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Das blaue Zimmer

Das blaue Zimmer

Titel: Das blaue Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Bei einem Picknick schmeckt einem das, was die anderen mithaben, immer besser als das Eigene, also aßen wir die Sandwiches und Schokola denkekse der Roystons und sie aßen Mamas mit Brombeer marmelade gefüllte Scones.
    Wir unterhielten uns über das Wellenreiten. „Zu meinem nächsten Geburtstag“, erzählte David, „da wünsch ich mir ein leichtes Board aus Kunststoff und einen richtigen Surfanzug. Mit so einem Anzug kannst du das ganze Jahr surfen.“
    „Meinst du, du kriegst es?“ fragte Barney.
    „Weiß ich nicht“, sagte David. „Ich spare auf jeden Fall dafür. Ich habe mir gedacht, wenn ich einen Teil selber be zahle, legen meine Eltern vielleicht den Rest drauf.“
    Erstaunliche Vorstellung, daß einer der Royston-Jungs es nötig hatte, für etwas, das er haben wollte, zu sparen, so wie wir das jetzt auch mußten, und mir wurde klar, solange man Leute nicht näher kennt, kann man sie nicht verstehen und nicht anfangen, sie gern zu haben.
    „Wenn ich das Baumhaus hätte“, sagte Barney, „ich glaube, dann würde ich nie mehr noch was anderes haben wollen.“
    Wir lachten alle, und Paul erklärte: „Du mußt morgen rüberkommen, dann zeige ich dir, wie’s funktioniert. Das mit der Strickleiter. Komm so gegen zehn, dann können wir den ganzen Vormittag spielen.“
    Allmählich sank die Sonne und leuchtete wie Messing. Der Himmel verfärbte sich dunkelblau; lange Schatten lagen wie Schrammen auf dem Dünensand. Wir gingen noch ein letztes Mal schwimmen, bevor die Ebbe einsetzte, dann packten wir unsere Sachen zusammen und machten uns gemeinsam auf den Heimweg. Barney und die zwei Royston-Jungs stapften voraus und schmiedeten Pläne für den nächsten Tag. Ich trot tete mit Godfrey und Lalla hinterher. Doch nach und nach fie len die beiden wie selbstverständlich zurück. Während ich mich müde über den federnden Rasen des Golfplatzes schleppte, lauschte ich ihren Stimmen.
    „Lebst du gern hier?“
    „Es ist anders als in London.“
    „Da hast du vorher gewohnt, nicht wahr?“
    „Ja, aber mein Vater starb, und wir konnten es uns nicht mehr leisten, dort zu bleiben.“
    „Tut mir leid, das habe ich nicht gewußt. Ich beneide dich natürlich darum, daß du hier leben kannst. Ich bin lieber in Carwheal als sonstwo auf der Welt.“
    „Und wo lebst du?“
    „In Bristol.“
    „Gehst du dort zur Schule?“
    „Ich bin mit der Schule fertig. Im September fange ich mit dem College an. Ich will Tierarzt werden.“
    „Tierarzt?“ Lalla überlegte. „Ich bin noch nie einem Tier arzt begegnet.“
    Godfrey lachte. „Jetzt bist du eigentlich auch noch keinem begegnet.“
    Ich lächelte zufrieden in mich hinein. Sie hörten sich wie zwei Erwachsene an. Vielleicht war ein erwachsener Freund alles, was Lalla gebraucht hatte. Mir kam es so vor, als hätten wir die nächste Wasserscheide überschritten. Nach diesem Tag würde alles anders werden.
     
     
    Die Roystons waren jetzt unsere Freunde. Unsere erleichterten Mütter – denn auch Mrs. Royston hatte sich angesichts unserer unerbittlichen Feindschaft ebenso betroffen und schuldbe wußt gefühlt wie Mama – nutzten den Waffenstillstand, und nach diesem Sonntag gingen die Roystons bei uns und wir bei ihnen ein und aus. Durch sie lernten wir eine Menge Leute ken nen, und Mama mußte uns plötzlich kreuz und quer durch die ganze Grafschaft zu verschiedenen Strandpicknicks, Grill festen, Segeltouren und Teenagerparties fahren. Ende des Sommers gehörten wir dazu. Wir hatten uns eingelebt. Car wheal war unser Zuhause geworden.
    Und Lalla wurde langsam erwachsen. In der Schule kam sie jetzt besser zurecht, und sie fühlte sich viel zufriedener. Sie wurde fünfzehn; sie wurde sechzehn. Das Telefon klingelte ununterbrochen, und es war immer ein liebeskranker Jüngling dran, der Lalla sprechen wollte. Doch sie war an keinem inter essiert. Höflich ging sie jeder Beziehung aus dem Weg.
    „Liebling, du benimmst dich unmöglich“, sagte ihr Mama immer wieder, nur, Lalla kümmerte das nicht. „Ich will nicht mit irgendeinem Jungen ausgehen, den ich nicht mag.“
    „Aber seine Mutter hält dich bestimmt für ungezogen.“
    „Ich bin nicht ungezogen. Ich habe ‘nein danke’ gesagt.“
    „Na schön… dann eben für kurz angebunden.“
    „Besser kurz angebunden, als ihnen etwas vorzulügen.“
    Sie und Godfrey schrieben einander. Ich wußte es, weil ich seine Briefe immer auf dem Tisch in der Diele liegen sah. Sie nahm sie für gewöhnlich mit nach oben,

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