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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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wunderschöne Sträuße binden«, endete Flora. Unsicher schaute sie Frau Sonnenschein an, die mit unbeweglicher Miene ihrer Litanei gelauscht hatte. Hatte sie zu viel gesagt? Ziemte sich so viel Offenheit?
    Nun seufzte Ernestine laut auf. »Ach Kindchen … Was Blumen angeht, kann Kuno es höchstwahrscheinlich mit jedem aufnehmen, da gebe ich dir recht. Aber in Sachen Geschäftstüchtigkeit …« Sie biss sich auf die Lippe.
    Â»Weißt du, es gab einmal eine Zeit, da habe ich geglaubt, wir könnten mit Josef Kuttner mithalten. Damals, als Kuno gerade die ehemalige Spenglerei meines Vaters in den Blumenladen umgewandelt hatte. Ich hatte seinerzeit auch die eine oder andere Idee … Wenns nach mir gegangen wäre, hätten wir von Anfang an ein bisschen Nippes mit ins Angebot genommen: Porzellanfiguren, vielleicht auch Kerzenständer und kleine Väschen. Das passt doch gut zu Blumen, oder? Und dann – meine bestickten Tischdecken wurden früher immer von allen bewundert. Wie gern hätte ich ein paar davon für den Laden angefertigt und verkauft! Aber Kuno …« Sie zuckte mit den Schultern. »Er war der Ansicht, es stünde einem Weibsbild nicht zu, dass es sich in die Arbeit des Mannes einmischt.«
    Â»Da würde sich Ihr Mann bei uns im Dorf aber umgucken. Im Samenhandel müssen die Frauen sogar mitarbeiten!«, sagte Flora und wunderte sich insgeheim kurz darüber, dass das Haus, in dem heute der Laden war, einst Ernestines Familie gehört hatte.
    Â»Umso mehr erstaunt es mich ja, dass er dich so schalten und walten lässt. Und Friedrich nutzt auch jede erdenkliche Gelegenheit, dir zu helfen …« Ernestine schaute Flora bei diesen Worten eher unfreundlich an.
    Â»Ach, die beiden wissen ja, dass das nicht von Dauer ist. Im Herbst bin ich schon wieder weg«, winkte Flora eilig ab. Doch noch während sie sprach, merkte sie, dass der Gedanke an ihre Abreise sie kratzte wie ein Büschel Brennnesseln. Nein, daran wollte sie jetzt wirklich nicht denken.
    Ernestine Sonnenschein zupfte gedankenverloren an ihrem Kinn. Flora kam es so vor, als habe die Hausherrin sie schlichtweg vergessen. Sie hob die Gießkanne auf und wollte schon in den Laden zurück, als Ernestine tief Luft holte.
    Â»Was meinst du, braucht Kuno dich dringend im Laden oder hättest du noch einen Moment Zeit? Ich … mir ist gerade etwas eingefallen. Wahrscheinlich ist es nur eine dumme Idee, aber … Komm mal mit!«

    Kurze Zeit später hockten die beiden Frauen im Keller, zwischen ihnen eine große, muffig riechende Kiste, die Ernestine nach langem Suchen im hintersten Regal entdeckt hatte.
    Â»â€¦ und das hier nennt man eine Fünffingervase!« Triumphierend hielt sie die ungewöhnlich geformte Vase in das Licht der Kerze, die sie sich zuvor von Sabine hatte geben lassen. »Um sie zu schmücken, bedarf es nur ganz weniger Blüten, siehst du?«
    Fassungslos starrte Flora auf den riesigen Berg von Zeitungspapier, aus dem immer mehr Porzellan ans Tageslicht kam: Vasen, Schalen, Teller …
    Â»Da staunst du, was? Lauter Baden-Badener Porzellan, und uralt! Die Manufaktur, in der das alles hergestellt worden ist, gibts schon lange nicht mehr«, sagte Ernestine mit vor Aufregung geröteten Wangen. »Mein Vater hat die Kiste einst in Zahlung genommen, als jemand seine ausstehenden Rechnungen nicht begleichen konnte. Meine Mutter wollte die Sachen jedoch nicht haben, also ist die Kiste in den Keller gewandert. Vor Jahren habe ich Kuno mal darauf angesprochen, ob er die Sachen nicht verkaufen will. Aber er sagte nur, er sei Blumenbinder und kein Ramschhändler …«
    Â»Aber … dieses feine Porzellan ist doch ein wahrer Schatz! Ich könnte ein ganzes Schaufenster damit dekorieren. Kuckucksspucke – damit lässt sich bestimmt gutes Geld verdienen«, ereiferte sich Flora. Am liebsten hätte sie die Kiste sofort nach oben geschleppt und zusammen mit Sabine jedes einzelne Teil gespült!
    Â»Wie schön, dass wenigstens einmal jemand im Hause meiner Meinung ist.« Ein unsicheres Lächeln umspielte Ernestines Lippen. »Glaubst du wirklich, das wäre was für den Laden? Falls ja, müsstest du allerdings erst Kuno davon überzeugen. Auf mich hört er ja nicht.«
    Â»Das wird mir schon gelingen!«, sagte Flora lachend.

15 . K APITEL
    O bwohl er in der Nacht

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