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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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sollten, den Verstand verwirrte.
    Einige Minuten später fuhr die Kutsche vor dem Liebesnest vor. Mateo und ich stiegen aus.
    Wir spazierten durch das unbewachte Tor und gingen zur Vordertür, wo ich an der Klingelschnur zog. Die Glocke war fast so laut wie die eines Kirchturms. Kurz darauf öffnete die Haushälterin die Tür.
    »Buenas tardes, Señora«, begrüßte sie mich.
    Wir hatten uns als Frauen verkleidet und trugen Masken.
    Da es überflüssig war, einen Dienstboten einer Antwort zu würdigen, traten wir schweigend ein. Alvas Geliebte für diese Nacht - also ich - und meine Zofe - Mateo - waren im Haus.
    Alva wäre keine Sekunde auf uns hereingefallen, doch eine alte, halb blinde und schwerhörige Frau konnten wir damit täuschen.
    Die alte Frau ließ uns, unverständliches Zeug vor sich hinmurmelnd, am Fuß der Treppe allein.
    Das für das Stelldichein bestimmte Schlafzimmer war nicht schwer zu finden. Es wurde von Kerzen erleuchtet, das Bett war frisch gemacht, und auch für Wein und Süßigkeiten hatte man gesorgt.
    Wir bereiteten alles vor und setzten uns dann, um zu warten.
    »Vergiss nicht, dass Alva ein berühmter Fechter ist«, meinte Mateo. »Wenn er es schafft, das Schwert zu ziehen, bringe ich ihn um. Aber vorher wird es ihm sicher gelingen, dich zu töten.«
    Ach, Mateo! Er konnte einem Freund wirklich Mut machen, und er hielt mit der Wahrheit nie hinter dem Berg. Schließlich hatte er mich schon häufig darauf hingewiesen, dass ich als Fechter nicht ernst zu nehmen war.
    Die Schlafzimmerfenster gingen auf den Hof hinaus. Wir beobachteten, wie Alva in seiner Kutsche ankam und den Hof überquerte. Er verschwand unter dem Vordach des Weges, der zur Eingangstür führte. Seine beiden Gefolgsleute blieben im Hof zurück.
    Ich saß mit dem Rücken zur Tür an dem kleinen Tisch mit dem Wein und den Süßigkeiten. Wir hatten die Frauenkleider abgelegt. Nur ich trug noch den Mantel, damit ich von hinten wie eine Frau aussah, wenn Alva das Zimmer betrat. Meine Hand umfasste mein Schwert, und das Herz klopfte mir bis zum Hals. Ich hatte weniger Angst vor Alva als vor dem, was ich vielleicht von ihm über meine Vergangenheit erfahren würde.
    Die Tür ging auf, und ich hörte seine schweren Schritte.
    »Isabella, ich…« Der Mann hatte die Instinkte einer Dschungelkatze. Offenbar hatte mein Rücken seinen Verdacht geweckt, denn er griff nach seinem Schwert.
    Ich sprang mit gezücktem Schwert auf, doch bevor es zum Kampf kam, zog Mateo ihm den Stiel einer Axt über den Kopf. Alva sank auf die Knie, und Mateo versetzte ihm noch einen Schlag, der ihn zwar nicht das Bewusstsein verlieren ließ, aber ihn hinreichend betäubte. Sofort stürzten wir uns mit einem Seil auf ihn und fesselten ihm die Hände auf dem Rücken. Mateo fädelte ein anderes Seil durch einen gewaltigen runden Kerzenleuchter von der Größe eines Wagenrads, der an der Decke hing. Dann hielt er Alva ein Messer an die Kehle und schob ihn unter den Kerzenleuchter. Das herunterbaumelnde Seilende wurde zu einer Schlinge geknüpft und Alva um den Hals gelegt.
    Gemeinsam hoben wir ihn hoch, bis seine Füße in der Luft baumelten, und schoben einen Stuhl darunter, auf dem er stehen konnte, damit er sich nicht erwürgte.
    Als wir fertig waren, stand Alva, die Hände auf dem Rücken gefesselt und den Hals in der Schlinge, auf dem Stuhl. Mateo trat den Stuhl weg, sodass unser Gegner in der Luft zappelte und nach Atem rang. Der Kerzenleuchter knirschte, und Putz rieselte von der Decke.
    Ich stellte den Stuhl zurück und wartete, bis seine Füße darauf Halt gefunden hatten.
    Da ich den Mann nicht töten wollte, sofern es sich umgehen ließ, trug ich nicht nur eine Maske, sondern hatte mir zusätzlich Kieselsteine in den Mund gesteckt, um meine Stimme zu verstellen.
    »Vor fast sieben Jahren habt Ihr in Veracruz einen guten Menschen umgebracht, einen Geistlichen namens Antonio.
    Außerdem habt Ihr einem Jungen nach dem Leben getrachtet, den Antonio großgezogen hat. Warum? Wer hat Euch zu diesen Schandtaten angestiftet?«
    Anstelle einer Antwort bekam ich nur unflätige Beschimpfungen zu hören.
    Wieder trat ich den Stuhl unter seinen Füßen weg, sodass er mit gerötetem Gesicht in der Luft hing. Als seine Züge sich vor Schmerz verzerrten und wegen des Sauerstoffmangels blau anliefen, stellte ich den Stuhl zurück.
    »Schneiden wir ihm doch die Eier ab«, schlug Mateo vor. Er kitzelte den Mann mit dem Schwert zwischen den Beinen, um seinen Worten

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