Das Blut der Azteken
Gladiatorenkampf aufzuführen.
Mitten in der Nacht schreckte ich hoch, denn mir war schlagartig eingefallen, dass ich bereits eine Wasserbühne besaß.
Zwei Wochen später kehrte Mateo aus Acapulco zurück. Er war übler Laune, und keine neue Narbe wies auf ein Duell wegen einer Frau hin.
»Mateo, mein Freund und Waffenbruder, ich hatte eine Erleuchtung«, begrüßte ich ihn.
»Bist du auf Wasser gewandelt?«
»Genau! Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Wir werden eine comedia aufführen, und zwar auf dem Wasser.«
Mateo verdrehte die Augen und tippte sich an die Schläfe. »Bastardo, hast du etwa das Pulver geschnupft, das einem den Kopf verdreht?«
»Nein, ich habe Geschichtsbücher gelesen. Die Römer haben manchmal die Arena unter Wasser gesetzt und die Gladiatoren Seeschlachten mit Kriegsschiffen aufführen lassen.«
»Hast du vor, diese comedia in Rom zum Besten zu geben? Hat der Papst dir erlaubt, den Petersdom zu überfluten?«
»Dir fehlt einfach das Gespür fürs Geniale. Hast du dich schon einmal umgesehen und dabei bemerkt, dass Mexiko-Stadt von Wasser umgeben ist? Nicht zu vergessen die Dutzende von Lagunen rings um die Stadt.«
»Erklär mir, was für einen Unsinn du schon wieder ausheckst.«
»Wir gehen ein großes Risiko ein, wenn wir anstößige Stücke und Romane drucken und verkaufen. Ich habe mir gedacht, dass wir viel mehr verdienen können, wenn wir selbst ein Stück aufführen.«
Mateos Augen leuchteten auf. »Und ich werde es schreiben! Ein englischer Pirat vergewaltigt…«
»Nein, nein, nein! Von Madrid bis nach Acapulco kennt jeder dieser Geschichte. Ich habe eine Idee für ein Stück.«
Seine Hand näherte sich dem Dolch. »Du willst also nicht, dass ich es schreibe?«
»Doch, selbstverständlich, aber mit einem anderen Inhalt.« Bei dem zum Glück wenig Dialog nötig ist, fügte ich im Geiste hinzu. »Was ist der größte Moment in der spanischen Geschichte?«
»Natürlich die Eroberung.«
»Cortés besaß eine Flotte von Kriegsschiffen. Da Mexiko eine Insel mit einer Brücke war, die die Azteken mühelos verteidigen konnten, musste Cortés die Stadt vom Wasser aus angreifen. Also ließ er Bäume fällen und eine Flotte von dreizehn Schiffen bauen.«
Natürlich kannte Mateo die Geschichte besser als ich. »Und wie willst du die dreizehn Schiffe und fünfhundert Kanonen bezahlen, ganz zu schweigen von einigen hundert Eroberern und fünftausend Aztekenkriegern?«
»Wir brauchen nur ein Kriegsschiff und zwei oder drei Kanonen. Man kann eine große Barke zu einem Kriegsschiff umbauen, indem man sie mit einigen Balken und Holzkanonen ausstattet. Die Indios mit ihren Kanus kriegt man für ein paar Pesos pro Abend.«
Mateo lief angespannt auf und ab wie ein Jaguar auf der Pirsch. Offenbar sah er sich selbst in der Rolle des Mannes, der ein Imperium errungen hatte.
»Cortés ist die Hauptrolle«, verkündete er. »Er kämpft mit der Kraft von zehn Dämonen, tötet Dutzende - nein, Hunderte - von Feinden und feuert seine Männer an, nicht nachzulassen. Im Augenblick der größten Verzweiflung wirft er sich auf die Knie und fleht Gott an, Wind zu schicken.«
»Natürlich kann nur ein begabter Schauspieler wie du den Eroberer spielen.«
»Eine gestrandete Schauspielertruppe ist in der Stadt und wird mit jedem Tag magerer«, meinte er. »Bestimmt bekommen wir sie für Unterkunft, Wein und Verpflegung, bis unser Schiff fertig ist.«
»Ich überlasse die künstlerische Leitung lieber einem Menschen, der schon vor dem Königshaus in Madrid aufgetreten ist, und befasse mich mit den alltäglichen Fragen wie dem Bauen des Kriegsschiffs, dem Druck der Plakate und dem Kartenverkauf.«
Ich betete zu Gott, dass ich genug Geld damit verdienen würde, um endlich meinen Traum von einem Leben als Edelmann verwirklichen zu können.
Die Vorbereitungen für die Theateraufführung waren einfacher als erwartet. Der Vizekönig und die Inquisition erklärten sich nur allzu gern bereit, ein Stück zu genehmigen, das dem Lob Gottes und dem Ruhm spanischen Eroberer gewidmet war. Bei den Verhandlungen gab ich mich als Druckergehilfe aus, der im Auftrag des erfundenen Autors des Stückes handelte. Wegen unserer Verbindungen zum Don beschlossen wir, unsere wirklichen Namen nicht zu nennen.
Als ich spätnachts die Handzettel druckte, die für das Stück warben, hörte ich ein unverkennbares Plumpsen an der Hintertür. Ein Päckchen war durch den Schlitz geworfen worden, und ich stürzte wieder
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