Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das blaue Zimmer

Das blaue Zimmer

Titel: Das blaue Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
Vom Netzwerk:
passen.“
    „Gegen halb acht?“
    „Ausgezeichnet.“
    „Und ich sage Henry, er soll für Mr. Fairhurst eine kleine Karte zeichnen, damit Sie den Weg finden.“
    „Das ist eine gute Idee. Wir sind bekannt dafür, daß wir uns dauernd verfahren.“
    Darüber lachten sie beide, dann verabschiedeten sie sich und hängten ein. Sogleich nahm Alison den Hörer wieder auf und rief ihre Mutter an.
    „Ma?“
    „Liebling.“
    „Ich muß dich um einen Gefallen bitten. Kannst du nächsten Freitag die Kinder nehmen?“
    „Natürlich. Warum?“
    Alison erklärte es. Ihre Mutter machte sich sofort an die praktische Planung. „Ich komme sie mit dem Wagen abholen, gleich nach dem Tee. Und sie können bei mir übernachten. Prima Idee. Unmöglich, gleichzeitig Essen zu kochen und die Kinder ins Bett zu bringen, und wenn sie merken, daß was im Gange ist, wollen sie nicht schlafen. Da sind alle Kinder gleich. Was willst du den Fairhursts vorsetzen?“
    Darüber hatte Alison noch nicht nachgedacht, aber das tat sie nun, und ihre Mutter machte ein paar nützliche Vorschläge und gab ihr das Rezept für ihr Zitronensouffle. Sie fragte nach den Kindern, teilte ein paar Neuigkeiten aus der Verwandt schaft mit und legte auf. Alison griff abermals zum Hörer und meldete sich beim Friseur an.
    Als dies alles erledigt war, kam sie sich kompetent und tüch tig vor, eine nicht eben vertraute Empfindung. Freitag, der Siebte. Sie durchquerte die Diele und öffnete die Tür zum Eß zimmer. Sie inspizierte es kritisch, und das Eßzimmer blickte düster zurück. Mit Kerzen, sagte sie sich und kniff dabei die Augen halb zu, mit Kerzen und bei zugezogenen Vorhängen sieht es vielleicht gar nicht so schlimm aus.
    O bitte, lieber Gott, laß nichts schiefgehen. Laß mich Henry nicht blamieren. Laß es um Henrys willen gutgehen.
    Hilf dir selbst, so hilft dir Gott. Alison schloß die Eßzimmer tür, zog ihren Mantel an, ging ins Dorf und kaufte den kleinen Notizblock nebst dazugehörigem Bleistift.
     
     
    Ihre Haare waren trocken. Sie verließ die Trockenhaube, setzte sich vor einen Spiegel und wurde gleich darauf ausge kämmt.
    „Gehen Sie heute abend aus?“ fragte der junge Friseur, der mit zwei Bürsten hantierte, als sei Alisons Kopf eine Trommel. „Nein. Heute nicht. Morgen abend bekomme ich Besuch zum Essen.“
    „Wie nett. Wünschen Sie Haarspray?“
    „Wär vielleicht nicht schlecht.“
    Er besprühte sie von allen Seiten, hielt einen Spiegel in die Höhe, so daß sie ihren Hinterkopf bewundern konnte, dann band er die Schleife des mauvefarbenen Nylonumhangs auf und nahm ihn Alison ab.
    „Vielen Dank.“
    „Viel Vergnügen morgen.“
    Ein frommer Wunsch. Sie bezahlte, zog ihren Mantel an und trat auf die Straße. Es wurde langsam dunkel. Neben dem Fri seur war eine Süßwarenhandlung, dort kaufte sie zwei Tafeln Schokolade für die Kinder. Sie ging zu ihrem Wagen, fuhr nach Hause, stellte das Auto in die Garage und betrat das Haus durch die Küchentür. Hier traf sie Evie an, die den Kindern ihr Abendbrot gab. Janey saß auf ihrem hohen Kinderstuhl, und in der Küche duftete es nach Backwerk.
    Alison ließ sich auf einen Stuhl fallen und lächelte die drei fröhlichen Gesichter am Tisch an. „Ich bin völlig geschafft. Ist noch Tee in der Kanne?“
    „Ich brüh frischen auf.“
    „Und Sie haben gebacken.“
    „Ja“, sagte Evie, „ich hatte ein bißchen Zeit, da hab ich ’nen Kuchen gebacken. Dachte, er kommt Ihnen vielleicht zupaß.“
    Evie gehörte zum Besten, was Alison zugestoßen war, seit sie aufs Land gezogen waren. Sie war unverheiratet, im mittleren Alter, stämmig und energisch und führte ihrem Bruder, der Junggeselle war und das Land rund um Alisons und Henrys Haus bestellte, den Haushalt. Alison hatte sie im Lebensmit telgeschäft im Dorf kennengelernt. Evie hatte sich vorgestellt und gesagt, wenn Alison Eier von freilaufenden Hühnern wolle, könne sie diese bei Evie kaufen. Evie halte selbst Hühner und versorge ein paar ausgesuchte Familien im Dorf. Alison hatte das Angebot dankbar angenommen, und seither ging sie nachmittags mit den Kindern in das Bauernhaus, um die Eier zu holen.
    Evie liebte Kinder. Schon nach kurzer Zeit meinte sie: „Wenn Sie mal ‘nen Babysitter brauchen, rufen Sie mich jederzeit an“, und hin und wieder hatte Alison sie dafür in Anspruch genommen. Die Kinder hatten es gern, wenn Evie auf sie auf passen kam. Sie brachte ihnen jedesmal Süßigkeiten oder kleine Geschenke mit, zeigte

Weitere Kostenlose Bücher