Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall
offenbar … mutiger.«
»Ja. Sie lernen, werden schlauer. Wir müssen von hier verschwinden. Noch heute.«
»Das hat Setrakian auch gesagt. Wegen Kelly.«
»Weil sie weiß, wo wir sind?«
»Wenn sie es weiß, weiß es auch der Meister.«
Eph legte die Hand auf die geschlossenen Augen, als könnte er dadurch seine Kopfschmerzen zurückdrängen. »Na schön.«
»Wo seid ihr jetzt?«
»Wall Street. In der Nähe der Ferry Loop Station.« Eph erwähnte nicht, dass er sie von einer Bar aus anrief. »Vasiliy weiß, wo wir ein größeres Auto auftreiben können. Das holen wir und fahren dann sofort zu euch.«
»Okay. Aber kommt ja als Menschen wieder zurück.«
»Sehr komisch … Bis gleich!« Eph legte auf und wühlte unter der Theke herum, suchte nach einem Behältnis, in dem er etwas Bier mitnehmen konnte; ein Glaskrug würde sich als unpraktisch erweisen, wenn sie wieder in die Tunnel gingen. Schließlich fand er einen alten Flachmann in einer Lederhülle, und als er ihn herauszog, um den Staub von der Messingkappe zu wischen, entdeckte er dahinter eine Flasche erlesenen Brandy. Sie war nicht verstaubt - offensichtlich hatte sich der Barkeeper ab und an einen Schluck gegönnt, wenn ihm das Bier zu eintönig geworden war. Eph spülte den Flachmann aus und füllte ihn über dem Waschbecken vorsichtig mit Brandy, als er ein Klopfen an der Tür hörte.
Blitzschnell umrundete er die Theke, stürzte auf die Tasche mit dem Schwert zu - als ihm klar wurde, dass Vampire nicht anklopften. Er beschied Vasiliy, still zu sein, und spähte durch das Fenster neben der Tür.
Vor der Bar stand Dr. Everett Barnes, der Direktor der CDC. Der alte Arzt hatte seine Admiralsuniform abgelegt - die CDC war früher einmal Teil der U.S. Navy gewesen - und trug stattdessen einen elfenbeinfarbenen Anzug. Das Jackett stand offen. Er wirkte, als hätte man ihn von einem späten Frühstück aufgeschreckt.
Eph sah an seinem ehemaligen Chef vorbei auf die Straße; offenbar war Barnes allein gekommen. Dann öffnete er die Tür.
»Ephraim«, sagte Barnes.
Eph packte ihn am Kragen, zog ihn in die Bar und schloss die Tür hinter ihm. »Was machen Sie hier?« Er spähte noch einmal durch das Fenster. »Wo sind die anderen?«
Barnes riss sich los und rückte sich das Jackett zurecht. »Sie haben die Order, sich nicht zu nähern. Aber sie können im Nu hier sein. Ich bestand darauf, einige Minuten mit Ihnen allein zu sprechen.«
»Himmel!« Eph warf einen Blick auf die Dächer auf der anderen Straßenseite. Dann trat er vom Fenster zurück. »Wie hat man Sie so schnell hierher geschafft?«
»Dass ich mit Ihnen rede, hat höchste Priorität. Niemand wird Ihnen etwas tun, Ephraim.«
Eph wandte sich ab und ging zur Theke zurück. »Das glauben Sie.«
Barnes folgte ihm. »Sie müssen sich stellen. Wir brauchen Sie, Ephraim. Das ist mir inzwischen klar geworden.«
»Ich weiß nicht, Everett, ob Sie wirklich verstanden haben, was hier vor sich geht. Vielleicht stecken Sie auch mit denen unter einer Decke, keine Ahnung. Wahrscheinlich wissen Sie das selbst nicht. Aber es gibt einen sehr mächtigen Mann im Hintergrund, und wenn ich jetzt mit Ihnen komme, dann werden sie mich einsperren, vielleicht sogar töten. Oder noch Schlimmeres.«
»Ich werde Ihnen zuhören, Ephraim. Was auch immer Sie zu sagen haben, sprechen Sie. Ich bin bereit, meine Fehler einzugestehen. Ich weiß, dass etwas Furchtbares über uns hereingebrochen ist. Etwas, das nicht von dieser Welt ist.«
»O doch, es ist sehr wohl von dieser Welt.« Eph schraubte den Flachmann zu.
Vasiliy stellte sich hinter Barnes. »Wie lange, bis sie anrücken?«
»Nicht sehr lange.« Der massige Kammerjäger im schmutzigen Overall schien Barnes zu verunsichern. Er wandte sich wieder Eph zu. »Glauben Sie, dass es ratsam ist, in dieser Situation zu trinken?«
»Wenn nicht jetzt, wann dann?«, erwiderte Eph. »Bedienen Sie sich. Das Dunkle ist sehr zu empfehlen.«
»Hören Sie, ich weiß, Sie haben eine Menge durchgemacht und …«
»Es spielt keine Rolle, was ich durchgemacht habe, Everett. Hier geht es nicht um mich, und daher wird es Ihnen auch nichts bringen, wenn Sie an meine Gefühle appellieren. Es geht um diese Halbwahrheiten - besser gesagt, Lügen -, die mit Billigung der CDC verbreitet werden. Wann haben Sie aufgehört, dem Gemeinwesen zu dienen, Everett? Seit wann befolgen Sie nur noch die Befehle der Regierung?«
Barnes verzog das Gesicht. »Das ist ja wohl dasselbe.«
»Nicht
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