Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
Gedanken weit weg zu sein. »Einmal, es ist schon Jahre her, da waren Maman, Papa und wir Kinder verreist. Wir kamen an der Dunaj vorbei, hier sagt man wohl Donau zu diesem Fluss. In der Nacht zuvor hatte es gewittert, doch am Morgen war das Wetter wieder schön, die Luft herrlich klar.« Er schaute Irina an. »Nie werde ich diesen Anblick vergessen …«
    Irina runzelte die Stirn. »Ja?«
    Inzwischen besaß Konstantin die Aufmerksamkeit fast aller am Tisch, sogar Fürst Popo schaute zu ihm herüber. Lediglich Piotr Vjazemskij hatte ein Kartenspiel aus der Tasche gezogen und mischte die Karten in einer Schnelligkeit, dass das Auge seinen Bewegungen kaum folgen konnte. Konstantin musste einGrinsen unterdrücken. Piotr – war mit den Gedanken wahrscheinlich längst im Casino!
    Â»Die Dunaj erschien mir wie ein Regenbogen an Farben, Gefühlen und Texturen. Sie war leidenschaftlich und wild. Und dann wieder glatt, als könne sie kein Wässerchen trüben.«
    Wie eine Wespe am Marmeladentopf klebte Irinas Blick an seinen Lippen, und Püppis Seufzen war Musik in seinen Ohren.
    Â»Deine Augen erinnern mich so sehr an diesen Tag! Wenn ich in deine Augen schaue, sehe ich die Heimat!«
    Â»Heimat, vielleicht die größte Sehnsucht von allen …« Sogar Fürst Popos Stimme wurde gefühlvoll.
    Irina strahlte. »Ach, Kostia! Ist er nicht süß?«, fragte sie in die Runde.
    Â»Solche Komplimente macht nur ein Künstler. Warte ab, bald will er dich malen, Irinotschka«, sagte Matriona und stopfte sich ein Stück Entenleberpastete in den Mund.
    Â»Nichts täte ich lieber.« Konstantin warf in einer bedauernden Geste die Hände in die Luft. »Aber ohne Atelier …«
    Â»Irina, Liebste, wolltest du dir heute nicht das Haus anschauen, das zum Verkauf steht? Man sagt, es sei eine wahre Perle …« Püppi wies mit dem Kinn vage den Berg hinauf.
    Â»Ist ein Haus nicht auch wie ein Stück Heimat in der Fremde?«, fragte Konstantin, bevor Irina antworten konnte. »Vielleicht gäbe es sogar ein kleines Zimmerchen für meine Malutensilien. Außerdem könnte ich mich ein wenig nützlich machen. Den Garten pflegen …« Er ließ seinen Satz ausklingen.
    Â»Kostia sorgt sich, dass er mir auf der Tasche liegt. Ist das nicht süß?«, sagte Irina zu Püppi.
    Â»Aber Irina, das Malen ist nun einmal meine einzige Möglichkeit zum Broterwerb! Ich –«
    Püppis lange, dürre Finger, die Konstantin an eine Vogelkralle erinnerten, langten zu ihm herüber.
    Â»Konstantin Sokerov! Irina kann sich einen kleinen Süßholzraspler wie dich sehr wohl leisten, also zerbrich dir nicht unnötig dein hübsches Köpfchen.«
    Konstantin lächelte sie an. Sie und alle anderen.
    Â»Ich habe eine Idee«, sagte er mit verheißungsvoller Stimme. »Warum schauen wir uns das Haus nicht alle zusammen an? Wir nehmen eine Kiste eisgekühlten Champagner mit und tun so, als würden wir darin wohnen und ein Fest feiern. Wäre das nicht ein herrlicher Spaß?«

18 . K APITEL
    M it viel Brimborium servierte Friedrich Flora ein Glas Wasser.
    Â»Bitte schluckweise genießen«, sagte er und schaute sie erwartungsvoll an. »Zu einer Trinkkur gehört auch eine gewisse Muße.«
    Tapfer nippte sie an dem Glas – das Wasser schmeckte scheußlich! Heiß und ölig und salzig. Sabine hatte wirklich recht gehabt.
    Die anderen Besucher der Trinkhalle – vorwiegend blässlich aussehende Damen im fortgeschrittenen Alter – schienen das Wasser recht schmackhaft zu finden. Manch eine holte sich sogar ein zweites Glas!
    Â»Das mit der Muße ist wohl nichts für mich«, wollte Flora gerade sagen, als hinter ihrem Rücken eine laute Frauenstimme ertönte.
    Â»Mister Sunshine! Wie schön, Sie zu sehen!« Eine hochgewachsene Dame mit breiten Schultern kam wenig damenhaft auf sie zugestürmt. Zu einem schwarzen Rock trug sie eine strenge Bluse, und ein grauer Haarzopf baumelte schmucklos über ihrer Schulter.
    Â»Lady O’Donegal – die Freude ist ganz meinerseits.« Ein Strahlen erhellte Friedrichs Gesicht, während er die ihm hingestreckte Frauenhand ergriff und schüttelte. »Sie sind gesternangekommen, nicht wahr? Ich habe Ihren Namen im Badeblatt gelesen«, sagte er. »Wie ich sehe, haben Sie Ihren Kuralltag schon

Weitere Kostenlose Bücher