Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
wäre. Keine Sorge, ich werde mich schon zu benehmen wissen!« Flora war ziemlich entrüstet gewesen.
    Â»Ach Kind, ich will dir doch lediglich einen guten Rat mit auf den Weg geben«, hatte Hannah erwidert. »In Reutlingen hast du dir mit deinem Übereifer nicht nur Freunde gemacht. Als wir dich abholten, hat Frau Gruber sogar gesagt, sie sei froh, sich nicht mehr täglich tausend Ideen von dir anhören zu müssen.«
    Ãœber das Plätteisen hinweg hatte Hannah ihre Tochter liebevoll angeschaut. »Fleiß und Vorwitz sind zwei Paar Schuhe! Wenn du schlau bist, schaust du dir in aller Ruhe an, wie es die Sonnenscheins halten. Und selbst wenn dir manches nicht so gut gefällt – behalte es für dich. Du bist die Fremde, du musst dich eingewöhnen, und nicht umgekehrt. Glaube mir, ich weiß, wovon ich spreche …«
    Aber dagegen, dass sie Blumen pflücken ging, würde die Mutter doch sicher nichts einzuwenden haben, oder?
    Schwungvoll sprang Flora aus dem Bett.

    Um neun Uhr morgens – das Frühstück lag hinter ihnen – gingen Kuno Sonnenschein und sein neues Lehrmädchen ins Geschäft. Endlich.
    Ihre neue Wirkungsstätte! Ihr erster Arbeitstag! Es hätte nicht viel gefehlt, und Flora hätte vor lauter Vorfreude in die Hände gespuckt. Während sie ihr Gastgeschenk – einen Beutel mit Blumensamen – erst einmal zur Seite legte, schaute sie sich erwartungsvoll um.
    Der Laden war größer, als sie ihn von ihrem ersten Besuch im Januar in Erinnerung hatte.
    Es gab zwar nur ein Schaufenster, aber dieses war dreigeteilt und ziemlich groß. Allerdings war es auch ziemlich schmutzig und vollgehängt mit handgeschriebenen Zetteln aller Art, die das Sonnenlicht aussperrten: Werbung für einen Ringerwettkampf. Werbung für einen Flohzirkus. Ein Zettel, dessen Aufschrift inzwischen unleserlich geworden war.
    Flora runzelte die Stirn. Wäre es nicht besser, all das zu entfernen und stattdessen ein paar Blumentöpfe ins Fenster zu stellen?
    Neben dem Fenster befand sich die Eingangstür, die ebenfalls verglast war und über der eine Glocke hing. Als Kuno Sonnenschein die Tür nun öffnete, bimmelte es melodisch. Wie schön! Flora lächelte und atmete tief ein. Zusammen mit der frischen Luft kam auch gleich ein wenig mehr Licht in den Raum.
    Gegenüber von Tür und Fenster erstreckte sich die Ladentheke fast über die ganze Breite des Verkaufsraums. Als Floras Hand über das jahrzehntealte Holz strich, das voller Rillen, Wasser- und Farbflecken war, fühlte es sich warm und voller Leben an. Unauffällig wischte sie ein paar kleine Zweiglein und Blätter zur Seite, die wohl vom Vortag übriggeblieben waren.
    Die lange Arbeitstheke, dahinter zwei Stühle, ein großer Schrank rechts neben der Tür, die in den Hausflur und von dort in die Wohnung führte, dazu Regale an allen anderen Wänden, ein paar kleine Tischchen, auf denen Topfblumen standen – mehr gab es an Möbeln nicht. Den meisten Platz nahmen die Wassereimer rund um die Ladentheke ein: mit Rhododendronblüten, weißem Schneeball, etwas Grünzeug, ein Eimer mit Nelken, einer mit gelblich blassen Rosen – besonders groß war die Auswahl an Blumen nicht gerade, ging es Flora durch den Kopf. Und richtig gut roch es hier auch nicht. Sie rümpfte die Nase, schnupperte und hatte den Grund für den schlechten Geruch schnell gefunden: Die Schnittblumen brauchten dringend frisches Wasser.
    Â»Na, hast du es dir so vorgestellt?« Kuno stand mit verschränkten Armen im Türrahmen. Der Stolz in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Solche Blumenläden wie den meinen gab es früher gar nicht! Josef Kuttner – sein Geschäft liegt an der Ecke der Promenade – und ich waren vor zwanzig Jahren die Ersten, die den Versuch wagten. In meiner Jugend gingen die Leute noch zum Bauern oder zum Gärtner, wenn sie Blumen haben wollten. Oder sie schnitten sie gleich im eigenen Garten. Aber dann kauften die Städter den Gärtnereien für viel Geld ihren Boden ab, um darauf Geschäftshäuser zu bauen. Und die Gärtnereien zogen hinaus aufs Land, so war es jedenfalls hier. Tja, und nur für ein paar Blumen wollten die Leute nicht so weite Wege gehen. Das war meine Chance.«
    Flora nickte beeindruckt. »Bei uns zu Hause gibts solche Blumenläden noch gar

Weitere Kostenlose Bücher