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Das blaue Zimmer

Das blaue Zimmer

Titel: Das blaue Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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sagen. Janey lag in ihrem Gitter bettchen und war kurz vorm Einschlafen. Evie saß auf Larrys Bettkante und hatte die Gutenachtgeschichte fast zu Ende gelesen. Larry hatte den Daumen in den Mund gesteckt, die Augen fielen ihm zu. Alison gab ihm einen Kuß.
    „Bis morgen“, sagte sie zu ihm. Er nickte, sein Blick wan derte zu Evie zurück. Er wollte die Geschichte zu Ende hören. Alison ging wieder hinunter. Sie hob Henrys Abendzeitung auf und nahm sie mit ins Wohnzimmer, um zu sehen, was es heute abend im Fernsehen gab. Da hörte sie ein Auto von der Haupt straße her den Weg heraufkommen. Es bog in ihre Einfahrt ein. Hinter den zugezogenen Gardinen blitzten Scheinwerfer auf.
    Alison ließ die Zeitung sinken. Kies knirschte, als das Auto vor ihrer Haustür hielt. Dann klingelte es. Sie warf die Zeitung auf die Couch und ging öffnen.
    Auf dem Kiesweg parkte ein Mercedes. Und vor der Tür standen, erwartungsvoll und festlich, Mr. und Mrs. Fairhurst.
    Alisons erster Impuls war, ihnen die Tür vor der Nase zuzu schlagen, zu schreien, bis zehn zu zählen, um dann die Tür wie der aufzumachen und festzustellen, daß sie fort waren.
    Aber sie waren ohne jeden Zweifel da. Mrs. Fairhurst lä chelte. Alison lächelte ebenfalls. Sie spürte das Lächeln wie etwas, das ihr ins Gesicht geschlagen worden war und ihre Wangen zerknautschte.
    „Ich fürchte“, sagte Mrs. Fairhurst, „wir sind ein bißchen früh. Wir hatten solche Angst, uns zu verfahren.“
    „Nein, nein, überhaupt nicht.“ Alisons Stimme kam minde stens zwei Oktaven höher heraus als sonst. Sie hatte sich im Datum geirrt. Sie hatte Mrs. Fairhurst den falschen Tag ge nannt. Sie hatte den allerentsetzlichsten, allergräßlichsten Irr tum begangen. „Kein bißchen zu früh.“ Sie trat zurück. „Kom men Sie herein.“
    Sie traten ein, und Alison schloß die Tür. Sie machten An stalten, sich aus ihren Mänteln zu schälen.
    Ich kann es ihnen nicht sagen. Henry muß es ihnen sagen. Er muß ihnen etwas zu trinken anbieten und ihnen sagen, daß es nichts zu essen gibt, weil ich dachte, sie würden morgen abend kommen.
    Automatisch half sie Mrs. Fairhurst aus ihrem Pelzmantel.
    „Haben… haben Sie gut hergefunden?“
    „Ja, sehr gut“, sagte Mr. Fairhurst. Er trug einen dunklen Anzug und eine elegante Krawatte. „Henry hat es mir ausge zeichnet erklärt.“
    „Und es war ja auch nicht viel Verkehr.“ Mrs. Fairhurst roch nach Chanel NO 5. Sie zupfte den Chiffonkragen ihres Kleides zurecht und befühlte ihre Haare, die, silbern und ele gant, frisch gemacht waren, genau wie Alisons. Sie trug Diamantohrringe und am Halsausschnitt ihres Kleides eine wun derschöne Brosche.
    „Ein bezauberndes Haus. Ein Glück für Sie und Henry, daß Sie es gefunden haben.“
    „Ja, wir fühlen uns sehr wohl hier.“ Sie hatten die Mäntel abgelegt. Sie standen da und lächelten sie an. „Kommen Sie herein, ans Feuer.“
    Sie ging voran in ihr warmes, vom Feuer erhelltes, aber blu menloses Wohnzimmer, nahm geschwind die Zeitung von der Couch und schob sie unter einen Stapel Illustrierte. Sie rückte einen Sessel nahe ans Feuer. „Nehmen Sie Platz, Mrs. Fair hurst. Henry ist leider ein bißchen spät aus dem Büro gekommen. Er wird jeden Moment unten sein.“
    Sie müßte ihnen etwas zu trinken anbieten, aber die Ge tränke waren im Küchenschrank, und es würde merkwürdig und auch unhöflich aussehen, hinauszugehen und sie allein zu lassen. Und angenommen, sie würden um Martini Dry bitten? Henry war immer für die Getränke zuständig gewesen, und Alison hatte keine Ahnung, wie man einen Martini Dry mixte.
    Mrs. Fairhurst ließ sich behaglich in dem Sessel nieder. Sie sagte: „Dock mußte heute morgen nach Birmingham, daher nehme ich an, daß er Henry heute nicht gesehen hat – stimmt’s, Lieber?“
    „Nein, ich war nicht im Büro.“ Er stand am Kamin und sah sich anerkennend um. „Ein hübscher Raum.“
    „ Oh, danke.“
    „Haben Sie einen Garten?“
    „Ja. Ungefähr einen Morgen. Er ist eigentlich viel zu groß.“ Sie blickte verzweifelt um sich; ihre Augen leuchteten auf, als sie auf die Zigarettendose fielen. Sie nahm sie in die Hand und öffnete sie. Sie enthielt vier Zigaretten. „Möchten Sie eine Zi garette ?“
    Aber Mrs. Fairhurst rauchte nicht, und Mr. Fairhurst sagte, wenn Alison nichts dagegen hätte, würde er eine von seinen Zigarren rauchen. Alison erwiderte, sie habe durchaus nichts dagegen, und stellte die Dose wieder auf den Tisch. Eine

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