Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
Vom Netzwerk:
abwehren müsse. Ich wollte nicht, dass sich der Zauberer beim Versuch, mich zu schützen, selbst in Gefahr brachte.
    Ein paar Tage lang blieb ich bei ihm im Lager - bis mir ein Schatz in die Hände fiel.
    Ein Schatz, fragt ihr? Ein Becher voller Smaragde oder eine goldene Maske vielleicht? Nein, meine Freunde, es handelte sich nicht um einen Schatz von Geldeswert, sondern um einen geistigen. Mateo hatte beim Spiel eine Ausgabe von Lazarillo de Tormes gewonnen. Das Buch war der Vorgänger von Guzmán de Alfarache, der Geschichte eines Pícaro, den ich sehr bewunderte und nachzuahmen versuchte. Dass Lazarillo wie Guzmán auf der Liste der in Neuspanien verbotenen Bücher stand, machte die Lektüre nur um so erstrebenswerter.
    Mateo erzählte mir, der Verfasser von Lazarillo sei vermutlich Don Diego Hurtado de Mendoza, ein Mann, der eigentlich für das Priesteramt studiert hatte, dann aber Berater des Königs und Botschafter in England geworden sei. Allerdings glaubten viele, dass Mendoza nicht der wirkliche Autor war.
    Ich setzte mich mit dem Buch auf einen Hügel, von dem aus man Blick auf den Fluss hatte. Die Sonne wärmte die Felsen, und ich ließ mich zwischen den Steinen nieder, um zu lesen. Als ich mich in Lazarillos Abenteuer vertiefte, empfand ich die Schilderungen als so grausam, als ob sie aus der Feder eines Tyrannen stammten.
    Lazaros Herkunft ähnelt der von Guzmán. Er ist der Sohn eines Müllers, der am Ufer des Río Torme sein Geschäft betreibt. Wie bei Guzmán ist auch Lazaros Vater leider ein Taugenichts. Nachdem er ertappt wird, wie er seine Kundschaft betrügt, schickt man ihn als Maultiertreiber in die Maurenkriege, wo er ums Leben kommt.
    Lazaros Mutter besitzt einen Gasthof, ist allerdings keine gute Geschäftsfrau. Sie lässt sich mit einem Mauren, dem Burschen eines Adligen, ein und gebiert ihm ein Kind. Der dunkelhäutige Sprössling führt zu einem Skandal. Der Adlige findet heraus, dass der Maure heimlich eine Familie hat und Geld unterschlägt, um diese zu unterstützen, was dem Mann zum Verhängnis wird. Man bestraft ihn mit Peitschenhieben.
    Da Lazaros Mutter die Familie nicht mehr ernähren kann, übergibt sie den Sohn als Lehrling einem blinden Bettler, von dem er lernt, wie es im Leben zugeht.
    Beim Weiterlesen kam ich zu dem Schluss, dass der hinterhältige Blinde ein Teufel in Menschengestalt gewesen sein musste. Doch Lazaro bewundert mit der Zeit die Gerissenheit des Mannes und versteht, was dieser ihm beibringen will.
    Das Leben entwickelt sich zu einem täglichen Machtkampf zwischen dem geizigen alten Mann und dem hungrigen Jungen, der etwas in den Magen bekommen will. Der Alte bewahrt Brot und Fleisch in einem Leinensack auf, den er oben mit einem Eisenring und einen Vorhängeschloss sichert. Lazaro schneidet ein kleines Loch in den unteren Rand und kann sich so ordentlich den Bauch voll schlagen. Außerdem lernt er, die dem Bettler zugeworfenen Almosen im Mund zu verstecken und Wein zu stehlen, indem er den Boden des Weinkrugs des Bettlers anbohrt und das Loch anschließend mit Wachs verstopft.
    Da Lazaro von dem blinden Mann so viel erdulden muss, entwickelt er mit der Zeit einen Groll gegen ihn. Er rächt sich, indem er ihn über die holprigsten Straßen und durch den tiefsten Morast führt. Endlich beschließt er, die Dienste dieses Tyrannen zu verlassen.
    Danach wechselt Lazaro von einem schlechten Herrn zum nächsten, und sein Leben wendet sich erst zum Besseren, als er das Dienstmädchen eines Priesters heiratet. In der Gemeinde wird gemunkelt, dass es sich um eine arrangierte Ehe handle, da die Frau die Geliebte des Priesters gewesen sei. Doch für Lazaro entwickeln sich die Dinge prächtig, weil der Priester ihn mit reichen Geldgeschenken ausstattet. Nach dem Tod der Frau wird Lazaro wieder vom Pech verfolgt, und er gerät in Schwierigkeiten, die, wie er den Leser wissen lässt, »zu grausam und entsetzlich sind, um sie hier wiederzugeben«.
    Offen gestanden, fand ich Lazaro bei weitem weniger spannend als Guzmán. Das Buch war nicht so dick, und die Abenteuer waren längst nicht so fesselnd. Allerdings kamen die Leiden des Lazaro und die Böswilligkeit so vieler Menschen, denen er begegnete, der Wirklichkeit vermutlich um einiges näher.
    Nachdem ich das Buch zu Ende gelesen hatte, fielen mir die Augen zu. Ich lehnte mich zurück und schlief ein. Als ein Stein neben mir auf den Boden fiel, fuhr ich erschrocken hoch.
    Maria, die mich in die Arme der Jaguarritter

Weitere Kostenlose Bücher