen, aber niemals ein so seltsamer Mensch wie dieser Alan Gampell. Wenn er sein Gesicht nur nicht unter diesem derben Vollbart verstecken würde.
Dass er nett aussah, war zweifellos zu erkennen; dass er schlank war, noch zweifelloser. Das Haar war dicht und die Augen dunkelbraun. Sein gereiftes Alter schenkte ihm die perfekte Reife der Männlichkeit, die Julie suchte. Er war ein Typ, in den sie sich haltlos verlieben könnte. Oder sogar schon hatte.
In der Nacht nach seiner Einlieferung hatte sie von ihm geträumt. Nun war es an der Zeit, seine Aufmerksamkeit zu erwecken. Sie hatte sich in ihre engste Jeans gezwängt und mit viel Mühe das Haar geflochten. Nun saß sie alleine mit ihm und wusste nicht, wie sie ihm sagen sollte, dass sie ein Auge auf ihn geworfen hatte.
Schon am Tag der Einlieferung hatte sie ein gewisses Kribbeln verspürt. Seine Kleidung war derbe gewesen, noch derber deren Geruch, wogegen sein Körper frisch und männlich gerochen hatte. Seine Haut war weich und die Hände so kräftig, dass sie sicher gut anpacken konnten.
Dieser Gampell entsprach absolut ihrem Typ Mann.
Sie hatte den Vollbart abrasieren wollen, aber Dr. Bauer hatte es ihr untersagt. Niemand konnte wissen, ob dieser Bart sein Wunsch oder das Ergebnis tagelanger Herumstreunerei war.
Julie hatte versucht, mit ihrem Vater über Alan zu sprechen.
„Er wird uns so schnell nicht weglaufen“, hatte Ragee gesagt. Julie wusste nicht, wie er das meinte, doch Ragee hatte meistens recht.
Dr. Bauer hatte gesagt, dass Alan in zwei Tagen das Krankenhaus wieder verlassen könnte. Sein Zustand wäre gut, und es gäbe keinen Grund mehr, ihn länger hier zu behalten. Also wurde es höchste Zeit für Julie zu handeln.
Jetzt saß sie ihm gegenüber.
Dane war die kurze Distanz nicht recht. Und ihre Fragen schon gar nicht. Er dachte wieder an Sarah, wie er sie in der Rehabilitationsklinik Garden’s Inn kennengelernt hatte. Sie hatte sich im Grunde genommen genauso keck verhalten und sich ihm einfach gegenübergesetzt. Schon mit ihrem ersten Blick hatte sie sein Herz erobert. Es gehörte ihr immer noch. Jetzt wollte es Julie, das spürte er. Sie sah ihn an. Er sah aus dem Fenster, wie damals bei Sarah. Die Ähnlichkeiten der Situation machten ihm Angst.
„Du willst nicht mit mir reden, nicht wahr?“, fragte Julie, als sie seine reservierte Haltung wahrnahm.
Genau, wie Sarah es damals zu ihm gesagt hatte! Er wurde rot. Er wollte schon mit ihr reden, aber nicht so, wie sie es sich vorstellte. Er sah sie an, direkt in die Augen. Sie hatte braune Augen, Sarah blaue. Julie war geschminkt und trug keinen Schmuck. Sarah war nie geschminkt und trug Ohrringe. Also, doch nicht Sarah, gar nichts von ihr. Das beruhigte ihn wieder, und er konnte antworten: „Worüber sollen wir reden? Ich kenne dich nicht.“
„Ragee sagt, du wirst nicht so schnell gehen.“
„Sagt er

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