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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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aus dem Fenster starrte, als ob … Friedrich wusste es nicht.
    Das alles hatte doch mit normaler Launenhaftigkeit nichtsmehr zu tun, oder? Wenn er sie darauf ansprach, bekam er immer nur zur Antwort, er bilde sich etwas ein.
    Zu gern hätte Friedrich mit jemandem über seine Sorgen gesprochen. Darüber, dass er manchmal das Gefühl hatte, seine eigene Frau nicht mehr richtig zu kennen. Aber Ernestine kam dafür nicht in Frage, sie hätte sich viel zu sehr aufgeregt. Und außerdem stand seine Mutter meistens eh auf Floras Seite.
    Â»Du wirst schon immer mehr wie dein Vater. Der wollte auch immer nur seine Ruhe haben«, hatte sie ihm erst vor ein paar Tagen vorgeworfen, als Flora ihn gefragt hatte, ob sie nicht einmal alle zusammen eine Schiffsfahrt auf dem Rhein unternehmen sollten. Dies wäre doch sicherlich ein herrlicher Spaß, hatte sie drängend hinzugefügt.
    Eine Schiffsfahrt – mitten in der Saison! Flora und Mutter wussten doch ganz genau, dass er sich nicht einen ganzen Tag lang von der Trinkhalle loseisen konnte. Und dann die Kosten …
    Mit Hannah hätte er gern gesprochen. Niemand kannte sein Kind so gut, wie die Mutter es tat. Hannah hätte vielleicht eine Erklärung für Floras Verhalten gehabt. Sie hätte ihm vielleicht auch einen Rat geben können, wie er sich verhalten sollte. Vielleicht hätte sie ihn getröstet und etwas in der Art gesagt wie: »Solche Anwandlungen sind wie die Masern. Da heißt es auch abwarten und hoffen, dass es bald vorbeigeht.«
    Abrupt blieb Friedrich stehen. Und wenn es nicht vorbeiging?
    Konnte man an Masern auch zugrunde gehen?
    Vielleicht war es an der Zeit, dass er einmal ausgiebig mit Flora redete. Und sich nicht auf ihre Ausflüchte einließ.
    Sollte er mit ihr auch über das Hotel Marie-Eluise sprechen? Nur um zu sehen, wie sie reagierte? Am Ende war sie noch hellauf begeistert davon – bei Flora war schließlich alles vorstellbar.
    Sie würde eine gute Hotelwirtin abgeben, davon war er überzeugt. Eine neue Aufgabe, für sie beide. Gemeinsam. Keine getrennten Wege mehr. Und die Kurverwaltung konnte ihm dann auch den Buckel runterrutschen.
    Er lachte laut auf – was für eine verrückte Idee! Eigentlich war es doch gar nicht seine Art, am helllichten Tag zu träumen.
    Aber selbst wenn es nicht mehr war als ein Traum, so war es wenigstens ein schöner.
    Wie gern hätte er ihn gemeinsam mit seiner Frau geträumt.

    Er hatte die letzte Stufe hinauf zur Trinkhalle gerade erklommen, als ihm Lady Lucretia über den Weg lief.
    Ausgerechnet!, dachte Friedrich schmunzelnd. Er war gewiss kein Mann, der besonders viel auf gute oder schlechte Omen gab, aber dass er von allen Gästen gerade jetzt die gesundheitsbewusste Engländerin traf, war zumindest ein schöner Zufall.
    Â»Sie sehen so aufgeregt aus«, sagte sie, nachdem sie sich einen guten Morgen gewünscht hatten.
    Mit einem Krug Heilwasser und zwei Gläsern ließen sie sich auf einer der Bänke nieder. »Ich habe vorhin den Besitzer des Hotels Marie-Eluise getroffen. Er hat mir von einer völlig verrückten Idee erzählt«, sagte Friedrich kopfschüttelnd. »Wenn es nach ihm ginge, würde ich demnächst sein Hotel kaufen.« Da die Engländerin ihn interessiert ansah, fasste er kurz das Gespräch mit dem Hotelwirt zusammen.
    Â»Sicher, die Zimmer sind abgenutzt, aber ein paar Kübel Farbe würden da Wunder bewirken«, endete er schließlich.
    Lady Lucretia trank ihr Glas in einem Zug leer. »Mit etwas Geld und gutem Willen kann man wirklich manchmal Berge versetzen, diese Erfahrung habe ich schon oft genug in meinem Leben gemacht. Und dass Sie ein Mann der Tat sind, hat dieser Mister Körner richtig erkannt. Ich persönlich würde Ihnen solch ein Unterfangen auch jederzeit zutrauen!«
    Â»Wirklich?« Friedrich war ehrlich überrascht.
    Die Engländerin nickte. »Wie viele Zimmer hat dieses Hotel?«
    Â»Zwanzig, glaube ich.«
    Während Friedrich ihr Wasser nachschenkte, zückte sie ein ledergebundenes Notizbuch und kritzelte etwas hinein.
    Â»Und wie viele Badewannen gibt es? Sechs Stück und alle in gutem Zustand? Very well  … Eine eigene Quelle, die unter dem Hotel hindurchfließt, sehr interessant …« Sie schürzte die Lippen, wodurch ihr Kinn noch länger wirkte.
    Â»Die Lage ist wirklich gut, bis zum

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