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Das blaue Zimmer

Das blaue Zimmer

Titel: Das blaue Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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schlecht.“
    „Find ich auch.“ Er ließ den Motor an, und sie fuhren fort vom Krankenhaus, unter dem Bogen hindurch, in die Straßen der kleinen Stadt, auf der Suche nach einem geeigneten Gast haus.
    „Übrigens“, meinte Oliver, „Will würde uns gar nicht hier haben wollen. Er will nur bei Sarah sein.“
    „Das war gesprochen wie ein Mann“, sagte Ben Fox. „Wie ein Mann.“

Ein unvergeßlicher Abend
     

     
     
     
     
     
     
     
    A l ice Stockman saß unter der Trockenhaube, die Haare auf Wickler gedreht und am Kopf festgesteckt. Sie verzich tete auf die angebotenen Illustrierten, öffnete statt dessen ihre Handtasche, nahm den Notizblock nebst dazugehörigem Bleistift heraus und ging zum vielleicht vierzehnten Mal ihre Liste durch.
    Das Aufstellen von Listen lag ihr nicht besonders, sie neigte vielmehr dazu, alles mehr oder weniger dem Zufall zu überlas sen. Sie war eine unbeschwerte Hausfrau, der lebenswichtige Dinge wie Brot, Butter und Spülmittel häufig ausgingen und die sich dennoch – jedenfalls für ein, zwei Tage – die Fähigkeit des Improvisierens sowie die eingefleischte Überzeugung be wahrte, daß es ohnehin keine Rolle spiele.
    Nicht, daß sie nicht ab und zu Listen aufstellte, aber sie tat es stets impulsiv und benutzte dazu jedes beliebige Stück Papier, das ihr in die Hände fiel. Die Rückseite eines Briefumschlages, Scheckheftabschnitte, alte Rechnungen. Das verlieh dem Le ben etwas Rätselhaftes. Lampenschirm. Wieviel? fand sie etwa auf eine Empfangsbestätigung für Kohlen gekritzelt, die vor sechs Monaten geliefert worden waren, und sie versuchte sich eine Minute lang krampfhaft zu erinnern, was diese Bot schaft bedeuten könnte. Was für ein Lampenschirm? Und wie viel hatte er gekostet?
    Seit sie aus London aufs Land gezogen waren, hatte sie sich bemüht, ihr neu erworbenes Haus nach und nach einzurichten und umzugestalten, aber sie hatten nie genug Zeit oder Geld übrig – die zwei kleinen Kinder nahmen beides fast vollständig in Anspruch –, und so gab es immer noch Zimmer mit der fal schen Tapete oder ohne Teppiche.
    Diese Liste jedoch war etwas anderes. Diese Liste war für morgen abend und so wichtig; daß Alison eigens dafür den kleinen Notizblock nebst dazugehörigem Bleistift erstanden und mit äußerster Konzentration detailliert alles aufgeschrieben hatte, was gekauft, gekocht, poliert, geputzt, gewaschen, gebügelt oder geschält werden mußte.
    Eßzimmer saugen, Silber putzen. Diese Punkte hakte sie ab. Tisch decken. Das wurde ebenfalls abgehakt. Sie hatte den Tisch heute morgen gedeckt, als Larry im Kindergarten war und Janey in ihrem Gitterbettchen schlief. „Werden die Gläser nicht staubig?“ hatte Henry gefragt, als sie ihm von ihrem Vor haben erzählte, doch Alison versicherte ihm, sie würden nicht staubig, und außerdem würden sie bei Kerzenlicht essen, wenn also die Gläser staubig sein sollten, würden Mr. und Mrs. Fair hurst es vermutlich nicht sehen können. Und überhaupt, wer hatte je von staubigen Weingläsern gehört?
    Rinderfilet bestellen. Auch der Punkt bekam ein Häkchen. Kartoffeln schälen. Noch ein Häkchen; die Kartoffeln lagen in einer Schüssel mit Wasser in der Speisekammer. Garnelen auftauen. Das mußte sie morgen früh erledigen. Mayonnaise machen. Salat putzen. Pilze putzen. Mutters Zitronensouffle machen. Schlagsahne kaufen. Sie hakte Schlagsahne kaufen ab, aber alles übrige mußte bis morgen warten.
    Sie schrieb: Blumenschmuck. Das hieß die ersten schüch ternen Narzissen pflücken, die soeben im Garten aufblühten, und sie mit blühenden Johannisbeerzweigen arrangieren, die hoffentlich nicht das ganze Haus nach Katzendreck riechen ließen.
    Sie schrieb: Die besten Kaffeetassen spülen. Diese waren ein Hochzeitsgeschenk und wurden in einem Eckschrank im Wohnzimmer aufbewahrt. Sie würden zweifellos staubig sein, auch wenn es die Weingläser nicht waren.
    Sie schrieb: In die Badewanne gehen.
    Das war ganz wichtig, und wenn sie es morgen nachmittag um zwei Uhr tat. Am besten, nachdem sie die Kohlen geholt und den Korb mit dem Feuerholz gefüllt hatte.
    Sie schrieb: Stuhl flicken. Alison hatte bei einer Versteige rung sechs kleine Eßzimmerstühle mit geschweiften Rücken lehnen erstanden. Sie hatten grüne, mit Goldborte eingefaßte Samtsitze, und Larrys Kater mit dem originellen Namen Cat kin, Kätzchen, hatte einen davon zum Schärfen seiner Krallen benutzt. Die Borte hatte sich gelöst und hing unordentlich her unter.

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