Das blaue Zimmer
Larry Kartenspiele und war ge schickt und liebevoll im Umgang mit Janey. Sie liebte es, das Baby auf dem Knie zu halten, wobei Janey ihr rundes blondes Köpfchen an das feste Polster ihres mächtigen Busens drückte.
Jetzt eilte sie zum Herd, setzte den Wasserkessel auf und bückte sich, um nach ihrem Kuchen im Backofen zu sehen. „Fast fertig.“
„Das ist lieb von Ihnen, Evie. Aber müssen Sie nicht nach Hause? Jack wartet sicher schon auf seinen Tee.“
„Ach, Jack ist heut auf den Markt gegangen. Das dauert noch Stunden, bis er zurückkommt. Wenn Sie wollen, bring ich die Kinder ins Bett. Muß sowieso noch auf den Kuchen warten.“ Sie strahlte Larry an. „Das magst du doch, nicht wahr, mein Herzchen? Evie badet dich. Und Evie zeigt dir, wie man mit den Fingern Seifenblasen macht.“
Larry steckte sich den letzten Chip in den Mund. Er war ein ernstes Kind und für Spontanität nicht leicht zu haben. Er sagte: „Liest du mir auch eine Geschichte vor, wenn ich im Bett bin?“
„Wenn du willst.“
„Du sollst mir Wo ist Spot? vorlesen. Da kommt eine Schild kröte drin vor.“
„Schön, die liest Evie dir vor.“
Nach dem Abendbrot gingen die drei nach oben. Man konnte Badewasser einlaufen hören, und Alison roch ihr bestes Schaumbad. Sie deckte den Tisch ab, räumte die Spülmaschine ein und stellte sie an. Bevor es ganz dunkel wurde, ging sie nach draußen, nahm die Wäsche von der Leine, brachte sie ins Haus, faltete sie zusammen, legte sie in den Schrank. Auf dem Weg nach unten sammelte sie eine rote Lokomotive, einen augenlosen Teddybär, einen Quietschball und etliche Bau klötze ein. Sie tat alles in den Spielzeugkorb, der in der Küche seine Bleibe hatte, deckte den Tisch fürs Frühstück sowie ein Tablett für das Abendessen, das sie und Henry am Kamin zu sich nehmen würden.
Dabei fiel ihr etwas ein. Sie ging ins Wohnzimmer, zündete das Feuer an und zog die Vorhänge zu. Ohne Blumen sah das Zimmer kahl aus, aber morgen wollte sie sich um die Blumen kümmern. Als sie wieder in die Küche kam, drückte sich Cat kin durch sein Katzentürchen herein und gab Alison zu verste hen, daß die Zeit seines Abendessens lange verstrichen und er hungrig sei. Sie öffnete eine Dose Katzenfutter und gab ihm auch Milch, und er setzte sich in Eßpositur und verputzte alles fein säuberlich.
Alison überlegte, was sie für sich und Henry zum Abendbrot machen sollte. In der Speisekammer war ein Korb mit braunen Eiern, die Evie mitgebracht hatte. Omelette mit Salat. In der Obstschale waren sechs Apfelsinen, und unter der Käseglocke waren bestimmt noch ein paar Käsereste. Alison legte Kopfsa lat und Tomaten, eine halbe grüne Paprikaschote und ein paar Selleriestangen zurecht und fing mit dem Salat an. Sie rührte gerade die Vinaigrette, als sie Henrys Auto den Weg herauf kommen und in die Garage fahren hörte. Gleich darauf er schien er mit seinem ausgebeulten Aktenkoffer und der Abendzeitung an der Hintertür. Er sah müde und knittrig aus.
„Hallo.“
„Hallo, Liebling.“ Sie küßten sich. „War es anstrengend heute?“
„Hektisch bis dort hinaus.“ Er sah den Salat und aß ein Blättchen Kopfsalat. „Ist das unser Abendessen?“
„Ja, und ein Omelette.“
„Bescheidene Kost.“ Er lehnte sich an den Tisch. „Ich ver mute, wir sparen für morgen abend?“
„Sprich nicht davon. Hast du Mr. Fairhurst heute gesehen?“
„Nein, er war auswärts. Wo sind die Kinder?“
„Evie badet sie. Hörst du es nicht? Sie ist dageblieben. Sie hat uns einen Kuchen gebacken, der ist noch im Backofen. Und Jack ist auf dem Markt.“
Henry gähnte. „Ich geh rauf und sag ihr, sie soll mir auch ein Bad einlassen. Das könnte ich gut gebrauchen.“
Alison räumte die Spülmaschine aus und ging dann ebenfalls nach oben. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich erschöpft. Es war ein seltener Genuß, im Schlafzimmer herumzutrödeln, friedlich und ohne Hast. Sie zog die Sachen aus, die sie den gan zen Tag getragen hatte, und nahm den samtenen Morgenrock, den Henry ihr zu Weihnachten geschenkt hatte, aus dem Schrank. Sie hatte dieses Kleidungsstück noch nicht oft getra gen, da es in ihrem geschäftigen Leben selten eine passende Gelegenheit gab. Er war mit Seide gefüttert und fühlte sich wohlig und luxuriös an. Sie knöpfte ihn zu, band die Schärpe, schlüpfte in flache goldene Pantoffeln, die von irgendeinem vergangenen Sommer übriggeblieben waren, und ging ins Kinderzimmer, um gute Nacht zu
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