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Das blaue Zimmer

Das blaue Zimmer

Titel: Das blaue Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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wirklich?“
    „Die Kinder schlafen. Damit ist ein Problem aus der Welt.“ Sie knöpfte ihren Mantel auf. „Weiß Henry Bescheid?“
    „Ja. Er zieht sich gerade an.“
    „Was hat er gesagt?“
    „Ich soll ihnen was zu trinken geben.“
    „Worauf warten wir dann noch?“ fragte Evie.
    Ein Tablett, Gläser, die Flasche Tio Pepe. Evie fummelte Eis aus der Eiswürfelschale. Alison fand Nüsse.
    „Das Eßzimmer“, sagte Alison. „Ich hatte den Kamin an machen wollen. Es ist eiskalt da drin.“
    „Ich bring den kleinen Ölofen in Gang. Der riecht ein biß chen, aber er wärmt das Zimmer schneller als sonstwas. Und ich zieh die Vorhänge zu und mach die Warmhalteplatte an.“ Sie öffnete die Küchentür. „Schnell, gehen Sie rein.“
    Alison trug das Tablett durch die Diele, setzte ein Lächeln auf, öffnete die Tür und trat ein. Die Fairhursts saßen am Ka min, sie wirkten entspannt und heiter, aber Mr. Fairhurst er hob sich nun, um Alison zu helfen; er zog ein Tischchen heran und nahm ihr das Tablett ab.
    „Wir haben gerade gesagt“, erklärte Mrs. Fairhurst, „wir wünschten, unsere Tochter würde Ihrem Beispiel folgen und auch aufs Land ziehen. Sie haben eine reizende kleine Woh nung in der Fulham Road, aber sie bekommt im Sommer ihr zweites Baby, und ich fürchte, dann wird es sehr eng.“
    „Es ist ein gewaltiger Schritt. “ Alison griff nach der Sher ryflasche, doch Mr. Fairhurst sagte „erlauben Sie“, nahm ihr die Flasche ab, schenkte ein, reichte seiner Frau ein Glas. „Aber Henry.“
    Als sie seinen Namen aussprach, hörte sie seine Schritte auf der Treppe, die Tür ging auf, und da war er. Sie hatte erwartet, daß er ins Zimmer platzen würde, außer Atem, vollkommen hektisch, mit einem fehlenden Knopf oder Manschetten knopf. Doch seine Erscheinung war tadellos, so als hätte er wenigstens eine halbe Stunde damit zugebracht, sich umzuzie hen, und nicht nur zwei Minuten. Trotz des alptraumhaften Geschehens fand Alison Zeit, ihren Mann im stillen zu bewundern. Er überraschte sie immer aufs neue, und seine Gefaßtheit war erstaunlich. Dadurch wurde sie selbst ein bißchen ruhiger. Immerhin stand Henrys Zukunft, seine Karriere auf dem Spiel. Wenn er diesen Abend nonchalant bewältigen konnte, dann konnte Alison es bestimmt auch. Zusammen könnten sie es vielleicht schaffen.
    Henry war charmant. Er entschuldigte sich für sein spätes Erscheinen, vergewisserte sich, daß seine Gäste es bequem hat ten, schenkte sich ein Glas Sherry ein und ließ sich ganz ent spannt in der Mitte der Couch nieder. Er und die Fairhursts begannen ein Gespräch über Birmingham. Alison stellte ihr Glas ab, murmelte etwas von Sich-ums-Essen-Kümmern und verließ das Zimmer.
    Auf der anderen Seite der Diele hörte sie Evie sich mit dem alten Ölofen abmühen. Sie ging in die Küche und band sich eine Schürze um. Sie hatte den Salat. Und was noch? Keine Zeit, die Garnelen aufzutauen, das Rinderfilet zuzubereiten oder Mutters Zitronensouffle zu machen. Und die Tiefkühl truhe war wie gewöhnlich gefüllt mit der Sorte Kost, mit der sie die Kinder verpflegte, ansonsten enthielt sie wenig. Fischstäb chen, tiefgefrorene Chips, Eis. Sie hob den Deckel und spähte hinein. Sah ein paar steinharte Hähnchen, drei in Scheiben geschnittene Brotlaibe, zwei Eis am Stiel.
    O Gott, bitte laß mich was finden. Bitte laß etwas dasein, was ich den Fairhursts vorsetzen kann.
    Sie dachte an all die schreckerfüllten Stoßgebete, die sie im Laufe ihres Lebens gen Himmel geschickt hatte. Vor langer Zeit war sie zu dem Schluß gekommen, daß irgendwo droben im blauen Jenseits ein Computer sein mußte; wie wollte Gott sonst Buch führen über die Billionen und Aberbillionen Bitten um Hilfe und Beistand, die ihn durch alle Ewigkeit erreichten?
    Bitte laß etwas zum Essen dasein.
    Surr, surr, machte der Computer, und da war die Lösung. Ein Plastikbehälter mit Chili con carne, das Alison vor ein paar Monaten gekocht und eingefroren hatte. In einem Topf auf der Kochplatte gerührt, würde es nicht länger als fünfzehn Minuten zum Auftauen brauchen, und dazu könnte es Reis und Salat geben.
    Ihre Inspektion ergab, daß kein Reis da war, nur eine an gebrochene Packung Bandnudeln. Chili con Garne mit Band nudeln und knackigem grünem Salat. Schnell dahergesagt, klang es gar nicht so übel. Und als Entree? Suppe. Eine einzige Dose Consomme war da, das reichte nicht für vier Personen. Sie stöberte in ihren Regalen nach etwas, womit sie die

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