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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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nicht … Wie schön Sie es hier haben!« Floras Hand machte eine Geste, mit der sie den ganzen Laden einschloss. »Ihr Laden gefällt mir viel besser als dieses MaisonKuttner. Als Sabine und ich gestern daran vorbeispazierten, konnte man vor lauter Porzellan, Tafelsilber und Krimskrams kaum mehr die Blumen sehen. Alles ist so schrecklich vollgestellt!« Doch ein wenig mehr Drumherum wäre hier auch nicht schlecht, ging es Flora durch den Kopf – irgendwie wirkte alles so karg.
    Kuno zuckte mit den Schultern. »Scheinbar finden Josef Kuttners Kunden Gefallen an all dem Zeug. Die Leute, die zu uns kommen, hätten für so etwas gar kein Geld.«
    Kuno schaute so traurig, dass sich Flora bemüßigt fühlte, ihn aufzuheitern. Sie lief nach draußen, um die Wildblumen zu holen, die sie am Morgen geschnitten und neben der Haustür deponiert hatte.
    Ungläubig starrte Kuno auf das riesige Bündel Grünzeug, das Flora auf die Theke legte. »Du warst heute früh schon für den Laden unterwegs? Na, da werden sich deine zukünftigen Lehrherren aber freuen, wenn du später auch solch einen Eifer an den Tag legst.«
    Flora runzelte die Stirn. Welche zukünftigen Lehrherren?
    Â»Jetzt schau nicht so erschreckt drein. Natürlich hat Friedrich mir von deinem kleinen Geheimnis erzählt!« Kuno tätschelte Floras Hand in väterlicher Art.
    Kleines Geheimnis? »Was … hat Ihr Sohn denn … genau erzählt?«, krächzte Flora.
    Â»Nun, dass du im kommenden Herbst eine Ausbildung zur Blumenbinderin in Reutlingen beginnst. Dass deine Eltern jedoch fürchten, es fehle dir … nun ja, am handwerklichen Geschick. Und dass du deshalb schon einmal vorab die ersten Handgriffe üben sollst. Natürlich helfe ich gern, aber …« Der Anflug eines Lächelns verschwand und Kuno Sonnenscheins Miene war noch sorgenvoller als zuvor. »Meine Kundschaft verlangt vor allem lose Blumen, die wenigsten haben das Geld für gebundene Sträuße. So gesehen hättest du im Maison Kuttner vielleicht mehr lernen können. Außerdem bin ich derzeit ein wenig wacklig auf den Beinen – nicht, dass ich mir viel darausmachen würde, Gott behüte.« Er nieste heftig, kramte nach seinem Taschentuch und wischte sich damit über Nase und Augen.
    Allmählich dämmerte es Flora. Hatte Friedrich im Januar nicht erwähnt, wie stur sein alter Herr sein konnte? Dass er Hilfe nur äußerst ungern annahm? So wie es aussah, hatte Friedrich zu einer List gegriffen: Er hatte seinem Vater vorgegaukelt, selbst eine Hilfe zu sein! Für Flora nämlich. Kuckucksspucke – das hätte sie Friedrich Sonnenschein nicht zugetraut.
    Â»Ich bin jedenfalls sehr dankbar für die Gelegenheit, Ihnen ein wenig über die Schulter schauen zu dürfen«, sagte sie steif, doch dann platzte sie heraus: »Ach, Sie glauben ja nicht, wie ich mich freue, hier sein zu dürfen! Wenn ich daran denke, dass jeden Moment der erste Kunde kommen kann …«
    Â»Nun ja – so schnell schießen die Preußen auch wieder nicht. Jetzt stellen wir erst mal deine Blumen ins Wasser.« Schon nahm er das Bündel von der Theke. »Was um alles in der Welt ist das eigentlich? Und wo hast du es her?« Interessiert betrachtete er die gefiederten, behaarten und vielverzweigten Stängel einer Pflanze.
    Â»Riechen Sie doch mal, wie gut sie duftet. Ich dachte – wenn man von dem Grünzeug etwas in Blumensträuße einbindet, dann riechen auch diese wunderbar. Oder … nicht?« Auf einmal war sich Flora ihrer Sache nicht mehr so sicher. Irgendwie kitzelte der Duft in der Nase …
    Kuno Sonnenschein schien dies genauso zu empfinden, denn schon nieste er erneut. »Und das hier? So etwas habe ich ebenfalls noch nicht gesehen. Oje, was hast du uns da alles angeschleppt …«, nuschelte er in sein Taschentuch hinein.
    Â»Ungewöhnlich, nicht wahr?« Lächelnd betrachtete Flora die Zweige mit den winzigen Blättchen, die sie von einem Strauch abgeschnitten hatte. Das Besondere waren die kokonartigen Bälle, die auf den Zweigen klebten. Ob in ihrem Innersten womöglich Blüten heranwuchsen?
    Â»Ich bin nur ein wenig durch die Wiesen entlang der Lichtenthaler Allee gestreift – was es dort für seltsame Pflanzen gibt! Bäume mit roter Rinde und Büsche, wie ich sie noch nie

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