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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Nachdruck zu verleihen.
    »Ramón, Ramón, warum zwingt Ihr uns, Euch zur Frau zu machen?«, fragte ich. »Ich weiß, dass Ihr Bruder Antonio im Auftrag eines anderen getötet habt. Nennt mir den Namen, dann könnt Ihr dieses Haus auch weiterhin als Euer Privatbordell nutzen.«
    Er fuhr nur fort, mich zu beleidigen.
    »Ich weiß, dass einer von euch dieser Bastardjunge ist«, keuchte er. »Ich habe deine Mutter gefickt, bevor ich sie abgestochen habe.«
    Als ich einen Schritt vorwärts machte, um den Stuhl wegzustoßen, trat Alva mir in den Bauch. Sein Stiefel traf mich direkt unterhalb des Brustbeins, sodass mir die Luft wegblieb. Ich taumelte rückwärts und landete auf dem Hinterteil.
    Alva hatte durch den schwungvollen Tritt das Gleichgewicht verloren und schwang heftig hin und her. Der wagenradförmige Kerzenleuchter löste sich von der Decke und fiel, begleitet von einem beträchtlichen Stück Mauerwerk, zu Boden. Vor lauter Schutt und Staub konnte ich nichts mehr sehen.
    Mateo stieß einen Schrei aus, und im nächsten Augenblick stürmte Alva an mir vorbei. Holz splitterte, als er sich, mit dem
    Kopf voran, durch die geschlossenen Fensterläden stürzte. Ich hörte, wie er auf den Ziegeln des Vordaches im Hof aufschlug und um Hilfe rief.
    Mateo packte mich am Arm. »Beeilung!«
    Ich folgte ihm in den angrenzenden Salon, von dem ein Balkon abging. Mateo hatte das Seil mitgebracht, mit dem wir Alva aufgehängt hatten. Er legte die Schlinge um das Balkongeländer, schwang sich über die Brüstung und rutschte an dem Seil hinunter. Ich tat es ihm nach, noch ehe er unten angekommen war, und war froh, dass Mateo Erfahrung darin besaß, angesichts einer Gefahr aus fremden Schlafzimmern zu fliehen.
    Wir warfen Kleider und Masken weg, verwandelten uns wieder in Don Julios Diener und setzten uns in eine Taverne, wo wir Primero spielten, ein Kartenspiel, bei dem Mateo gerne viel Geld verlor.
    »Bastardo, wir haben heute Abend etwas Wichtiges erfahren abgesehen davon, dass Alva eine harte Nuss ist.«
    »Und das wäre?«
    »Er hat deine Mutter auf dem Gewissen.«
    Ich hatte meine Mutter nie kennen gelernt und deshalb keine Erinnerung an sie. Doch dass dieser Mann behauptete, sie vergewaltigt und getötet zu haben, war ein weiterer Nagel zu seinem Sarg. Selbst wenn ich davon ausging, dass er das bloß gesagt hatte, um mich zu verhöhnen, wurde meine Vergangenheit dadurch nur umso rätselhafter. Welche Verbindung bestand zwischen Alva und meiner Mutter?
    Warum hatte es ein Sporenträger nötig, ein Indiomädchen umzubringen? Und das größte Geheimnis von allen blieb weiterhin bestehen: Ich wusste, dass er sie nicht ermordet hatte. Soweit ich im Bilde war, lebte sie noch.
    »Es wird ein Weilchen dauern, bis Alva sich wieder von uns aufs Kreuz legen lässt«, meinte Mateo. »Wenn wir es überhaupt noch einmal schaffen.«
    »Glaubst du, er sieht einen Zusammenhang zwischen uns und Isabella?«
    Mateo zuckte die Achseln. »Ich denke nicht. Wahrscheinlich wird er annehmen, dass Isabella und die Zofe etwas Schlechtes gegessen haben. Aber damit er keinen Verdacht schöpft, werde ich mich noch heute Nacht auf den Weg nach Acapulco machen.«

20
    Da Mateo in Acapulco weilte, der Don mit seinem Tunnel beschäftigt war und Isabella ständig schmollte, hielt ich mich so oft wie möglich vom Haus fern. Wenn ich nicht in der Druckerei war, schlenderte ich durch die Arkaden und sah mir die Waren in den Läden an.
    Ich arbeitete noch spätabends in der Druckerei, als ich hörte, wie sich die Klappe an der Hintertür öffnete und ein Päckchen zu Boden fiel. Weil ich vermutete, dass es sich wahrscheinlich um den Verfasser der romantischen Gedichte handelte, die mich so sehr begeisterten, eilte ich zur Tür, riss sie auf und rannte auf die Gasse hinaus. Ich sah eine fliehende Gestalt, einen schlanken, zierlichen Mann, dessen Kapuzenmantel beim Laufen hinter ihm herwehte. Er verschwand um die Ecke, und als ich diese erreichte, rollte bereits eine Kutsche die Straße hinunter. Es war zu dunkel, um Einzelheiten zu erkennen.
    Auf dem Rückweg stieg mir der Duft eines Parfüms in die Nase, das, wie ich wusste, bei den jungen Frauen in der Stadt sehr beliebt war. Zunächst erschien es mir merkwürdig, dass ein Mann Parfüm benutzte, allerdings gab es hier viele Gecken, die sich nicht nur parfümierten, sondern auch Seide und Spitze trugen. Auch erstaunte es mich nicht weiter, dass sich ein Autor romantischer Gedichte möglicherweise zu Männern

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