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Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall

Titel: Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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Gegenüber Sardus riesiger Gestalt wirkte der Körper des Rockstars geradezu winzig und zerbrechlich, und für eine Sekunde hatte Bolivar die Befürchtung, der Meister würde ihn zerquetschen. Doch dann durchströmte ihn ein ganz anderes Gefühl: Geborgenheit. Zum ersten Mal in seinem Leben - und in seinem Tod - fühlte er sich angenommen.
    Die beiden Körper umschlossen sich, vereinigten sich in einer blutigen Umarmung, und in Scharen verließen die Blutwürmer den Meister, krochen aus seinem eitrigen roten Fleisch, flohen aus dem sterbenden Körper in einen neuen, frischen Wirt.
    Und dann, nach nur wenigen Augenblicken war es vorbei.
    Der Körper von Jusef Sardu fiel leblos zu Boden, und im gleichen Moment fand auch die Seele des jungen Jägers ihre Erlösung, verschwand aus dem Chor der Stimmen im Geist des Meisters.
    Jusef Sardu existierte nicht mehr. Und Gabriel Bolivar existierte nun als jemand anderer.
    Der Meister war wiedergeboren.
    Er spie die Erde aus seinem Mund. Dann ließ er den Stachel vorschnellen. Diese neue Hülle war noch ungewohnt - aber das würde sich bald legen. Und sie war auch nicht so stark wie die vorherige - aber in dieser neuen Welt, die der
Meister nach seinem Bilde geschaffen hatte, spielten Größe und Widerstandskraft des Wirtskörpers keine Rolle mehr.
    In dieser neuen Welt war er der Herrscher …
    Plötzlich spürte der Meister die Nähe eines Menschen. Eines starken, kräftig schlagenden Herzens.
    Der Junge.
    Kelly Goodweather betrat den Raum. Sie hatte die Hand fest um den Arm ihres Sohnes geschlungen und präsentierte Zack mit dem Stolz einer Katze, die ihren Besitzern eine Maus auf die Türschwelle legt. Teilnahmslos nahm sie die neue Gestalt des Meisters zur Kenntnis. Der Meister war der Meister - ganz gleich in welchem Körper er sich aufhielt.
    Zack zitterte und hielt den Kopf gesenkt; in der Dunkelheit konnte er nichts sehen, ihre Anwesenheit nur spüren. Er roch Ammoniak, feuchte Erde und etwas Fauliges.
    Der Meister kratzte etwas Magnesium von der Wand und streute es auf die Spitze einer Fackel. Dann fuhr er mit dem langen Nagel des Mittelfingers am Fels entlang, und die dabei entstehenden Funken entzündeten die Fackel. Sie tauchte die Höhle in orangefarbenes Licht.
    Zack hob den Kopf. Vor ihm stand ein hagerer Vampir mit leuchtend roten Augen und einem ausdruckslosen Gesicht. Ein Teil von ihm geriet in Panik, wollte mit aller Macht von diesem Ort fliehen - doch ein anderer Teil vertraute seiner Mutter, fühlte sich geborgen, solange sie in der Nähe war.
    Dann bemerkte er den toten Körper des Riesen auf dem Boden, dessen von der Sonne versengte Haut im Licht der Fackel feucht schimmerte. Es schien, als hätte sich die Kreatur gehäutet.
    An der Wand lehnte ein Gehstock. Ein Gehstock mit einem Wolfskopf als Griff.
    Professor Setrakian.
    Nein!
    Ja.

    Die Stimme ertönte direkt in Zacks Kopf, so dröhnend und mächtig, wie er sich immer die Stimme Gottes vorgestellt hatte - hätte der je auf seine Gebete geantwortet.
    Doch die Stimme kam nicht von Gott, sondern von dieser spindeldürren Kreatur vor ihm.
    »Dad«, flüsterte der Junge. »Wo ist mein Dad?« Sein Mund bewegte sich, aber er hatte nicht mehr den Atem, um zu sprechen. Seine Lungen verkrampften sich. Seine Knie gaben nach, und er fiel zu Boden.
    Teilnahmslos beobachtete Kelly ihren leidenden Sohn, sah, wie er verzweifelt in seinen Taschen nach dem Inhalator wühlte, doch das Gerät nirgendwo finden konnte. Er musste es im Tunnel verloren haben!
    Der Meister war kurz davor gewesen, Kelly zu töten, schließlich erwartete er, dass man seine Befehle befolgte, und es war ihm wie ein Akt der Rebellion erschienen, dass sie den Jungen noch nicht verwandelt hatte.
    Doch jetzt verstand er. Die Bindung zu ihrem Sohn war so stark, die Zuneigung so groß, dass sie das Vorrecht, ihn zu verwandeln, allein dem Meister zugestehen wollte. Es war kein Akt der Rebellion, sondern ein Akt der Hingabe. Ein Opfer, das sie um der Liebe willen erbrachte, der Liebe zu ihrem Sohn, ein Gefühl - das wusste der Meister jetzt -, das stärker war als die Gier eines Vampirs nach Blut …
    Und tatsächlich: Der Meister war durstig. Dieser Junge war ein exquisites Exemplar, es hätte ihm zur Ehre gereicht, den Meister zu empfangen.
    Aber … die neugeborene Nacht schien alles verändert zu haben.
    Der Meister hielt es für angebracht, abzuwarten.
    Zack hielt seinen Hals umklammert. Der Meister spürte, wie sich der Körper des Jungen

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