Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall

Titel: Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
Vom Netzwerk:
vernichtet?«
    Nein, es existiert. Doch nur ein Narr würde sich auf die Suche danach machen. Die Jagd nach dem Occido Lumen ist die Jagd nach dem Meister. Sie mögen stark genug sein, um
einen altersschwachen Jünger wie mich zu besiegen, doch gegen ihn stehen Ihre Chancen denkbar schlecht. Eine Erfahrung, die, wie ich höre, auch Ihre Frau machen musste.
    Also steckte noch ein letzter Funken Boshaftigkeit in dem alten Vampir, hatte er genug Kraft für seine kranken Scherze. Setrakian starrte den strigoi hasserfüllt an.
    Und dann ging die Sonne auf, blitzten die ersten Strahlen durch das Fenster. Setrakian griff nach Dreverhavens Stuhl, kippte ihn auf die Hinterbeine und zog ihn - zwei Kratzspuren im Holzboden hinterlassend - hinter sich her in die Geheimkammer. »Sonnenlicht ist zu gut für Sie, Dr. Dreverhaven«, sagte er mit gepresster Stimme.
    Die Augen des Vampirs glänzten erwartungsvoll. Endlich erlebte er etwas, womit er nicht mehr gerechnet hatte. Etwas Überraschendes. Dieser Mensch hatte sich etwas Besonderes für ihn ausgedacht …
     
     
    Setrakian benötigte drei Tage.
    Drei Tage lang arbeitete er ununterbrochen und in einem beinahe tranceähnlichen Zustand. Er amputierte dem strigoi die Arme und Beine auf dessen eigenem Operationstisch; vor allem die Kauterisation der Wunden gestaltete sich als äußerst schwierig. Dann besorgte er sich mehrere verbleite Behälter für Pflanzen und baute daraus einen Sarg. Das Metall würde die telepathische Verbindung zum Meister blockieren. Er legte die Kreatur samt Gliedmaßen in den Sarg und verschloss ihn. Schließlich mietete er ein kleines Boot, bezahlte drei betrunkenen Matrosen ein kleines Vermögen, dass sie ihm den Sarg an Bord brachten, und segelte damit allein auf die Nordsee hinaus. Und dort, auf dem offenen Meer, versenkte er ihn.
    Dr. Werner Dreverhaven war nun für alle Ewigkeit auf dem Meeresgrund gefangen. Geschützt vor den tödlichen Strahlen der Sonne. Für immer bei Bewusstsein.

    Es dauerte eine Weile, bis Dreverhavens Stimme in Setrakians Kopf verstummte. Dann ließ er seinen Blick zum Horizont schweifen. Seine Arbeit war noch lange nicht zu Ende. Er musste untertauchen - so wie dieser verfluchte strigoi . Er musste sich unsichtbar machen. Und er musste auf die richtige Gelegenheit warten.
    Auf die Gelegenheit, das Buch in seinen Besitz zu bekommen und damit den Meister zu besiegen.
    Es war an der Zeit, nach Amerika aufzubrechen.

Der Meister
    Der Meister tat nie etwas Unüberlegtes; er hatte jeden nur möglichen Verlauf seines Plans in Gedanken durchgespielt. Es war ein gewaltiges Vorhaben, zweifellos, und gelegentlich verspürte er einen leichten Anflug von Zweifel, ob es gelingen würde. Aber das änderte nichts an seiner Überzeugung.
    In wenigen Stunden würden die Alten ausgelöscht sein.
    Alle zur gleichen Zeit.
    Und es würde sie völlig unvorbereitet treffen.
    Schon einmal hatte der Meister einen von ihnen in die Falle gelockt und ihn und seine sechs Diener vernichtet - damals, in Sofia. Der Meister selbst hatte bei diesem Verlust gewaltige Schmerzen erlitten und den Sog der Dunkelheit - des Nichts - gespürt. Und er hatte es genossen.
    Am 26. April 1986 fand mehrere Hundert Meter unter der bulgarischen Hauptstadt in einem Kellergewölbe mit drei Meter dicken Betonwänden eine Kernspaltung statt, deren Energie mit der der Sonne vergleichbar war. Die Stadt wurde von einem leichten Erdbeben erschüttert, dessen Epizentrum in der Pirotskastraße lag; es gab keine Verletzten und nur geringe Sachschäden. In den Nachrichten wurde das Ereignis kaum erwähnt und schließlich von der katastrophalen Kernschmelze in einem Reaktor im sowjetischen Tschernobyl verdrängt, die am selben Tag stattgefunden hatte. Kaum jemand
ahnte, dass diese beiden Vorkommnisse unmittelbar miteinander zusammenhingen.
    Von den ehemals sieben Alten war der Meister der ehrgeizigste, hungrigste, was nur natürlich schien: Er war als Letzter von ihnen in die Welt getreten, sein Mund, seine Kehle, sein Durst waren noch lange nicht befriedigt. Und dieser Durst war es, der die übrigen dazu brachte, sich in alle Winde zu zerstreuen. Sie lebten im Verborgenen - und waren doch miteinander verbunden.
    Erinnerungen … Der Meister wanderte weit in der Zeit zurück. Zum ersten Kataklysmus, den dieser Planet erlebt hatte. Zu heute vergessenen Städten aus Alabaster und poliertem Onyx. Zu jenem Moment, als er zum ersten Mal Blut geschmeckt hatte.
    Aber Erinnerungen waren

Weitere Kostenlose Bücher