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Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall

Titel: Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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unten. Vasiliy spürte sein Gewicht, seinen stinkenden Atem, seine verbrannte Haut. Das, was vom Mund der Kreatur noch übrig war, erzitterte, als sich der Stachel anspannte, um zuzustoßen.
    Instinktiv packte Vasiliy den Stachel, als wäre er eine tollwütige Ratte, und zog. Der Vampir kreischte, versuchte sich zu befreien, doch mit seinen ausgerenkten Armen hatte er keine Chance gegen Vasiliys stahlharten Griff. Ganz im Gegenteil: Je stärker der Stachel, der sich wie ein schleimiges Reptil anfühlte, an ihm zog, umso fester zog auch Vasiliy. Zog. Und zog. Bis er den Stachel und Teile der anhängenden Drüsen aus dem Hals des Vampirs gerissen hatte.
    Die verstümmelte Kreatur fiel, von Krämpfen geschüttelt, nach hinten, während sich der Stachel in Vasiliys Faust wand wie ein panisches Tier. Dann löste sich ein dicker Blutwurm aus der zappelnden Masse, glitt über Vasiliys Handgelenk, suchte zielstrebig nach den Unterarmvenen. Vasiliy schleuderte den Stachel weg und packte das eine Ende des Parasiten, der sich bereits zur Hälfte in sein Fleisch gebohrt hatte. Mit einem Aufschrei der Wut und des Ekels zog er den Wurm aus seinem Arm und riss ihn auseinander. In Sekundenschnelle bildeten sich jedoch aus den beiden Hälften neue Würmer - wie durch Zauberei hatte Vasiliy nun zwei Parasiten in der Hand.

    Er warf sie von sich. Und sah, wie Dutzende weitere Würmer aus dem Körper des toten Vampirs kamen und durch das trübe Wasser auf ihn zuschossen.
    Vasiliys Hände schlossen sich um das Metallgitter. Scheiß drauf! Das Adrenalin, das durch seinen Körper gepumpt wurde, verlieh ihm die Kraft, das Gitter mit bloßen Händen aufzustemmen.
    Dann schnappte er sich die Nagelpistole und sprang aus dem Rohr. In die Freiheit.

Der silberne Engel
    Er lebte allein in einer Mietskaserne in Jersey City, zwei Blocks vom Journal Square entfernt, in einem der wenigen Viertel, das die Yuppies noch nicht in Besitz genommen hatten. Inzwischen sind die ja schon fast überall, dachte er, während er die Treppe zu seiner Wohnung im vierten Stock hinaufstieg. Wo kommen die eigentlich nur alle her? Dann hörte er, wie sein rechtes Knie knackte - es knirschte ohnehin mit jedem Schritt -, und ein stechender Schmerz zuckte durch seinen Körper.
    Sein Name war Angel Guzman Hurtado.
    Einst war er ein großer Mann gewesen. Sein Körper war immer noch groß, doch mit fünfundsechzig bereitete ihm sein Knie ständig Schmerzen, und das Körperfett - das sein amerikanischer Arzt BMI und seine mexikanischen Landsleute panza nannten - hatte ihn völlig verwandelt. Aus harten, kraftstrotzenden Muskelbergen war wabbeliges Fleisch geworden, und seine früher so beweglichen Gelenke wurden immer steifer.
    Aber einst war er tatsächlich ein großer Mann gewesen. Eine Berühmtheit. Ein Wrestler. Der Wrestler. Damals in Mexico City. El Ángel de Plata. Der silberne Engel.

    Seine Karriere hatte in den Sechzigern begonnen. Erst war er ein rudo im Ring gewesen, einer der »bösen Jungs«, aber sein Markenzeichen, die Silbermaske, hatte ihn schnell zu einem Publikumsliebling werden lassen, sodass er seinen Stil veränderte und zu einem técnico wurde, einem der »Guten«. Und damit zu einem Helden: Comics, fotonovelas, Filme und TV-Spots berichteten von seinen bizarren, oft genug lächerlichen »Abenteuern«. Er eröffnete zwei Trainingshallen und kaufte ein halbes Dutzend Wohnhäuser in der Stadt. Er war ein Selfmade-Superheld. Seine Filme deckten so gut wie jedes Genre ab: Western, Horror, Science-Fiction, Agentenstreifen - meistens alles zugleich. Er bekämpfte amphibische Ungeheuer genauso wie sowjetische Spione, und jeder dieser Kämpfe endete stets mit seinem berühmtesten und tödlichsten Manöver: dem »Engelskuss«.
    Vor allem im Kampf gegen Vampire konnte er große Erfolge verbuchen. El Ángel de Plata trat gegen jede nur erdenkliche Variation der Blutsauger an: männliche, weibliche, dicke, dünne - und gelegentlich sogar nackte für die ungeschnittenen Versionen, die in Europa gezeigt wurden.
    Leider jedoch sank sein Stern ebenso schnell, wie er aufgegangen war. Je mehr er danach trachtete, sein Imperium zu vergrößern, desto mehr vernachlässigte er das Training. Das Wrestling wurde zu einem notwendigen Übel; als seine Berühmtheit ihren Zenit erreichte, absolvierte er nur einen bis zwei Wrestling-Auftritte pro Jahr und drehte dafür einen Film nach dem anderen. Und so zwang ihn der schwindende Ruhm, zu der Zeit als sein Film Der silberne Engel

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