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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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unserem Lager feierten Mateo, Don Julio und die anderen Männer meine Rettung.
    »Wir wussten, dass du für den naualli zu einem Ärgernis geworden warst«, meinte Don Julio. »Als du das Schwein befreit hast, weil du es für den Zwerg hieltest, war ihm klar, dass du ihn verdächtigst. Zweifellos hat der naualli den Zwerg geopfert. Doch das werden wir erst erfahren, nachdem wir seine gefangenen Anhänger befragt haben.«
    »Ja, Kleiner, du hast wirklich Glück, dass ich ein großer Schauspieler bin. Ich habe einen der Jaguare bewusstlos geschlagen, ihm die Verkleidung gestohlen und seinen Platz eingenommen.«
    »Nichts Neues über den bösen Anführer?«, fragte ich.
    »Nein.« Don Julio schüttelte den Kopf und lächelte. »Dabei hätte sich dieser Teufel in einen Jaguar verwandeln müssen, um meinen Männern durch die Finger zu schlüpfen. Obwohl ihn meine Leute mit Pferden verfolgten, ist er zu Fuß entkommen.«
    »Ihr wusstet also, dass der naualli mich verschleppen würde?«, fragte ich.
    »Es war nur eine Frage der Zeit«, entgegnete Mateo. »Ein Mestizenjunge hat die Nase in seine geheimen Machenschaften gesteckt. Die Indios hassen Mestizen fast ebenso wie uns Spanier. Also hätte er, wenn er dich auf dem Opferstein beseitigt hätte, zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.«
    Ich lächelte Don Julio und Mateo an. Obwohl ich vor Wut kochte, weil sie mein Leben gefährdet hatten, durfte ich es mir nicht anmerken lassen, denn ich hätte mir damit nur geschadet. Allerdings konnte ich mir eine spöttische Anmerkung nicht verkneifen. »Vielleicht habt Ihr ja zu schnell zugeschlagen, um mich zu retten. Wenn Ihr gewartet hättet, bis mir der naualli das Herz aus dem Leibe gerissen hat, hättet Ihr ihn vielleicht noch erwischt.«
    »Wahrscheinlich hast du Recht«, sagte Don Julio. »Denkt daran, Mateo. Wenn Ihr und der Junge den naualli das nächste Mal aufspürt, wartet in aller Ruhe ab. So habt Ihr Zeit, dem naualli den Kopf abzuschlagen. «
    Don Julios Miene war nicht zu entnehmen, ob er das ernst meine. Eines jedoch stand fest: Wir waren noch nicht fertig mit dem naualli.
    Auch Mateo hatte das verstanden. »Don Julio, soll das etwa heißen, dass ich in dieser Einöde bleiben muss, bis dieser Hurensohn aufgespürt ist? Ich sehne mich nach einer Stadt, wo ich Leute meines Standes treffen kann und wo es Frauen und Musik gibt.«
    »In einer Stadt geratet Ihr normalerweise bloß in Schwierigkeiten«, gab Don Julio zurück. »Ich habe Euch diesen Auftrag erteilt, weil Ihr einen zu großen Teil Eures Lebens in einem Sündenpfuhl zugebracht habt, wo Falschspieler und leichte Mädchen Euch zu Torheiten aufstacheln. Diese Aufgabe tut Euch gut. Frische Luft, herzhafte ländliche Küche…«
    Mateo war nicht eben erfreut darüber, in die Provinz verbannt worden zu sein. Und auch ich grollte, weil man mich als Lockvogel für den naualli missbraucht hatte.

57
    Don Julio postierte Männer an den Hauptstraßen, die aus dem Gebiet herausführten, und schickte andere in den Wald, um nach dem naualli suchen zu lassen. Hin und wieder schloss sich Mateo zu Pferde den Suchtrupps an. Doch im Großen und Ganzen hielt er es für Zeitverschwendung.
    »Dieser Schweinehund kennt sich hier aus und hat überall seine Anhänger. Wir kriegen ihn nie.«
    Don Julio vermutete, dass der naualli die Gegend nicht verlassen würde, ohne sich zuvor für seine Niederlage zu rächen. »Sonst würde ihn niemand mehr ernst nehmen«, sagte er. Und eine geeignete Vergeltungsmaßnahme war nach Ansicht des Dons, einen Spanier, einen Mestizen oder einen Indio zu töten, der mit den Spaniern gemeinsame Sache machte.
    Deshalb waren wir dazu verdonnert, bis in alle Ewigkeit in dieser unwirtlichen, von rückschrittlichen Indios bevölkerten Einöde auszuharren. So beschrieb zumindest Mateo unsere Lage. Der Wein und die Ausflüge zum Gasthaus eines nahe gelegenen Dorfes, wo er mit reisenden Kaufleuten Karten spielte, bedeuteten für ihn nur einen geringen Trost.
    Der Zauberer verbrachte den Großteil seiner Zeit in unserem Lager, rauchte seine Pfeife und starrte in den Himmel hinauf.
    Ich machte mir Sorgen um ihn, denn wenn die Bewohner der umliegenden Dörfer ihn um seine Hilfe baten, schien ihn das kaum aus seiner Teilnahmslosigkeit zu reißen. Als ich ihn fragte, was er da täte, erwiderte er: »Ich sammle Medizin.«
    Diese Antwort bestürzte mich sehr. Offenbar glaubte er, dass der naualli etwas gegen mich im Schilde führte und dass er ihn mit einem Zauber

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