Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall

Titel: Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
Vom Netzwerk:
gegen die Rückkehr der Vampire - ein Titel, der syntaktisch absolut keinen Sinn ergab, jedoch ziemlich genau auf den Punkt brachte, wofür sein filmisches Werk stand - zum ersten Mal im Fernsehen wiederholt wurde, eine Art Fortsetzung dazu zu drehen, um an die glorreiche Tradition seiner Blutsaugerstreifen anzuknüpfen.
    Eines Morgens stand er also in einem stickigen Filmstudio
einer Gruppe junger Wrestler gegenüber, die man mit billiger Schminke und Gummizähnen in Vampire verwandelt hatte. Angel änderte die Choreographie dahingehend, dass die Kampfszene zwei Stunden früher als geplant abgeschlossen sein würde und er so noch einen Nachmittags-Martini im Intercontinental genießen würde können, dann begannen sie zu drehen.
    In dieser Szene sollte es einem Vampir um ein Haar gelingen, Angel die Silbermaske vom Gesicht zu reißen - bevor der sich auf geradezu unglaubliche Weise durch einen Schlag mit der offenen Hand, den »Engelskuss«, befreien würde. Im Laufe der Wiederholungen allerdings wurde einer der jungen Vampirdarsteller etwas übermütig. Voller Begeisterung über sein filmisches Debüt legte er zu viel Schwung in seinen Angriff und warf sein älteres Gegenüber einfach zu Boden. Und im Fallen landete der Nachwuchsdarsteller tragischerweise direkt auf dem ehrwürdigen Bein seines großen Idols.
    Angels Knie brach mit einem lauten, feuchten Knacken. Sein Schrei wurde von der halb heruntergerissenen Maske gedämpft.
    Stunden später erwachte er in einem der besten Krankenhäuser Mexiko Citys. Sein Bett war von einem Blumenmeer umgeben, und von der Straße riefen seine Fans Genesungswünsche zu ihm hinauf. Das Bein jedoch war irreparabel beschädigt. Sein Leibarzt, mit dem er lange Nachmittage beim Würfeln im Country Club zugebracht hatte, brachte ihm dies ebenso sanft wie schonungslos bei.
    In den folgenden Monaten und Jahren verpulverte Angel einen Großteil seines Vermögens dafür, sein zerstörtes Gelenk reparieren zu lassen - er hoffte immer noch darauf, seine einzigartige Wrestlingtechnik und damit seine Karriere retten zu können -, doch seine Haut hatte sich durch das Narbengewebe auf dem Knie verhärtet und die Knochen weigerten sich, wieder richtig zusammenzuwachsen.

    Schließlich wurde auch noch seine wahre Identität bekannt, und aus El Ángel de Plata, dem Mysterium mit der Silbermaske, wurde Angel Guzman Hurtado, ein ganz gewöhnlicher Kerl, der zu bemitleidenswert war, um ihn zu bewundern.
    Dann ging alles ganz schnell. Angels Wrestling-Imperium brach zusammen, und er arbeitete für eine Weile nacheinander als Trainer, Bodyguard und Türsteher. Aber er behielt seinen Stolz, selbst als dicker alter Mann, der niemandem mehr Angst einjagte oder auch nur Respekt einflößte.
    Vor etwa fünfzehn Jahren war er wegen einer Frau nach New York City gekommen - und geblieben, obwohl die Frau längst über alle Berge und sein Visum längst abgelaufen war. Wobei er wie die meisten Leute, die in dieser Mietskaserne gestrandet waren, inzwischen nicht mehr so richtig wusste, wie er überhaupt hierher gelangt war. Er wusste nur, dass er jetzt ein Mieter in einem jener Wohnblöcke war, von denen er selbst einmal sechs Stück besessen hatte …
    Aber über die Vergangenheit nachzudenken war viel zu schmerzhaft. Nichts mehr sollte ihn an sein früheres Leben erinnern!
    Abends spülte er Geschirr im Tandoori Palace. War das nebenan gelegene Restaurant gut besucht, war Angel in der Lage, etwa vier Stunden am Stück zu stehen, und das auch nur, wenn er mit Klebeband Schienen an seinem Knie befestigte. Leider war im Tandoori Palace fast immer viel los, und so putzte er zusätzlich die Toiletten und kehrte den Bürgersteig, damit ihn die Guptas nicht vor die Tür setzten. Er war am unteren Ende seines privaten Kastensystems angelangt - so tief, dass seine Anonymität sein wichtigster Besitz war. Niemand wusste, wer er einmal gewesen war; er hatte sich erneut hinter einer Maske verborgen.
    Das Tandoori Palace war allerdings jetzt schon seit zwei Tagen geschlossen, genau wie der Supermarkt gegenüber, die andere Hälfte des neobengalischen Imperiums der Guptas.
Die Jungs waren spurlos verschwunden, gingen nicht einmal mehr ans Telefon. Angel machte sich Sorgen, weniger um die Guptas als um sein Einkommen. Im Radio wurde von einer Quarantäne gesprochen. Hatten die Guptas deshalb die Stadt verlassen? Oder waren sie diesen Ausschreitungen zum Opfer gefallen, die die Stadt wie ein Lauffeuer erfasst hatten?
    Vor

Weitere Kostenlose Bücher